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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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der grimmigen Löwin abwenden müssen {27} ; doch sie trotzte ihr. Neferet schaute Sechmet.
    Sie bat die Göttin, in ihrem Innern ihre Berufung zu lesen, in die Tiefe ihres Herzens zu dringen und über dessen Lauterkeit zu urteilen. Der Lichtstrahl wurde stärker, erhellte nunmehr ganz und gar die steinerne Figur, deren Macht die junge Frau niederzwang. Das Wunder geschah: Die furchterregende Löwin lächelte.
     
    Das Kollegium der Heilkunde von Theben war in einem weiten Säulensaal versammelt; in der Mitte: ein Wasserbecken. Der Obere näherte sich Neferet. »Habt Ihr die feste Absicht, Kranke zu heilen?«
    »Die Göttin war Zeugin meines Eids.«
    »Was man anderen verordnet, muß zuerst bei sich selbst Anwendung finden.«
    Der Obere zeigte ihr einen mit rötlicher Flüssigkeit gefüllten Kelch.
     
    »Hier ist ein Gift. Nachdem Ihr es eingenommen habt, werdet Ihr es ermitteln und Euren Befund stellen. Wenn dieser zutrifft, werdet Ihr Zuflucht zu einem guten Gegengift nehmen können. Falls er irrig ist, werdet Ihr sterben. Das Gesetz der Sechmet wird Ägypten somit vor einem schlechten Arzt bewahrt haben.«
    Neferet nahm den Kelch an.
    »Es steht Euch frei, den Trunk abzulehnen und diese Versammlung zu verlassen.« Langsam trank sie die bitter schmeckende Flüssigkeit, wobei sie bereits herauszufinden versuchte, was diese enthielt.
     
    Der Leichenzug ging, von den Klageweibern gefolgt, an der Tempelumfriedung entlang und schlug die Richtung zum Fluß ein. Ein Ochse zog den Schlitten, auf dem der Sarkophag ruhte. Vom Dach des Tempels aus wohnte Neferet dem Spiel des Lebens und des Todes bei. Ermattet genoß sie die Liebkosungen der Sonne auf ihrer Haut.
    »Es wird Euch noch einige Stunden kalt sein; das Gift wird aber keinerlei Spuren in Eurem Körper hinterlassen. Eure Schnelligkeit und Genauigkeit haben all Eure Standesbrüder sehr beeindruckt.«
    »Hättet Ihr mich gerettet, wenn ich fehlgegangen wäre?«
    »Wer andere pflegt, muß unerbittlich mit sich selbst sein. Sobald Ihr wiederhergestellt seid, werdet Ihr nach Memphis zurückkehren, um Eure erste Stellung zu bekleiden. Auf Eurem Weg wird es nicht an Fallen mangeln. Eine so junge und so begabte Heilkundige wird allerlei Neid erregen. Seid weder blind noch arglos.«
    Schwalben segelten über dem Tempel. Neferet dachte an ihren Meister Branir, den Mann, der sie alles gelehrt hatte und dem sie ihr Leben verdankte.

10. Kapitel
    Paser verspürte mehr und mehr Mühe, seine Aufmerksamkeit gesammelt auf seine Arbeit zu richten; in jeder Hieroglyphe sah er das Antlitz Neferets. Der Gerichts Schreiber brachte ihm an die zwanzig Tontäfelchen.
    »Die Aufstellung der in der Werft beschäftigten Handwerker vom letzten Monat; wir müssen bestätigen, daß sich kein Straffälliger darunter befindet.«
    »Und was ist die schnellste Möglichkeit, dies festzustellen?«
    »Die Verzeichnisse des großen Gefängnisses zu Rate ziehen.«
    »Könntet Ihr Euch damit befassen?«
    »Erst morgen; ich muß zeitig nach Hause gehen, da ich ein Fest zum Geburtstag meiner Tochter ausrichte.«
    »Viel Vergnügen, Iarrot.«
    Als der Gerichtsdiener gegangen war, las Paser nochmals das Schreiben, das er verfaßt hatte, um Denes einzubestellen und ihm die wesentlichen Anklagepunkte zu nennen. Seine Augen wurden trübe. Erschöpft fütterte er Wind des Nordens, der sich vor die Tür des Amtszimmers legte, und schlenderte dann in Bravs Gesellschaft ziellos durch die Straßen. Seine Schritte trugen ihn in ein ruhiges Viertel nahe der Schule der Schreiber, wo die zukünftige geistige Oberschicht ihren Beruf erlernte.
    Das Schlagen einer Tür zerbrach die Stille; auf schallendes Stimmengewirr und ferne Musikfetzen folgten, in denen sich Flöte und sistrum verquickten. Die Ohren des Hundes stellten sich auf, neugierig blieb Paser stehen. Der Streit wurde ärger; auf die Drohungen folgten Hiebe und Schmerzensschreie. Brav, der Gewalt verabscheute, drückte sich gegen das Bein seines Herrn.
    Ungefähr hundert Meter von der Stelle, an der er stand, kletterte ein junger, mit einem schönen Schreibergewand bekleideter Mann über die Mauer der Schule, sprang in das Gäßchen und lief wie um sein Leben in Pasers Richtung, während er die Worte eines schlüpfrigen Liedes zu Ehren liederlicher Dirnen schmetterte. Als er an dem Richter vorbeikam, erhellte ein Mondstrahl sein Gesicht. »Sethi!«
    Der Flüchtige hielt jäh inne und drehte sich um. »Wer hat mich gerufen?«
    »Mich ausgenommen, ist der Ort

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