Das Teehaus im Grünen
Und so ein Inserat läsen die Leute überhaupt nicht. Seine Frau lächelte nachsichtig über seinen Pessimismus und brachte das Gespräch auf den neuen Anstrich des alten Hauses.
»Es sieht jetzt richtig schmuck aus. Es wird Mr. Seymour gefallen.«
»In Wahrheit hat er das machen lassen. Wir hätten uns das jetzt noch nicht leisten können.«
»Ja, Mr. James ist ein guter Mensch«, sagte Amy Swales warm. »Die Leute verstehen ihn nur nicht. Er ist ein sehr feiner Mann; niemand weiß das so gut wie ich.«
»Kennen Sie ihn schon lange?«
»Freilich. Vor meiner Heirat habe ich dort gearbeitet. Damals lebte der Vater von Mr. James noch, und die beiden Söhne wohnten zu Hause. Sie hatten keine Töchter... Es war ein glückliches Familienleben. Alle hingen an dem alten Haus und den schönen Bäumen. Aber dann ging dies und jenes schief, und ich war froh, als sich Mr. James zum Verkauf entschloß. Es kam ihn hart an, aber er sagte einmal zu mir: >Es hat doch keinen Sinn, es verfallen zu lassen, Amy. Vielleicht kommt mal jemand, dem es doch gefällt.< Er tat mir leid, wie er das so sagte; denn ich wußte, wie schwer es ihm fiel, sich davon zu trennen. Und ich mußte an die glücklichen Zeiten dort denken. Aber so geht es manchmal auf der Welt: die besten Menschen haben das meiste Pech.«
Len stöhnte zustimmend; offenbar gefiel es ihm, daß seine lustige kleine Frau auch einmal eine pessimistische Bemerkung gemacht hatte. Dann kam er wieder auf ihre Bestellungen zurück, nicht ohne einen kummervollen Kommentar zu den hohen Lebenshaltungskosten der heutigen Zeit von sich zu geben.
Drei Tage später erschien er mit seinem Lieferwagen am Gartentor und lud mit großer Sorgfalt sein Meisterwerk ab. Den Kopf zur Seite geneigt, betrachtete er es voller Stolz.
»Es sieht großartig aus, Len!« rief Vicky; sie bestand, fast gegen seinen Willen, auf diesem vertraulichen Umgangston mit dem Geschäftsmann und seiner Frau.
»Es ist doch albern, wenn ihr mich weiter mit >Miss< anredet«, hatte sie gesagt. »Ich nenne euch jetzt Len und Amy.« Amy Swales war entzückt, während Len den Kopf schüttelte und brummte, es habe keinen Sinn, die Dinge zu überstürzen.
An diesem Morgen aber war er für kurze Zeit beinahe vergnügt. Er gab zu, das Schild sei nicht schlecht, wenn sich die Sonne im Gold des Teekessels spiegelte. Doch dann fand er wieder zu sich selbst zurück: »Keiner wird einen Blick darauf werfen, außer wenn er geblendet wird und in den Graben fährt — und dann werdet ihr wohl für den Schaden aufkommen müssen.«
Bei dieser düsteren Prophezeiung brach Vicky in lautes Gelächter aus. »Wir werden es sofort aufhängen«, sagte sie. »Sobald die Maler mit dem Haus fertig sind, werden wir den Tea-Room eröffnen. In ein paar Tagen ist es so weit.«
»Der Maler wird einen scheußlichen Geruch nach seiner Farbe hinterlassen. Das wird die Leute vertreiben, bestimmt, und wiederkommen werden sie nicht so bald... Also ich komme und hänge das Schild auf, wenn Sie mich’s wissen lassen.«
»Ach, machen Sie sich keine Mühe. Das lassen wir von Dan Ireland machen.«
»Der soll mir das Schild nicht anrühren. Wenn er es aufhängt, weht es der Wind gleich am ersten Tag wieder herunter. Nein, nein, das mach ich schon selbst, und Amy soll inzwischen den Laden versorgen.«
»Vielen, vielen Dank! Ist das nicht ein herrliches Wetter! Hoffentlich ist’s bei der Eröffnung auch so schön.«
»Dann eilt euch nur! Es wird nicht lange dauern... Ja, grad heute ist es sehr schön, aber später werden wir dafür büßen müssen. Denken Sie an meine Worte — dafür werden wir büßen müssen.«
Mit dieser düsteren Prognose fuhr er ab. Für das Schild hatte er nur soviel Geld nehmen wollen, wie die Farben gekostet hatten. Den Mädchen war das nicht recht, aber als Vicky mit Amy darüber sprach, lachte diese und meinte: »Das ist schon in Ordnung. Es hat ihm ja so viel Spaß gemacht. Es hat ihn richtig aufgeheitert, all das Rosa und Gelb und Grün! Außerdem hat er’s aus Liebe getan. Er kann Sie beide so gut leiden.«
Als Vicky Lucy davon erzählte, erwiderte diese trocken: »Dann muß er seine Gefühle schon meisterhaft verbergen können. In meiner Nähe scheint er immer den Tränen nahe. Es hat mich schon richtig bedrückt.«
»Ich weiß nicht, ob er dir soviel zu schaffen macht wie Mr. Seymour mir. Mit dir geht er ja ganz menschlich um, Lucy, aber schon mein Anblick scheint ihm widerwärtig zu sein. Er ist mit Ach und Krach
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