Das Teehaus im Grünen
suchen?«
»Das nehme ich an«, sagte er zögernd. »Der Sommer ruft mich! Die großen Weiten! Auf keinen Fall gehe ich wieder in ein Anwaltsbüro.«
Alles Angeberei, dachte sie. Man hat ihn rausgeworfen. Ich möchte nur wessen, weshalb.
Sie war sich ihrer Diagnose sehr sicher.
Dan war immer noch vergnügt, aber nicht mehr der sieghafte Held der vergangenen Tage. Er mähte den Rasen sehr ordentlich, aber beim Lunch, als die Unterhaltung einige Male stockte, sah er doch nachdenklich und bedrückt drein. Gleich nach dem Essen meinte er: »Jetzt muß ich gehen. Nan hat heute morgen angerufen und gesagt, daß Jack am anderen Ende der Farm beim Einzäunen sei. Da kann ich mit ihr ein paar Worte unter vier Augen sprechen.«
Er verabschiedete sich freundlich und ging hinüber zum Nachbarhaus.
»Es ist doch eigenartig, daß Dan immer nur hingeht, wenn Jack fort ist«, meinte Vicky nachdenklich.
»Das kommt mir auch so vor; und ich möchte wohl wissen, was er Nan erzählt. Ich bin überzeugt, daß heute etwas schief gegangen ist.«
Sie hatte recht. Als Nan später kam, hatte sie rote Augen und erwähnte den Besuch ihres Vetters nicht.
Sie brachte die letzten Gardinen und trödelte ein wenig herum, als hätte sie Lust, ein bißchen zu plaudern.
»Es ist rührend, daß Sie alle Gardinen genäht haben«, sagte Lucy. »Wir haben beide kein Talent zum Nähen und besitzen nicht einmal eine Maschine.«
»Es ging ja ganz schnell, und ich nähe gern, auch Gardinen. Das ist eine meiner wenigen Begabungen.«
»Ich wollte, die hätte ich auch«, meinte Vicky, »Aber bei mir ist das hoffnungslos.«
»Aber Sie können kochen. Sie können Kuchen backen und Torten. Ich muß das alles kaufen, und das paßt sich nicht für eine Farmersfrau. Jack findet freilich, ich solle mir nicht soviel Arbeit machen mit dem Herumprobieren. Mit dem Nähen ist’s was anderes. Das macht mir großen Spaß.«
»Haben Sie früher genäht? Ich meine, beruflich?«
»Vor meiner Heirat habe ich’s manchmal getan. Eigentlich mehr zum Spaß, und um mir ein bißchen eigenes Geld zu verdienen. Mein Vater gab uns nicht viel. Die Leute hier in der Umgebung haben mich oft gebeten, ihnen etwas zu nähen, aber Jack hat ein törichtes Vorurteil dagegen. Ich könnte eine Menge Geld verdienen, und es würde mir auch Freude machen. Auf dem Lande suchen die Leute immer eine Schneiderin. Aber Jack sagt, er gibt mir, was ich brauche, und das tut er auch. Trotzdem wäre es nett, wenn ich mir selbst etwas verdienen könnte. Das Geld könnte ich für alles mögliche gebrauchen, auch zu Dingen, mit denen Jack vielleicht nicht ganz einverstanden ist... Heutzutage arbeiten so viele jungverheiratete Frauen!«
»In der Stadt tun sie’s fast alle«, stimmte Vicky zu. Sie fühlte, daß sie Nans wunde Stelle berührt hatte, und wechselte das Thema.
»Sieht unser Rasen nicht herrlich aus? Es ist großartig, daß Dan ihn für uns so schön gerichtet hat. Er ist froh, daß er von der Kanzlei weg ist, nicht wahr?«
Nans Augen verdunkelten sich. »Ja, er hat sie gehaßt, und mit Mr. Seymour konnte er nicht auskommen... Aber ich hoffe sehr, daß er bald etwas anderes findet und sich nicht einfach so treiben läßt... Es war stets schwierig, ihn bei einer Arbeit zu halten. Seltsam, denn Tom — das ist sein Bruder, der nach Kanada ging — ist gerade das Gegenteil von ihm; mit Tom gab es nie Schwierigkeiten.«
Sie begann von Kanada und seinen Möglichkeiten zu sprechen, offensichtlich eifrig bemüht, das Thema Dan und seine Berufsaussichten zu vermeiden.
»Unser junger Mann ist in Schwierigkeiten«, stellte Lucy fest, als Nan gegangen war. »Und deshalb ist Nan so scharf aufs Geldverdienen.«
»Ja. Ich bin überzeugt, daß etwas schiefgegangen ist. Sie sah so elend aus, und wozu sollte sie sonst mehr Geld brauchen? Jack hat eine gutgehende Farm, und er ist ihr gegenüber bestimmt großzügig. Arme Nan — sie schien so aufgeregt zu sein, und sie weiß sich nicht zu helfen, findest du nicht auch?«
»Ja — und sie steckt in der Klemme zwischen ihrem Vetter und ihrem Mann.«
»Trotzdem, Lucy, ich möchte mich auch nicht vor Mr. Seymour verantworten müssen, wenn ich etwas getan hätte, was nicht ganz richtig ist. Er ist ein harter Mann. Dan hat recht, wenn er ihn grausam nennt.«
»Aber er ist auch ein guter Hausherr, und das ist für uns wichtig. Wenn das Haus erst richtig fertig ist, wird es wunderschön aussehen.«
Es war beinah fertig, und sie hofften, in der nächsten
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