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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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konnte ja nicht ahnen, daß sie sich darum kümmert, was Mr. Seymour denkt.«
    »Es hat sie sehr bekümmert, und als er fort war, hat sie bitterlich geweint. Vicky weint fast nie, erst recht nicht, weil sie unglücklich ist. Für einen kurzen Moment sah ich sein Gesicht, als er ging; das sagte genug. Weiß der Himmel, welchen Unsinn sie da fabriziert hat; jetzt zieht er sich vermutlich ganz zurück, weil er meint, daß sie in deinen elenden Vetter verliebt ist.«
    »Auf die Idee wäre ich nie verfallen.«
    »Hast du überhaupt bei dieser ganzen Sache an Vicky gedacht?« Über Nans Gesicht rannen die Tränen. »Wie hätte ich darauf kommen sollen?« wiederholte sie. »Sicherlich hat er an Vicky geglaubt, und es heißt, er wäre schrecklich empfindlich und stolz. Seine Verlobte hat ihn seinerzeit wohl sehr enttäuscht, und jetzt meint er, Vicky wäre genauso und hätte alles nur eingefädelt, um... Ach Gott, was kann man da nur machen?«
    »Nichts. Absolut nichts. In der ganzen Sache ist schon viel zuviel geredet worden. Laß sie’s nicht merken, daß ich dir alles erzählt habe. Sie gibt sich fröhlich und unbeschwert, aber wie’s ihr wirklich ums Herz ist, das verschweigt sie. Sie spricht nie über etwas, was sie bekümmert. Nein, jetzt ist da nichts mehr zu machen.«
    Nan holte tief Atem. »Ich war dumm und feige. Ich hatte stets das Gefühl, daß du das weißt, Lucy, obwohl du immer freundlich und teilnahmsvoll warst. Aber du hast recht. Ich bin schlapp, und ich hatte von jeher Angst vor Jack, wenn er ärgerlich war. Aber eines kann ich doch tun, und das soll gleich geschehen.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück ins Haus.
    Lucy sah ihr nach. Was hatte sie vor? Dann aber zuckte sie die Schultern und ging ihres Weges. Sie hatte nie viel für Jammerlappen wie Nan übriggehabt, die ihr Kreuz auf anderer Leute Schultern legten.
    Nan schlüpfte ins Wohnzimmer. Atemlos blieb sie mit dem Rücken zur Wand stehen. Sie mußte sofort sprechen, ehe ihr Mut sie wieder verließ.
    »Jack, ich muß dir etwas sagen.«
    Er blickte auf; sein Gesichtsausdruck war nicht sehr ermutigend. »Ja?«
    Sie kannte diesen Blick, und sie kannte ihre Feigheit. Jetzt wäre noch Zeit zu schweigen. Schließlich hatten sie einen Aufschub bekommen, und irgendwie würden sie das Geld doch zusammenkratzen. Aber dann dachte sie an Vicky. Wie tapfer war sie, wie warmherzig und impulsiv! Es war nicht recht gewesen, sie mit ihren eigenen Problemen zu belasten, und nun hatte Vicky ihr eigenes Glück für sie aufs Spiel gesetzt.
    »Es... es ist eine ernste Sache. Bitte, leg das Buch weg, Jack, und hilf mir.«
    Er klappte das Buch zu und erwiderte: »Wie soll ich dir helfen, wenn ich nicht weiß, worum es geht?«
    »Es handelt sich um Dan.« Jetzt war es heraus!
    Seine Züge verhärteten sich, wie sie es erwartet hatte. Verzweifelt sagte sie: »Schau mich nicht so an! Du machst es mir so schwer, und es ist doch schon schlimm genug. Dan ist in Schwierigkeiten.«
    »Das überrascht mich nicht. Worum geht es denn dieses Mal? Um Geld oder um Frauen?«
    »Um Geld. Wegen einer Frau würde ich mich nicht für ihn ins Zeug legen.«
    »Also — was hat er diesmal angestellt?« fragte er ungeduldig.
    »Er hat — er hat Geld von seiner Firma genommen. Er wollte es zurückgeben...« Sie stockte. Diese Rennwettgeschichte hörte sich grotesk an.
    »Natürlich wollte er das. Wahrscheinlich hat er beim Rennen gesetzt und das Geld verloren.«
    »Ja, und Mr. Seymour hat das entdeckt und ihn rausgeworfen.«
    »Hat er es der Polizei gemeldet?«
    »Nein; er hat das Geld ausgelegt.«
    »Das war sehr anständig, aber ein Fehler.«
    »Bitte, Jack, sprich nicht so! Wir können Dan doch nicht verurteilen lassen! Aber Mr. Seymour machte zur Bedingung, daß die Summe bis zu einem bestimmten Termin bezahlt würde, sonst wollte er Anzeige erstatten. Dan konnte aber keine Arbeit finden. Ohne ein Zeugnis wollte ihn niemand nehmen; außerdem hat sich die Sache in Homesward herumgesprochen.«
    »Ich verstehe. Diese Geschichte von dem Soldaten, der aus dem Krieg heimgekehrt ist, war eine Erfindung von Vicky. Das habe ich mir gleich gedacht. Ebenso die Sache mit den Perlen. Sie ist doch eine richtige kleine Lügnerin.«
    »Sie sagte es mir zuliebe, Jack.«
    »Ja, ihr hast du alles erzählt, nicht mir. Jetzt verstehe ich auch seinen Eifer bei der Gartenarbeit.«
    »Und vielleicht auch meine verrückten Sparmaßnahmen. Das war mir so peinlich. Aber es kommt noch

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