Das Teehaus im Grünen
entgegnete er schnell: »Ich habe nicht an die Hypothek gedacht, sondern daran, daß es früher das Heim unserer Familie war. Ich habe sehr an dem Haus gehangen.«
Wie immer reagierte Vicky sofort auf seinen Gefühlsausbruch. »Verzeihen Sie! Ich kann mir denken, daß Sie sehr daran hingen. Aber vielleicht ist es Ihnen ein Trost, daß wir auch daran hängen. Es macht Ihnen doch nichts aus, daß wir einen Tea-Room einrichten wollen?«
Aber er hatte sich schon wieder gefaßt und sagte steif: »Es ist selbstverständlich Ihre Angelegenheit, was Sie mit Ihrem Eigentum machen... Ich hoffe, der Maler wird Sie nicht belästigen.«
»Natürlich nicht. Es ist sehr nett von Ihnen.« Plötzlich überkam sie ein Zweifel: »Welche Farbe soll es bekommen?«
»Genau dieselbe wie bisher — es ist die einzige, die zu diesem Stil paßt — ein gebrochenes Weiß und das Dach grau.«
»Das ist schön! Aber warum machen Sie das eigentlich? Es steht doch nicht im Vertrag.«
»Früher oder später hätte das Haus doch gestrichen werden müssen, und ich wollte lieber selbst die Farbe bestimmen, als es so modern anmalen lassen, mit einer blauen Tür und gelben Fensterrahmen«, versetzte er unwirsch.
Gleich geriet ihr lebhaftes Temperament wieder in Wallung. »Als ob wir so etwas getan hätten! Ach, warum tun Sie etwas Nettes und verderben es gleich darauf?«
Für einen Augenblick schien er etwas schuldbewußt, dann sagte er formell: »Nun, ich hoffe, daß die Arbeit zu Ihrer Zufriedenheit ausfällt. Ich glaube, der Maler, den ich bestellt habe, ist ein guter Handwerker.« Damit stieg er in seinen Wagen und fuhr davon.
Vicky rannte zu Lucy, um ihr alles zu erzählen. Sie schnappte schier nach Luft und sagte: »Es ist ja ungeheuer nett von ihm, aber warum ist er dabei so unausstehlich?«
Lucy war nachdenklich. »Wenn der nicht einen unverdauten Brocken mit sich herum trägt... Ich möchte wohl wissen, was an seinem Benehmen schuld ist.«
»Es ist ja wunderbar, daß das Haus nun auch noch gestrichen wird, aber dieser Mann scheint mich wahrhaftig zu hassen.«
Lucy lachte. »Für dich ist das etwas Neues. Das tut dir ganz gut. Es ist dein erster Mißerfolg, möchte ich wetten.«
Vicky antwortete nicht, aber ihr Blick hatte etwas Herausforderndes, als sie sagte: »Jetzt haben wir einen Rasenmäher, und ich werde mich an das Gras machen.«
»Ich glaube, wir lassen besser einen Mann kommen. Das Gras ist zu lang für einen Rasenmäher.«
»Da habe ich jetzt gerade die richtige Lust dazu. Je schwerer es geht, desto besser. Das bringt mich von den Gedanken an Mr. Seymour ab.« Und sie holte die Maschine, die sie vor einigen Tagen gebraucht gekauft hatten, und begann einen fruchtlosen Kampf mit dem Gras.
Bald darauf hielt ein Wagen an dem Tor jenseits der Straße. Ein junger Mann stieg aus, er warf einen prüfenden Blick auf ihre Einfahrt, und als er Vicky erblickte, kam er rasch über den Rasen gelaufen. Er grüßte mit einem hinreißenden Lächeln.
»Das ist ja ein Höllengeschäft! Viel zu schwer für Sie! Das Gras ist zu lang für die Maschine. Lassen Sie es bis zum Samstag; ich werde mir von Jack eine Sense pumpen, und dann werde ich das Kind schon schaukeln. Ich bin übrigens Dan Ireland, und Sie müssen Vicky sein, von der meine Kusine so schwärmt... in den höchsten Tönen!«
Die heitere Bewunderung war natürlich Balsam auf Vickys von Seymour so schnöde behandeltes Herz. Sie lächelte ihn bezaubernd an. »Ja, ich bin Vicky. Wie reizend von Ihnen, mir Ihre Hilfe anzubieten! Ich dachte gerade, daß ich das Mähen wohl doch aufstecken müßte.«
»Das sollten Sie auch. Ich komme bestimmt am Samstag. Mir macht das Spaß. Jetzt will ich mal nach Nan schauen. Wissen Sie zufällig, ob Jack fort ist?«
»Ja, er ist in die Stadt gefahren. Er hat gefragt, ob wir etwas brauchen.«
»Gut. Dann haue ich ab.« Da kam Lucy auf die Veranda, und sofort ließ er seinen Charme vor ihr spielen.
»Und Sie sind Lucy? Mein Gott, ist das nicht zum Schießen? Zwei hübsche Mädchen in dem alten Haus! Am Samstag komme ich bestimmt und mähe das Gras.«
Lucy blieb ziemlich kühl, »übernehmen Sie sich nicht! Wir werden es schon irgendwie hinkriegen oder jemanden finden, der es für uns tut.«
Er grinste, liebenswürdig und keck zugleich. »Nicht um alles möchte ich das verpassen. Sie werden mich oft genug zu sehen kriegen; heben Sie nur die schwierigen Sachen für mich auf! Oder haben Sie vielleicht schon durch den sehr ehrenwerten Jack von
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