Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Gesicht und ihre
Arme zeigten allerlei Sommersprossen. „Hatte sie rote Haare?“
„Ja. Wunderschöne rote Locken.
Sie war eine echte Exotin. Die Männer hatten ... viel Spaß an ihr.“ Hermine
Sanders verzog bei diesen Worten säuerlich das Gesicht.
„Aber warum haben die anderen
Männer das mitgemacht? Ich meine, sie waren doch alle verheiratet und ... und
warum hat die junge Frau sich nicht gewehrt?“
„Gegen Menno setzte man sich
nicht zur Wehr. Menno konnte dann sehr brutal werden, wenn irgendwas nicht nach
seinem Kopf ging. Er hat sich seine Marianne gefügig gemacht, da können Sie
sicher sein. Sie hat sich nicht mehr getraut, auch nur papp zu sagen. Und die
anderen Jungs? Nun, die waren doch alle scharf auf Mariana. Sie war mal mit
Handlungsreisenden zu uns ins Dorf gekommen. Menno hat ihr gleich den Kopf
verdreht, er hat sie umgarnt, den großen Charmeur gespielt. Ihr Vater hat nicht
lange gezögert, als Menno ihm viel Geld geboten hat. Wissen Sie, Mennos Familie
war immer sehr wohlhabend. Sie konnte sich alles leisten, sogar Mariana.“
„Er hat sie ihrem Vater einfach
abgekauft?“, fragte Hasenkrug ungläubig.
„Ja, letztlich schon. Aber er hat
sich vorher noch mit Marianas damaligen Verlobten geprügelt. Früher hätte man
gesagt, sie haben sich duelliert. Mariana war das Preisgeld. Menno hat den
Kampf gewonnen und sie dann eben noch mit Geld freigekauft.“
„Und Mariana hat sich das
widerspruchslos gefallen lassen?“
„Sie stand daneben und hat immer wieder lautstark gelacht, wenn Menno mit der Faust einen
Treffer gelandet hatte. Sie war damals total vernarrt in Menno. Das arme Ding,
sie wusste ja nicht, dass sie einen Pakt mit der Hölle geschlossen hatte.“
„Aber normalerweise lässt ein
Mann seine Frau doch nicht einfach ... ich meine, hat es ihm denn nichts
ausgemacht, wenn Mariana mit anderen Männern, mit seinen besten Freunden ...?“
Büttner stockte. Ihm fehlten buchstäblich die Worte.
Hermine Sanders schüttelte den
Kopf. „Nein, ganz im Gegenteil. Er verspürte dabei einen gewissen ...
Lustgewinn. Er genoss es geradezu, wenn er wusste, dass andere Männer mit
seiner Frau schliefen.“
„Sie hätten nein sagen können“,
stieß Hasenkrug bitter hervor.
„Ich glaube, Rudolf Lampe hat es
auch getan. Ja, ich bin mir fast sicher, dass er Mariana nie angerührt hat.
Aber die anderen waren da nicht so zurückhaltend. Ich sagte ja bereits, dass
Lübbo sowieso alles vernascht hat, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Na,
und die anderen zwei ... waren eben Mennos Lakaien, was will man machen.“
„Aber ich hatte bisher
angenommen, dass Lübbo Krayenborg hier der Dorftyrann war. Nun scheint mir
aber, dass Menno Buurmann ihm in nichts nachstand.“
„Menno hat sein Ding zuhause
durchgezogen, ist regelmäßig zum Boxen gegangen und hat viel Sport gemacht.
Damit war er zufrieden. Lübbo aber brauchte Aufmerksamkeit. Er brauchte
Respekt. Und das holte er sich in der Öffentlichkeit.“
„Was ist aus Mariana geworden?“,
fragte Büttner. „Ich erinnere mich, dass Büttner sagte, sie sei seit dreißig
Jahren tot.“
„Ja, das ist sie. Es heißt, sie
habe sich umgebracht.“
„Selbstmord?“
„So war zumindest die offizielle
Version.“
„Sie glauben nicht daran?“
„Grund genug hätte sie ja gehabt,
ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aber ... nein, ich glaube, dass Menno sie
umgebracht hat.“
„Hm.“ Büttner sah die alte Frau
prüfend an. „Wie ist sie denn gestorben?“
„Angeblich hat sie sich
erschossen. Auf dem Gewehr waren ihre Fingerabdrücke, alles sah nach Selbstmord
aus.“
„Und warum glauben Sie, dass es
anders war?“
„Gleich nach der Beerdigung zog eine
neue Frau bei Menno ein. Angeblich seine Haushälterin, sie ging schon vor
Marianas Tod dauernd ein und aus. Aber“, Hermine Sanders hob ihren Zeigefinger
in die Höhe, „seit wann sind Haushälterinnen nur knapp über 20 und haben die
Maße 90:60:90? Wissen Sie, Mariana hatte inzwischen ziemlich zugelegt,
gewichtsmäßig, meine ich. Ich glaube ja, dass sie das absichtlich gemacht hat,
um für die Kerle nicht mehr attraktiv zu sein. Außerdem hatte sie vier Kinder
ausgetragen. Tja, und da hat sich Menno eben geeigneten Ersatz besorgt.“
„Hat er diese Frau geheiratet?“
„Ja.“ Auf Hermine Sanders Gesicht
zeigte sich ein breites Grinsen. „Aber nach einem halben Jahr hat sie ihn
verlassen, ist zum Scheidungsanwalt gegangen und hat ihn um ein Vermögen
gebracht. Hatte wohl
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