Das Tattoo
Clay gehören. Er ist der Mann, an den ich mich im mer erinnern werde. Er ist der Mann, den ich liebe.”
Pharaoh explodierte vor Zorn. Frankie zuckte zusammen und wappnete sich innerlich, als er mit der Hand ausholte.
Sie wachte auf, als sie Clays Namen schrie, und einen Moment lang war sie erschrocken über ihre Stimme, die im ganzen Haus widerhallte.
„Oh, Gott, oh, Gott”, murmelte sie und kletterte aus dem Bett. ‘
Sie ging taumelnd ins Bad, wo sie sich das Nachthemd auszog und sich unter die Dusche stellte. Es dauerte eine Weile, bis das Wasser warm wurde, doch das war ihr egal, das Wichtigste war, sich von Kopf bis Fuß einzuseifen. Sie fühlte sich wertlos und schmutzig. Wochenlang hatte sie sich einzureden versucht, dass
ihr Entführer sie nicht sexuell missbraucht hatte, aber dieser Traum veränderte alles. Ungeweinte Tränen schnürten ihr den Hals zu, so schmerzhaft, dass sie es unmöglich ignorieren konnte, Wie sollte sie jetzt Clay wieder unter die Augen treten, nachdem sie wusste, dass sie nicht nur entführt, sondern auch vergewaltigt worden war?
Und eine Sekunde später traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz, aus heiterem Himmel. Endlich erinnerte sie sich an etwas Hand festes. Sie erinnerte sich daran, ihn um Gnade angefleht zu haben. Dabei hatte sie ihm ins Gesicht geschaut, daran erinnerte sie sich genau. Sie sah sein Gesicht vor sich. Das war bestimmt etwas, womit die Polizei etwas anfangen konnte. Eilig trocknete sie sich ab und zog sich an.
Sie brannte darauf, Detective Dawson von ihrem Traum zu erzählen, doch er reagierte leider nicht ganz so euphorisch, wie sie erwartet hatte.
„Schauen Sie, Mrs. LeGrand, Sie sagten, es sei ein Traum gewesen.”
Ja, aber…”
„Und woher wollen Sie wissen, dass in dem Traum nicht nur Ihre Angst zum Ausdruck kam? Sie haben uns schon früher an gebliche Einzelheiten Ihrer Entführung erzählt, ohne dass Sie sich an das Gesicht Ihres Entführers erinnern konnten.”
Frankie fühlte sich plötzlich unendlich niedergeschlagen. Es war hoffnungslos. Sie war überzeugt gewesen, dass Dawson ihr diesmal glaubte, aber offensichtlich hatte sie sich geirrt…
„Ja, aber…”
„Und nachdem Sie jetzt ein Foto des Mannes gesehen haben, mit dem Sie aufgewachsen sind, haben Sie beschlossen, dass das der Mann ist, der Sie entführt hat.”
Frankie hätte am liebsten laut geschrien. „Ich habe es nicht
beschlossen, sondern ich habe mich erinnert”, widersprach sie aufgebracht.
„Nein, Ma’am”, erwiderte Dawson ruhig. „Sie haben es ge träumt. Das ist ein himmelweiter Unterschied.”
Frankie setzte sich in den nächstbesten Sessel und ließ deprimiert die Schultern hängen.
„Was soll das, Detective? Sehen Sie denn nicht, dass ich im mer noch in Gefahr bin?”
Als er sich mit seiner Antwort Zeit ließ, wurde sie noch wü tender.
„Na kommen Sie, sagen Sie es doch endlich … Sie denken, dass ich vor zwei Jahren von zu Hause abgehauen bin … und dann irgendwann beschlossen habe zurückzukommen.”
„Dergleichen habe ich nie behauptet, Mrs. LeGrand.”
„Das brauchen Sie auch gar nicht.” Und dann fuhr sie im sel ben Atemzug fort: „Bevor wir diese fruchtlose Diskussion beenden, möchte ich Ihnen noch eine hypothetische Frage stellen.”
„Ja, Ma’am?”
„Was wäre gewesen, wenn ich in einem anderen Bundesstaat tot aufgefunden worden wäre? Hätten Sie Clay verhaftet oder wä ren Sie einfach davon ausgegangen, dass ich während meiner klei nen Selbsterkenntnisreise irgendwie ums Leben gekommen bin?”
Dawson zuckte zusammen. Der Sarkasmus in ihrer Stimme war unüberhörbar.
„Um das zu entscheiden, hätte man erst allen Spuren nachge hen müssen.”
„Warum?” fragte sie. „Soweit ich es sehe, haben Sie sich bis jetzt noch von keiner einzigen Spur beeindrucken lassen. Und ge nau darum wollten Sie ja auch anfangs Clay die Schuld geben. Damals haben Sie sich geirrt. Warum können Sie nicht zugeben, dass Sie sich diesmal ebenfalls irren könnten?”
Dawson suchte immer noch nach einer Antwort, als sie sagte: „Machen Sie sich keine Gedanken. Ich denke, Sie haben Ihre Meinung sehr deutlich zum Ausdruck gebracht und das sogar ohne ein Wort zu sagen. Wissen Sie was, Detective? Falls Sie je in Erwägung ziehen, aus dem Polizeidienst auszuscheiden, sollten Sie überlegen, in die Politik zu gehen. Dafür haben Sie offenbar Talent.”
Das harte Klicken in seinem Ohr ließ bei Dawson keine Illu sionen darüber aufkommen, dass er
Weitere Kostenlose Bücher