Das Teekomplott - Ostfrieslandkrimi
Polizisten herausfordernd an. Dem
aber fiel keine passende Erwiderung ein, und er zuckte die Schultern.
Büttner räusperte sich vernehmlich.
Die Befragung ging ihm jetzt zu sehr in die falsche Richtung. Schließlich saß
Jan Scherrmann als Verdächtiger hier vor ihnen und nicht als Therapiepatient.
Er schaute auf die Uhr. Der Nachmittag war bereits weit fortgeschritten. Schon
den ganzen Tag freute er sich auf die Speckpfannkuchen, die ihm seine Frau für
den heutigen Abend versprochen hatte. Aber wenn es hier so weiter ging, dann
würden die wohl noch eine Weile auf ihn warten müssen. „Also, Scherrmann,
machen wir es kurz“, stieß er hervor. „Sagen Sie uns endlich, dass und warum
Sie die Kerle vom Stammtisch umgebracht haben. Dann können wir beide“, er
deutete mit der Hand auf sich und seinen Assistenten, „schön nach Hause gehen,
und Sie bekommen die bequemste Zelle von mir, die wir haben. Großes Ehrenwort.“
Damit hob der Polizist seine Finger zum Schwur.
„Verlockende Aussicht, Herr
Hauptkommissar. Aber nein, ich glaube, da müssten Sie Ihr Angebot noch
nachbessern, um mich zu überzeugen“, erwiderte Scherrmann und grinste.
Er weiß, dass er für den heutigen
Tag gewonnen hat, dachte Büttner, und fast wäre ihm ein anerkennendes Lächeln
über das Gesicht gehuscht. „Was also hat Sie bewogen, nach Canhusen zu ziehen,
wenn es nicht Ihr Plan war, die vier Alten ins Jenseits zu befördern?“, setzte
er die Befragung fort. „Hat Ihre Mutter Ihnen von der Ermordung Ihres Vaters
erzählt? Und da dachten Sie, es wäre doch hübsch, die Herren mal kennen zu
lernen und mit ihnen am Gartenzaun einen kleinen Plausch halten?“
„Ja, so ähnlich muss es wohl
gewesen sein“, nickte Scherrmann.
„Aha. Und rein zufällig überlegt
sich genau zu diesem Zeitpunkt jemand, genau diese Herren, die sich des Mordes
an Ihrem Vater schuldig gemacht haben, über den Jordan zu schicken.“
„Ja, wirklich ein komischer
Zufall, nicht wahr?“, nickte Scherrmann erneut.
„Dann war es wohl auch Zufall,
dass ausgerechnet Sie die Fotoausstellung geplant haben, die ja anscheinend das
ganze Unglück erst heraufbeschworen hat? Und es war Zufall, dass ausgerechnet Fenna
Krayenborg das Foto ihres verstorbenen Verlobten in die Hände bekam und
daraufhin einen hysterischen Anfall bekam?“, fragte Hasenkrug.
„Haben Sie das Foto in die Kiste
gesteckt, Scherrmann? Hatten Sie es womöglich von Ihrer Mutter bekommen?“,
setzte Büttner noch eins drauf.
Er meinte, bei dieser Frage in
Scherrmanns Augen ein leichtes, unsicheres Flackern zu erkennen, ansonsten aber
blieb dieser ganz ruhig. „Mit der Fotoausstellung wollte ich den Menschen in
Canhusen eine Freude machen“, sagte er, „schließlich passiert da doch sonst
nichts.“
„Eine Freude machen, soso ,“ seufzte Büttner. Er erhob sich, um ein paar Schritte
durch den Raum zu laufen. „Ich fürchte, wir können Sie nicht mehr gehen lassen,
Scherrmann“, sagte er dann, „Sie werden heute Nacht wohl hier bleiben müssen.“
„Darauf hatte ich gewartet“,
lachte Scherrmann und erhob sich aus seinem Stuhl. „Tja, aber Sie wissen ja
vermutlich selbst, dass das bisschen, was Sie gegen mich glauben in der Hand zu
haben, bei weitem nicht für eine Übernachtung in Ihrem ... Etablissement
ausreicht. Wäre doch schade um die schönen Steuergelder. Also, wenn Sie keine
Fragen mehr haben, dann gehe ich jetzt. Ich habe nämlich noch eine Verabredung,
zu der ich ungern zu spät kommen würde.“
„Nana, so einfach ist das nicht“,
sagte Büttner und drückte ihn sanft auf den Stuhl zurück. „Auch wenn zuhause
ganz köstliche Speckpfannkuchen auf mich warten, so bin ich mit der Befragung
hier doch noch lange nicht durch. Also, noch mal von vorne ...“ Kaum, dass er
das gesagt hatte, klingelte sein Handy. Mit einem entnervten Gesichtsausdruck
nahm er den Anruf entgegen. „Ich hatte doch gesagt, dass ich nicht ... aha
...oh mein Gott ... jaja, wir sind schon unterwegs.“
„Was ist denn Herr
Hauptkommissar, Sie sind ja ganz bleich geworden“, sah ihn Scherrmann fragend
an.
„Es ist ... wir müssen“, Büttner
schnaufte, als hätte er soeben einen Zehn-Kilometer-Lauf hinter sich gebracht.
„Wir müssen nach Canhusen, Rudolf Lampe ist ...“, sagte er mit zitternder
Stimme, vollendete den Satz aber nicht. „Kommen Sie, Hasenkrug.“ Als er schon
fast zur Tür hinaus war, rief er Scherrmann noch zu: „Sie können nach Hause
gehen, aber halten Sie sich zu
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