Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
hat die Show stehlen können.“
„Und niemand da, den er dafür
verprügeln kann“, fügte Luise bitter hinzu.
„Na, vielleicht sitzt ihm ja sein
Sklave Johann Schepker wieder zur Seite, dann kann er ja ersatzweise den
nehmen“, lachte Deike, und zum wiederholten Male dachte Luise mit einem Lächeln,
wie hübsch ihre Freundin doch war mit den wuscheligen rotblonden Locken, die
ihr bis auf die Schulter reichten, dem ebenmäßigen Gesicht mit den großen
grünen Augen und den Sommersprossen auf der Nase. Wirklich erstaunlich, wie ein
Lübbo Krayenborg so was Nettes hatte zustande bringen können.
„Ich hoffe nur, dass Immo oder
Eike nichts mit den Morden zu tun haben“, sagte Luise nachdenklich, nachdem sie
noch mal Tee nachgeschenkt hatte.
„Kann ich mir nicht vorstellen.
Gut, beim Mord an meinem Vater hätte man es noch annehmen können. Aber die
anderen zwei? Was hätten sie denn da für ein Motiv?“, sagte Deike schmatzend.
„Von meinem Motiv haben sie auch
nichts gewusst“, gab Luise zu bedenken. „Wer weiß, was diese alten Säcke sich
mit jedem Einzelnen in Canhusen erlaubt haben, von dem wir nicht mal etwas
ahnen.“
„Hm. Kann sein. Aber ich glaube
es eigentlich nicht. Immo und Eike würden sich durch einen dreifachen Mord doch
nicht ihr Leben versauen.“
„Dein Wort in Gottes Ohr. Was
glaubst denn du, wer es getan haben könnte?“
„Oha, wo soll ich da anfangen?“,
lachte Deike. „Auf jeden Fall sollten wir den- oder diejenige fürs
Bundesverdienstkreuz vorschlagen, erinnere mich bitte beizeiten daran.“
Für eine Weile saßen die beiden
Freundinnen schweigend am Küchentisch, ließen sich ihren Kuchen schmecken und
hingen ihren Gedanken nach.
„Sag mal, Deike“, sagte Luise
schließlich in die Stille hinein, „was macht eigentlich dein Liebesleben. Gibt
es da jemanden?“
Deike zuckte mit den Schultern
und grinste. „Vielleicht.“
„Vielleicht?“
„Ist noch nichts Festes. Mal
sehen, was draus wird. Ich werde ihn dir als erstes vorstellen, wenn es soweit
ist.“
„Woran liegt es? Kann er sich
nicht entscheiden oder du?“
„Sagen wir mal, er ... hat noch
was zu erledigen.“
„Er ist verheiratet.“
„Nein.“
„Aber er ist gebunden.“
Deike wiegte den Kopf hin und
her. „Wenn du es so ausdrücken willst, ja.“
„Du willst nicht wirklich darüber
reden, oder?“
„Nein. Ich sagte ja, es ist noch
nichts Festes.“
„O. k. Aber dass ich es als erste
erfahre, ist versprochen!“
„Großes Indianerehrenwort“,
nickte Deike und hob die Finger zum Schwur. „Und bei Thorsten und dir, alles o. k.? “, wollte sie dann wissen.
„Ja. Er trägt mich auf Händen.“
„Na, einen Bruch dabei heben wird
er sich ja nicht, schließlich bist du ja nie da“, flachste Deike.
Luise seufzte. „Das stimmt
leider. Ist nicht so leicht, wenn man ständig auf Abruf ist. Aber Thorsten
trägt es mit Fassung. Er ist ein Schatz. Weiß gar nicht, womit ich ihn verdient
habe.“
„Vielleicht damit, dass du auch
ein Schatz bist?“
„Findest du? Vergiss bitte nicht,
dass ich gerade erst aus dem Knast komme und mindestens zwei Menschen auf dem
Gewissen habe.“
„Stimmt. In diesem Fall ist das
Wort Schatz viel zu untertrieben. Du bist viel mehr. Du bist eine Heldin.
Darauf sollten wir anstoßen.“ Deike sprang auf und holte zwei Sektkelche aus
der Vitrine. Dann ging sie in die Küche, nahm eine Flasche eisgekühlten Sekt
aus dem Kühlschrank, ließ den Korken an die Decke knallen und füllte das
sprudelnde Nass in die Gläser. „Auf alle Helden, die den Mut haben, unsere Welt
von Tyrannen zu befreien!“ rief sie feierlich. Dann trank sie ihr Glas in einem
Zug leer.
18
Der Sommer war zurück. Nach
einigen Tagen teils heftigen Regens schien die Sonne wieder von einem
strahlendblauen Himmel. Die Nächte allerdings wurden schon spürbar kühler und
erste dünne Nebelschwaden, die am frühen Morgen über die abgeernteten Felder
und Wiesen waberten, kündigten bereits den nahenden Herbst an. In der Luft lag
der süßlich-fruchtige Duft von reifem Obst.
Hauptkommissar Büttner saß
grübelnd auf einem Baumstumpf am Rande des Schipschloots , eines etwa
drei Meter breiten Grabens, der parallel der Einfallsstraße nach Canhusen
verlief und unmittelbar vor dem Bauernhof von Eike Diekhoff endete. Sein Blick
erfasste ein etwa siebenjähriges Mädchen in einem leichten Sommerkleid, das mit
seinem Fahrrad Runde für Runde zwei Kraftfuttersilos umkreiste, die auf
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