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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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haben.
Allerdings hatte er nach genauerer Nachfrage einräumen müssen, dass sie den
Stall zwischendurch für ein paar Minuten verlassen habe, um eine Spritze aus
dem Auto zu holen, was länger gedauert habe als gedacht.
    Ja, die Bauern mochten ihre junge
Tierärztin und hatten nicht vor, sich und ihre Tiere an jemand anderen zu
gewöhnen. Also würden sie schon herausfinden, wer dieses gemeine Komplott gegen
sie geschmiedet habe, hatten sie zu Büttner und Hasenkrug in Anwesenheit von
Jan Scherrmann gesagt. Denn ganz offensichtlich sei die Polizei ja nicht in der
Lage dazu, sondern würde mit irgendwelchen fadenscheinig begründeten
Schnellschüssen hektischen Aktionismus verbreiten und unter den Dorfbewohnern
Unruhe stiften. Hasenkrug hatte eingeschnappt den Mund verzogen, Büttner aber
hatte ihn später daraufhin gewiesen, dass die Landwirte von der tatsächlichen
Indizienlage ja keine Ahnung hätten. Von der widerwärtigen Geschichte zwischen
Luise Alberts und Lübbo Krayenborg wüssten sie nämlich vermutlich nichts. Also
müssten sie davon ausgehen, dass sie nur wegen ihres Jagdgewehrs verhaftet
worden sei. Was in ihren Augen zumindest keinen Hinweis auf den Mord an Lübbo
Krayenborg ergebe, sondern lediglich auf den von Johann Schepker.
    Ja, dachte Scherrmann, so macht
sich hier jeder sein eigenes Bild. Welches aber war das richtige? Derzeit sah
es für die Tierärztin gar nicht gut aus. Und man konnte davon ausgehen, dass
sie aufgrund der erdrückenden Indizienlage ins Gefängnis gehen würde, sollte
nicht noch irgendetwas Gravierendes zu ihrer Entlastung geschehen.
    Gemächlich, den Kopf auf einen
Arm und diesen wiederum auf die Rückenlehne der harten Holzbank gestützt, ließ
Scherrmann seinen Blick durch die Canhuser Kirche streifen. Er hatte sich einen
Platz in der letzten Reihe ausgesucht, um alles ganz genau mitzubekommen.
Nicht, weil er ein von Natur aus neugieriger Mensch war, sondern weil die
Geschichte um die Morde ihn ganz einfach nicht losließ. Und dieser Tag war eine
gute Gelegenheit, sich ein Bild von der Stimmungslage der einzelnen
Dorfbewohner zu machen. Denn heute kamen sie alle zusammen. Heute war die
Beerdigung von Lübbo Krayenborg.
    Nicht alle, die zur Beerdigung
gekommen waren, hatten einen Platz in der kleinen Kirche bekommen, denn die war
für solch eine Großveranstaltung einfach nicht ausgerichtet. Und dass die
Beerdigung eines Mordopfers nicht nur eine banale Veranstaltung, sondern ganz
offensichtlich ein Aufsehen erregendes Event war, zeigte die Tatsache, dass zu
diesem Anlass, trotz strömenden Regens, auch viele Auswärtige, sprich
Neugierige, gekommen waren, die Lübbo Krayenborg vermutlich nie in ihrem Leben
gesehen hatten. Auch die regionale Presse inklusive Radiosender waren anwesend und holten sich soeben Stellungnahmen von ein
paar Trauergästen ein. Ja, ein Mord in Canhusen, das war schon was. Ein
Doppelmord aber, das sollte ihnen erstmal jemand nachmachen! Ein bisschen Stolz
darauf, dass ihr kleines Dorf eine so ungewohnt große Aufmerksamkeit genoss -
mochte der Anlass auch ein tragischer sein - stand den Canhusern deutlich ins
Gesicht geschrieben, auch wenn sie versuchten, es möglichst nicht zu zeigen.
    Scherrmann hörte gerade mit einem
zurückhaltenden Grinsen auf dem Gesicht dem alten Menno Buurmann zu, der, ein
großes orangefarbenes Mikrofon unter der Nase, stammelnd etwas von
jahrzehntelanger Männerfreundschaft und dem großen Verlust faselte, den die
Dorfgemeinschaft zu erleiden habe, als Hauptkommissar Büttner und Hasenkrug die
Kirche betraten und ihre Regenschirme zusammenklappten. Mit vor dem Bauch
gekreuzten Händen blieben sie für einen kurzen Moment vor dem mit Blumen
geschmückten Sarg stehen, der direkt vor der Kanzel aufgebahrt stand. Dann
schauten sie sich um, entdeckten Jan Scherrmann und gingen auf ihn zu.
    „Tut mir leid, meine Herren“, sagte
der und umschrieb mit einer ausladenden Armbewegung den Raum, „aber Sie sehen
ja, hier ist kein Platz mehr zum umkippen.“
    „Kein Problem, wir gehen gleich
wieder raus. Wie Sie ja wissen, haben wir Luise Alberts festgenommen, sie steht
unter dringendem Tatverdacht. Im Zusammenhang mit dem Mord an Johann Schepker
haben wir noch ein paar Fragen an Sie. Hätten Sie nach der Trauerfeier noch
einen Moment Zeit für uns?“
    „Sicher, ich ...“, begann
Scherrmann, doch der Rest seines Satzes ging im lauten Glockengeläut unter, das
soeben eingesetzt hatte und nun nahezu alle anderen Geräusche

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