Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Canhusen gemacht wurde.“
„Von der Ausstellung habe ich in
der Zeitung gelesen“, nickte Anna. „Ist nur komisch, dass es dieses Bild noch
gibt.“
„Warum?“, hakte Hasenkrug nach.
„Es gab ein paar davon. Aber
nachdem Tammo tot war, hat Fenna sie alle in den Kamin geschmissen. Sie konnte
es nicht ertragen es anzusehen.“
„Hat tatsächlich Fenna sie in den
Kamin geschmissen oder Lübbo?“, fragte Büttner.
„Fenna. Hat sie wenigstens gesagt
damals.“
„Aha.“ Büttner nickte, glaubte
aber nicht daran. Zumindest hatte Fenna es vermutlich nicht freiwillig getan.
Er vermutete eher, dass Lübbo Fenna gezwungen hatte sie zu vernichten.
„Wer hat denn dieses Foto
gemacht, wissen Sie das noch?“
„Ich glaube, das war die Freundin
von Siebo. Oder, besser gesagt, ihr Vater. Der war Fotograf. Wie hieß das
Mädchen auch noch, Anna?“
„Hm. Die waren ja noch nicht
lange zusammen damals. Vielleicht acht Wochen. Siebo hatte sie in Osterhusen
kennen gelernt, glaube ich. Ein nettes Mädchen war das. Wir haben uns gleich
gut mit ihr verstanden.“
„Was ist aus ihr geworden?“,
fragte Hasenkrug.
„Sie ist dann weggezogen, nach
der ... Geschichte. Ich weiß aber nicht wohin. Weißt du das, Erna?“
Erna schüttelte den Kopf. „Nein,
ich glaube, sie war einfach weg. Gesagt hat sie nichts.“
„Tabea.“
„Wie bitte?“, Büttner sah die
Dame namens Anna fragend an.
„Sie hieß Tabea.“
„Ja“, nickte ihre Freundin Erna,
„sie hieß Tabea. Da hast du recht.“
„Kennen Sie auch ihren
Nachnamen?“, wollte Büttner wissen.
Die beiden Damen überlegten einen
Augenblick, schüttelten dann aber den Kopf.
„Und können Sie mir sagen, was
die beiden jungen Männer hier in der Hand halten?“, fragte Büttner und tippte
wieder auf das Foto.
„Tee“, sagte Anna knapp.
„Stimmt“, bestätigte Erna
lächelnd. „Sie waren gerade wieder zurückgekommen von einer Schmuggeltour.
Waren ganz stolz, hatten nämlich richtig viel Tee mitgebracht. Und da hat
Tabeas Vater dieses Foto gemacht.“
Büttner zwinkerte Hasenkrug zu,
ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und nahm einen großen Bissen seiner
Buttercremetorte. Endlich, dachte er und verzog zufrieden grinsend den Mund. Er
war sich jetzt sicher, den Schlüssel in den Händen zu halten. Den Schlüssel zu
den Teebeutelmorden.
16
Menno Buurmann und Rudolf Lampe saßen
mit versteinerten Mienen auf ihren Stühlen im Vernehmungsraum und schwiegen.
Hauptkommissar Büttner hatte sie gleich nach seinem Besuch im Café ins
Präsidium einbestellt. Er hatte den Herren das Schwarzweißfoto auf den Tisch
geknallt und ihnen die Geschichte dazu erzählt, die er von den Damen Erna und
Anna gehört hatte. Während Menno Buurmann nur kurz blass geworden war, sich
dann aber schnell wieder gefasst hatte, war Rudolf Lampe dauernd auf dem Stuhl
hin und her gerutscht und hatte nervös seine Finger geknetet.
„Stimmt die Geschichte so, wie
ich sie eben erzählt habe?“, fragte Büttner, nachdem er seinen Bericht beendet
hatte.
Rudolf Lampe, ein kleiner und
schmächtiger Mann mit Halbglatze und runden Brillengläsern auf der Nase,
nickte. Menno Buurmann hingegen verzog keine Miene.
„Was ich nicht verstehe, ist“,
fuhr der Polizist fort, „warum bei Ihnen allen die Klappe herunterfällt, wenn
das Gespräch auf dieses Foto kommt. Mir scheint fast, dass die Geschichte, die
ich Ihnen gerade erzählt habe, nicht die ganze Wahrheit ist. Vielmehr scheint
sich irgendein Geheimnis um Tammo Freerksen und Siebo Manninga zu ranken.“ Er
lehnte sich vor und sah die beiden Männer herausfordernd an. Dann fügte er
hinzu: „Und mich würde brennend interessieren, was das für ein Geheimnis ist.“
„Wie kommen Sie darauf, dass es
ein Geheimnis gibt?“, fragte Buurmann knurrend.
„Na ja, nach drei Morden in einem
kleinen Dorf innerhalb kürzester Zeit kommt man auf die komischsten Gedanken“,
bemerkte Büttner sarkastisch.
„Aber ... es ist doch nur ein
ganz normales Foto“, mischte sich Rudolf Lampe mit dünner Stimme ein. „Ich
verstehe nicht ...“
„Aha“, unterbrach Büttner ihn,
„es ist also ein ganz normales Foto. Und wieso gerät Fenna Krayenborg dann
völlig aus dem Häuschen, wenn sie es auch nur ansieht?“
„Hysterisches Weib“, brummte
Buurmann.
Büttner stand auf und lief
minutenlang einfach nur in dem kahlen Raum auf und ab. Zwischendurch blieb er
für einen kurzen Moment vor einer in die Wand eingelassenen
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