Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
ohnehin schon getan hatte. Auch ihr Anwalt hatte immer nur
kopfschüttelnd dagesessen und ihr nicht viel Hoffnung gemacht. Im Gegenteil
hatte die Tierärztin eher den Eindruck gehabt, als glaube auch er ihr nicht.
Sie hatte daraufhin ihren Mann gebeten, einen neuen Anwalt zu besorgen. Aber am
gleichen Tag noch hatte es das dritte Mordopfer gegeben. Hauptkommissar Büttner
war zu ihr gekommen und hatte ihr mitgeteilt, dass der Staatsanwalt entschieden
habe, sie gegen Auflagen auf freien Fuß zu setzen. Sie hatte den Eindruck
gehabt, dass Büttner darüber sehr erleichtert gewesen war. Er schien an ihrer
Schuld zumindest zu zweifeln.
Gleich, nachdem sie aus dem
Gefängnis entlassen worden war, hatte sie sich in die Arbeit gestürzt und war
sehr froh gewesen, dass all ihre Kunden, besonders die in Canhusen, ihr diesen
Mord offensichtlich nie zugetraut hatten. Zumindest hatten sie sich wiederholt
dahingehend geäußert und ihr aufmunternd auf die Schulter geklopft. Die
Canhuser waren eben von Grund auf aufrichtige Menschen, dachte sie bei sich. Na
ja, die meisten wenigstens. Nur gut, dass sich nun auch ihr Problem mit Lübbo Krayenborg
auf eine für sie so unkomplizierte Art gelöst hatte. So musste sie sich nie
wieder Gedanken darum machen, wie sie seinen Klauen entfliehen konnte. Nein,
seinen Tod und auch den von Johann Schepker bedauerte sie überhaupt nicht, auch
wenn es bitter klang. Wer sich so benahm, wie diese zwei Ganoven, der musste
sich nicht wundern, wenn er eines Tages so endete.
Besonders froh war sie, dass es
ihre beste Freundin Deike genauso sah. Natürlich hätte die ganze Geschichte
zwischen ihnen zu einem Problem führen können, schließlich war Lübbo Krayenborg
Deikes Vater gewesen. Als die beiden Frauen sich vor einigen Jahren auf einem
Seminar in Bremen kennen lernten, hatte sie es zunächst gar nicht gewusst. Denn
Deike trug inzwischen einen anderen Nachnamen, den sie auch nach ihrer
Scheidung behalten hatte. Bis Luise eines Tages von Canhusen gesprochen und
Deike daraufhin erwähnt hatte, dass sie in diesem Dorf aufgewachsen war. Luise
war damals ordentlich der Schreck in die Glieder gefahren, als ihr bewusst wurde,
mit wem sie sich angefreundet hatte. Sie hatte sich Deike daraufhin anvertraut
in der Hoffnung, dass ihre Freundin ihr glauben und ihre vertrauensvolle
Freundschaft nicht für beendet erklären würde. Und so war es zum Glück gewesen.
Deike hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon längst von ihrem Vater losgesagt.
Als Kind hatte sie unter seiner Tyrannei besonders schwer gelitten, genau wie
ihre Mutter hatte sie immer wieder Prügel kassiert. Denn Deike war ein
aufmüpfiges Kind gewesen, das sich nichts hatte gefallen lassen. Bei ihrem
Vater aber hatte sie damit immer den Kürzeren gezogen. Sie war gerade sechzehn
gewesen, als sie von zuhause ausgezogen war.
Gleich, nachdem Deike erfahren
hatte, dass Luise für den Mord an ihrem Vater und dessen Freund im Gefängnis saß,
war sie nach Emden gekommen, um ihr mit Besuchen Beistand zu leisten. Auch bei
ihrer Entlassung war sie zur Stelle gewesen und hatte Luise gemeinsam mit deren
Mann Thorsten abgeholt. Ja, Deike war eine Frau, auf die in jeder Lebenslage
Verlass war, und Luise verspürte eine große Dankbarkeit, dass sie sie hatte
kennen lernen dürfen.
Nun saßen die zwei Frauen
zusammen in Luises Küche, tranken einen heißen Tee und aßen ein großes Stück
Käsesahnetorte dazu. Deike hatte sich Urlaub genommen und sich für ein paar
Tage bei Luise einquartiert, weil Thorsten zu einem Kongress nach Hamburg
gefahren war und erst in ein paar Tagen wieder zurück sein würde. Daraufhin
hatte auch Luise beschlossen, ihre Vertretung anzurufen und um ein paar freie
Tage zu bitten, um möglichst viel Zeit mit Deike verbringen zu können.
Deike erzählte gerade in den
schillerndsten Farben von der Beerdigung ihres Vaters. Sie hatte zunächst gar
nicht hingehen wollen, schließlich aber dem Drängen ihrer Mutter nachgegeben.
„Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich meiner Mutter für ihr Gequengel sehr
dankbar bin“, sagte Deike gerade und grinste breit. „Sonst hätte ich doch echt
was verpasst. Ich meine, wann wird so eine dürmelige Beerdigung schon mal zu
einem echten Event. Und dass es sich dabei um die Beerdigung meines Erzeugers
handelte, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Der wird von seinem Platz in der
Hölle Zeter und Mordio geschrieen haben, aus lauter Empörung darüber, wie der
unverschämte Gustav Grensemann ihm so
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