Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi

Titel: Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
Vom Netzwerk:
Sie über die
Geschichte?“
    „Nur das, was Deike mir erzählt
hat.“
    „Sie mögen Deike.“
    Hermine Sanders nickte. „Deike
war schon immer ein liebes und mutiges Mädchen. Sie kommt ganz nach ihrer
Mutter. Deike war die einzige, die sich schon als Kind um meinen Hubert gekümmert
hat. Sie hat sich einen Dreck darum geschert, was ihr Vater dazu zu sagen
hatte. Alle anderen haben ihn geschnitten, aus Angst, sie könnten Ärger mit
Lübbo bekommen.“
    „Auch Deike hat sehr unter ihrem
Vater gelitten, wie wir gehört haben.“
    „Ja, er hat auch sie verprügelt,
genauso, wie er ständig an Fenna dran war. Genauso, wie er ständig an jedem
seiner Familie dran war. Aber Deike hat sich zur Wehr gesetzt. Sie hat ihm den
Stinkefinger gezeigt, von Anfang an. Ja, sie war ein mutiges Kind.“
    „Jetzt kommen wir nochmals auf
die anderen Herren zu sprechen. Johann Schepker und Gustav Grensemann sind tot.
Was ist mit Rudolf Lampe und Menno Buurmann? Was sind das für Typen?“
    Hermine Sanders erhob sich
schwerfällig von ihrem Stuhl und ging langsam auf eine der Fotowände zu. Erst
jetzt fiel David Büttner auf, dass sie leicht humpelte. Sie schien Probleme mit
ihrem rechten Bein zu haben. Beim Gehen verzog sie ab und an schmerzhaft das
Gesicht. Nein, dachte er, zumindest für den Mord an Gustav Grensemann konnte
sie nicht verantwortlich sein, denn sie wäre wohl kaum in der Lage gewesen,
einen Spaten mit Wucht auf dessen Schädel niedersausen zu lassen.
    Die alte Frau nahm ein Foto von
der Wand, betrachtete es für ein Weile und legte es
dann auf den Tisch. Büttner und Hasenkrug beugten sich darüber und schauten es
sich an. Sie sahen einen jungen Mann mit einer zierlichen, eher schüchtern
wirkenden Frau und zwei kleinen Mädchen an seiner Seite. Der Mann trug eine
Nickelbrille und strahlte voller Stolz in die Kamera.
    „Ist das Rudolf Lampe?“, fragte
Büttner und tippte auf das Bild.
    „Ja. Das ist Rudi. Der kleine
Rudi. Ein Mitläufer. Wenn Sie mich fragen eine ganz arme Sau. Er wollte immer
dazugehören, deswegen hat er alles gemacht, was die ihm gesagt haben. Hatte es
nicht leicht damals, als Flüchtlingskind.“
    „Hier auf diesem Bild scheint er
ganz glücklich zu sein.“
    Hermine Sanders zuckte die Schultern. „Ja, wenn er bei seiner Frau und
seinen beiden Mädchen war, dann ging es ihm gut. Sie sind heute noch sein
ganzer Stolz. Die Mädchen meine ich. Henriette ist ja schon tot.“
    „Henriette war seine Frau?“
    „Ja, seine erste. Er hat dann
wieder geheiratet. Edeltraud.“
    „Woran ist Henriette gestorben?“
    „Krebs. Ist noch gar nicht so
lange her, sechs Jahre vielleicht.“ Sie legte ein weiteres Foto auf den Tisch.
Auch dieses zeigte einen jungen Mann, der neben einer jungen Frau stand. Er
hatte seine Arme um ihre Hüften geschlungen und strahlte, im Gegensatz zu
Rudolf Lampe, nicht stolz, sondern eher siegesbewusst in die Kamera. „Das ist
Menno Buurmann“, sagte Hermine Sanders knapp.
    „Auch er scheint mächtig stolz
auf seine Frau gewesen zu sein“, bemerkte Hasenkrug.
    „Pah!“, machte Hermine Sanders
nur.
    „Sie sehen das anders?“
    „Es war anders. Ich will nicht sagen,
dass Menno nicht stolz auf seine Marianne war. Aber ... nun ja, anders stolz
als Rudolf Lampe auf Henriette. Menno hat Marianne immer mehr als seine
Eroberung, seinen Besitz betrachtet. Er hat sie Mariana genannt, und so hat er
sie auch behandelt.“
    „Was soll das heißen?“
    „Er hat sie zu seiner Nutte
gemacht“, sagte die alte Frau knapp.
    Büttner schluckte und sah sie
irritiert an. „Was genau meinen Sie damit?“
    „Das was ich sage. Mariana war
seine Nutte.“
    „Er ... hat sie zur Prostitution
gezwungen?“, fragte Büttner heiser. Seine Kehle spürte sich plötzlich ganz
trocken an. Er sah mit gerunzelter Stirn zu Hasenkrug hinüber, der verlegen vor
sich hin hüstelte. Die vermeintlich Idylle des kleinen
Dorfes wurde hier nun endgültig ad absurdum geführt.
    „Nun, sagen wir mal, sie war sein
Preisgeld. Immer wenn einer von den anderen Jungs etwas Besonderes für ihn
erledigt hatte oder er sie bei Laune halten wollte, dann hatte er einen Schuss
frei.“
    „Einen ... Schuss ...“ Büttner
starrte sie mit offenem Mund an. Er konnte kaum glauben, was er da hörte. Er
sah sich die junge Frau mit dem leicht melancholischen Blick nochmals genauer
an. Ja, sie war sehr hübsch, hatte einen schlanken Körper mit recht üppiger
Oberweite, ausladenden Hüften und wohl geformten Beinen. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher