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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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viel zu erzählen. Menno jedenfalls hat klaglos gezahlt.
Gar nicht blöd, die Kleine.“
    „Glauben Sie, dass Menno Buurmann
seine Finger beim Tod von Siebo Manninga und Tammo Freerksen im Spiel hatte?“,
fragte David Büttner unvermittelt.
    „Wenn, dann hatten alle fünf ihre
Finger im Spiel, da können Sie sicher sein. Und ich gehe fest davon aus, dass
es so war.“
    „Ich danke Ihnen, dass Sie sich
die Zeit genommen haben, Frau Sanders. Wenn sie möchten, würden wir sie jetzt
gerne wieder nach Hause fahren.“
    „Lassen Sie mal“, sagte die alte
Frau zu Büttners Überraschung, „ich werde noch ein wenig durchs Dorf laufen und
dann zu Fuß zurück in die Pappelallee. Hab mich hier schon lange nicht mehr
umgesehen.“
    Büttner ging an diesem Abend mit
dem guten Gefühl ins Bett, dass sie nicht nur in den Ermittlungen ein gutes
Stück vorangekommen waren, sondern dass sie einer alten, verbitterten Frau
womöglich zum ersten Schritt zurück ins Leben verholfen hatten.
     

21
    Canhusen. Bis zum gewaltsamen Tod
von Lübbo Krayenborg hatte David Büttner nur kaum von der Existenz dieses
kleinen Ortes gewusst. An diesem ruhigen Spätsommertag lag es so ruhig und
friedlich da, als sei es unvermittelt in einen Dornröschenschlaf gefallen. Kein
Mensch war auf der Straße zu sehen, kein Traktor brummte übers Feld. Natürlich
wusste Büttner auch, warum. Alle Einwohner, die nicht bei der Arbeit waren,
hatten sich im Gemeindehaus zu Tee und Bienenstich versammelt, nachdem sie
Johann Schepker und Gustav Grensemann ihrer letzten Ruhestätte zugeführt
hatten. Der weitgehend friedliche Ablauf der Beerdigung hatte Büttner recht
zufrieden gestimmt, hatte er doch insgeheim befürchtet, an diesem Tag mit einer
weiteren Leiche überrascht zu werden. Er hatte sogar seinem Assistenten
Hasenkrug den Auftrag gegeben, vorsichtshalber mal in den ausgehobenen Gräbern
nachzusehen, ob sich da irgendjemand tummelte, der da nicht hingehörte. Das war
Gott sei Dank nicht der Fall gewesen. Außerdem, so hatte Hasenkrug angemerkt,
wäre es gar nicht nötig gewesen, vor der Beisetzung an den Gräbern
vorbeizuschauen, denn außer ihm seien sage und schreibe noch acht Personen mehr
vor Ort gewesen, die sich neugierig über die ausgehobenen Löcher gebeugt
hätten, um sich dann mit einer gewissen Enttäuschung im Gesicht wieder
zurückzuziehen. Selbst ein mit einer Kamera bewaffneter Mitarbeiter der
regionalen Presse sei dabei gewesen.
    Büttner hatte sich gleich nach
der Beisetzung mit Menno Buurmann zum Gespräch verabredet, was bei dem auf
wenig Begeisterung gestoßen war. Er hatte mit allen möglichen Ausflüchten
versucht, diesem Treffen zu entkommen. Als aber Büttner ihm alternativ eine
Vorladung ins Emder Polizeipräsidium angeboten hatte, war Buurmann eingeknickt,
hatte ihm ein paar unflätige Worte entgegengeschleudert und ihm mitgeteilt, er
werde sich mit ihm nach Tee und Kuchen am Hof von Eike Diekhoff treffen, weil
er da anschließend sowieso noch zu tun habe.
    So hatte Büttner also Sebastian
Hasenkrug zu Tee und Kuchen geschickt, damit er sich dort ein Bild von Lage und
Stimmung machen konnte. Er selber war auf Geheiß seiner Frau und seines Arztes
ein wenig spazieren gegangen, obwohl ihm ein Rollentausch mit Hasenkrug
deutlich lieber gewesen wäre. Er mochte Bienenstich für sein Leben gern und
konnte der Ostfriesensitte, diesen Freud-und-Leid-Kuchen im Rahmen von
Beerdigungen zu reichen, eine ganze Menge abgewinnen. Zumal er als
Hauptkommissar der Mordkommision deutlich öfter in den Genuss von Beerdigungen
kam als der Normalbürger.
    Nun aber saß er, nachdem er das
kleine Dorf einmal zu Fuß umrundet hatte, auf einer schattigen Bank vor dem Hof
von Eike Diekhoff, wischte sich immer wieder mit einem Taschentuch den Schweiß
von der Stirn und knurrte schlecht gelaunt vor sich hin. Er hasste Bewegung.
Und er hatte keine Lust mehr auf Mordermittlungen in Canhusen. Nach all dem,
was er am vorherigen Tag von Hermine Sanders hatte erfahren müssen, war ihm
dieses vermeintliche Idyll deutlich zuwider. Mit welcher Verlogenheit man hier
über Jahrzehnte gelebt hatte, war einfach unfassbar. Aber Büttner war klar,
dass das Überleben einer solchen Lüge vermutlich nur in einem solchen Dorf
möglich war. In einer weniger eingeschworenen Gemeinschaft hätte doch schon
viel früher jemand gequatscht. Nein, wären diese Morde nicht passiert, hätten
sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vermutlich zwei ganze

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