Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
die Polizei sehr wichtig ist.“
„Ja, ich hab noch ihre Anschrift
im Adressbuch. Ich hatte immer das Gefühl, sie nicht wegschmeißen zu dürfen. Es
wäre mir wie ... ja, wie ein Verrat an Tabea vorgekommen.“
„Da hatten Sie absolut das
richtige Gefühl, Frau Müller“, rief Büttner aufgeregt. „Ich danke Ihnen, ich
danke Ihnen vielmals, Sie ahnen nicht, wie sehr Sie mir damit geholfen haben!“
„Das freut mich ,“ ,
sagte Trientje Müller und fügte leise hinzu: „War es mein Bruder, der die
anderen Männer umgebracht hat, Herr Kommissar?“
Büttner räusperte sich. „Bisher
hielt ich es für möglich“, sagte er nachdenklich. „Er wird es uns ja jetzt
nicht mehr sagen können. Aber jetzt ... ich glaube, dass wir jetzt doch in eine
andere Richtung ermitteln müssen.“ Dann legte er auf und rief nach Hasenkrug.
31
Jan Scherrmann grinste. Er
grinste! Hauptkommissar Büttner konnte es nicht fassen. Da saß dieser Mensch
vor ihm und grinste ihm frech ins Gesicht. Und das, obwohl er soeben erfahren
hatte, dass er nun in dringendem Verdacht stand, mit den Morden in Canhusen
etwas zu tun zu haben. „Es ist doch kein Zufall, dass es Sie nach Ihrer
Pensionierung ausgerechnet nach Canhusen verschlagen hat, Herr Scherrmann, das
können Sie uns doch nicht erzählen!“, wetterte er zum wiederholten Male.
„Nein. Und ich sagte Ihnen
bereits, dass es natürlich kein Zufall war“, erwiderte Scherrmann, „aber das
heißt ja noch lange nicht, dass ich die alten Herren ins Jenseits befördert
habe.“
„Ich glaube Ihnen aber nicht,
dass Sie so unschuldig sind, wie Sie tun, Herr Scherrmann.“
„Nun, das ist Ihr Problem. Ich
für meinen Teil bleibe bei dieser Aussage. Wie kommen Sie eigentlich darauf,
dass ich mich für irgendwas rächen will?“
Auf diesen Moment hatte Büttner
gewartet. Gleich nach dem Telefonat mit Trientje Müller hatte er Jan Scherrmann
aufs Präsidium bringen lassen und ihm klar gemacht, dass man ihn aufgrund einer
neuen Sachlage in Verdacht hatte, in die Canhuser Morde involviert zu sein.
Zunächst hatte Scherrmann ihn verdutzt angeschaut, dann aber hatte er laut
losgelacht. „Und was, bitte schön, lässt Sie annehmen, ich sei ein Mörder?“, hatte
er belustigt gefragt.
„Weil Sie diese Menschen, diese
alten Männer abgrundtief hassen“, hatte Büttner geantwortet, „weil Sie sich an
Ihnen rächen wollen.“
Büttner wühlte in seinen
Unterlagen, kramte ein Foto hervor und knallte es mit einen Darum! vor
seinem Gegenüber auf den Tisch. Scherrmann warf, immer noch grinsend, einen
Blick darauf – und erstarrte. Büttner konnte geradezu zusehen, wie ihm Fassung
für Fassung aus dem Gesicht glitt und sein gebräuntes Gesicht eine wächserne
Färbung annahm.
„W-woher haben Sie dieses Bild?“,
stammelte er.
„Das tut nicht zur Sache“,
antwortete Büttner, „aber wie ich vermutet hatte, ist Ihnen die Frau auf dem
Bild nicht ganz unbekannt, nicht wahr? Tabea Scherrmann. Gehe ich richtig in
der Annahme, dass es sich bei ihr um Ihre Mutter handelt, Herr Scherrmann?“
„J-ja, das ist meine Mutter“,
nickte Scherrmann und schlug die Arme vor dem Körper zusammen, als würde er
frieren. Dann beugte er sich wieder vor und strich mit dem Finger über das
Foto.
„Und der Mann neben ihr, Siebo
Manninga, ist dann ja wohl ...“
„Er ist mein Vater“, nickte
Scherrmann, und genau das hatte Büttner hören wollen. Tabea war also damals
tatsächlich von Siebo schwanger gewesen. Bingo! Genau das hatte er nach den
Erzählungen von Trientje Müller vermutet. Denn warum sonst hätte Scherrmann ein
Interesse daran haben sollen, sich ausgerechnet in Canhusen anzusiedeln? Doch
bestimmt nicht aus reinen nostalgischen Anwandlungen heraus.
„Der Mann, den Ihre Mutter nach
dem Tod von Siebo Manninga geheiratet hat, dieser ... wie hieß er noch gleich
mit Vornamen?“
„Werner.“
„Werner Scherrmann. Er war also
nicht Ihr leiblicher Vater“, wollte Büttner es nun noch mal ganz konkret aus
Scherrmanns Munde hören.
„Nein.“
„Hat er Sie deswegen immer geschlagen?
Konnte er es nicht ertragen, dass er das Kind eines anderen Mannes großziehen
sollte?“
Jan Scherrmann zuckte zusammen,
und auf sein Gesicht schlich sich ein gequälter Ausdruck. „Das tut nicht zur
Sache“, sagte er dann gepresst.
„Hier werden vier Menschen
ermordet, die vermutlich Ihren leiblichen Vater auf dem Gewissen haben,
weswegen Sie in der Hölle aufwuchsen. Und Sie wollen uns weismachen, das
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