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Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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Generationen
Canhuser still und leise in ihre Gräber verkrümelt, und nicht einer hätte es
für angebracht gehalten, der in einzelnen Familien praktizierten Niedertracht
ein Ende zu setzen.
    Als er Schritte hinter sich
hörte, schaute sich Büttner um und sah in das lächelnde Gesicht von Jan
Scherrmann. Er bedeutete ihm, neben ihm Platz zu nehmen.
    „Na“, sagte Scherrmann, „hatten
Sie keine Lust auf Freud-und-Leid-Kuchen? Er war ganz köstlich. Wenn es danach
ginge, könnten wir uns gut noch ein paar mehr Leichen zulegen.“
    „Gott bewahre“, brummte Büttner,
„bitte nicht in diesem Kaff. Natürlich hätte ich Lust auf ein oder zwei Stück
Kuchen gehabt“, fügte er dann mit rauer Stimme hinzu, „nur leider hat meine
Frau keine Lust auf einen Drei-Zentner-Mann, wie sie mir unmissverständlich
mitgeteilt hat. Da ich aber wiederum keine Lust auf ein Leben ohne meine Frau
habe, bin ich gerade lieber eine ganze Runde um dieses Dorf gelaufen, statt
mich unkontrolliert der Völlerei hinzugeben.“
    „Eine ganze Runde! Wow!“,
Scherrmann zog einen imaginären Hut und deutete eine Verbeugung an. „Respekt,
Herr Hauptkommissar! Dann sehen wir Sie ja sicherlich sehr bald an vorderer
Front beim Ironman.“
    „Mindestens“, knurrte Büttner
missmutig.
    „Ich hab gehört, Sie waren gestern
mit Hermine Sanders im Gemeindehaus“, wechselte Jan Scherrmann das Thema und
winkte einem kleinen Jungen zu, der im Vorbeigehen freundlich Moin gesagt hatte. „Hat sie Ihnen weiterhelfen können oder ist es in einem Fiasko
geendet?“
    Büttner wedelte mit der Hand eine
vorwitzige Fliege weg, bevor er antwortete: „Sind ein paar interessante Aspekte
dabei herausgekommen. Aber Sie verstehen sicherlich, dass ich Ihnen nichts
Näheres sagen darf.“
    „Sicher. Hier im Ort war man nur
ganz erstaunt, die alte Dame nach Ihrem Termin durchs Dorf schleichen zu sehen,
bevor sie sich auf den Weg zurück in die Pappelallee gemacht hat. Man munkelt,
sie sei jetzt eine verdeckte Ermittlerin der Kriminalpolizei.“
    „Ha“, dröhnte Büttner und schlug
sich belustigt auf die Schenkel, „die Fantasie einer Dorfbevölkerung kennt
anscheinend keine Grenzen. Frau Sanders als verdeckte Ermittlerin – ein
wirklich charmanter Gedanke. Und so unauffällig. Teilen Sie den Menschen bitte
mit, dass ich es sehr schade finde, dass sie so schnell darauf gekommen sind.
Angesichts von soviel Cleverness müsse ich mir nun leider eine ganz neue
Strategie ausdenken. Sie könnten Frau Sanders also wieder ohne Misstrauen
begegnen.“
    „Ich werd’s ausrichten“, lachte
Scherrmann.
    „Aber mal im Ernst“, sagte
Büttner, „würden Sie Frau Sanders mal zum Tee einladen, oder so?“
    „Ich? Hermine Sanders? Zum Tee?“
Scherrmann war ehrlich perplex.
    „Ja. Ich habe den Eindruck, dass
sie nach einer Möglichkeit sucht, mit diesem Dorf endlich ihren Frieden zu
machen. Deswegen auch gestern der Spaziergang. Unsere Befragung hat bei ihr
anscheinend einiges in Gang gesetzt. Jetzt braucht sie ein wenig Hilfestellung.
Und ich denke, dass es am besten wäre, wenn sich eine neutrale Person, wie Sie
es in Canhusen ja ein Stück weit sind, ein wenig auf sie zu bewegen würde.“
    „Tja ... ähm ...“ Scherrmann
wusste nicht so recht, was er von diesem Ansinnen halten sollte.
    „Vielleicht nehmen sie mal
Kontakt zu Deike ... ähm ... keine Ahnung, wie sie jetzt mit Nachnamen heißt. Sie
ist die Tochter von Krayenborg. Sie scheint einen ganz guten Draht zu Hermine
Sanders zu haben und könnte Ihnen vielleicht helfen.“
    Aus irgendeinem Grund schien
diese Bemerkung Jan Scherrmann zu amüsieren, er lachte leise vor sich hin,
sagte dann aber: „O. k., ich sehe, Sie meinen es
ernst. Also werde ich mir eine Strategie ausdenken, wie wir die alte Dame
wieder in den Schoß der dörflichen Gemeinschaft zurückführen können.“
    Büttner nickte, sagte aber
nichts. Vielmehr sah er mit aufmerksamem Blick zum Hof von Eike Diekhoff
hinüber. Der Bauer verließ gerade sein Grundstück. Er hatte eine große Axt
geschultert und sah grimmig vor sich. Er schien die beiden Männer auf der Bank
nicht zu bemerken.
    „Was hat der denn mit der Axt
vor?“, murmelte der Polizist kaum hörbar vor sich hin. Ihn beschlich plötzlich
ein seltsames Gefühl.
    „Wie bitte?“, fragte Scherrmann,
der ihn nicht verstanden hatte.
    Büttner machte eine Kopfbewegung
in die Richtung, in der der Bauer verschwunden war. „Ich frage mich, wo der
junge Diekhoff mit der Axt

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