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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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gemacht.
    Nach den unseligen Vorkommnissen am Sphinx hatte der Altgediente Unterschlupf in dem kleinen Dorf am Westufer gesucht, wo er geboren war. Er wollte einen glücklichen Ruhestand verleben, nachdem er dem Heer treu gedient hatte. Die schützende Behauptung eines Unfalls kam ihm bestens zupaß. Weshalb in seinem Alter einen von vornherein verlorenen Kampf aufnehmen?
    Seit seiner Rückkehr hatte er den Brotofen wiederhergestellt und versah die Aufgabe des Bäckers zur größten Zufriedenheit der Dörfler. Wenn die Frauen das Korn mittels Reiter {46} von allen Unreinheiten befreit hatten, zermalmten sie es auf dem Mühlstein und zerstießen es in einem Mörser mit langstieligem Stößel. So erhielten sie das erste noch grobe Mehl, das sie mehrere Male durchsiebten. Aus dem befeuchteten Feinmehl bereiteten sie dann einen zähflüssigen Teig, dem Hefe zugefügt wurde. Die einen benutzten einen Krug mit weitem Hals, um den Teig zu kneten, die anderen legten ihn auf eine schräge Steinplatte, die das Abfließen überschüssigen Wassers erleichterte. Hierauf griff der Bäcker ein, der die einfachsten Brote auf der Glut und die erleseneren Laibe in einem Ofen buk, der aus drei senkrechten Steinplatten bestand, die eine vierte bedeckte, unter der das Feuer brannte. Er bediente sich auch mit Löchern versehener Kuchenformen und steinerner Scheiben, in die er den Teig goß, um entsprechend runde Laibe, längliche Brote oder flache Kuchen herzustellen. Wenn die Kinder ihn darum baten, formte er ihnen ein liegendes Kalb, das sie mit großen Bissen verschlangen. Anläßlich des Min-Festes, das dem Gott der Fruchtbarkeit geweiht war, buk er Phalli von goldgelber Kruste und weißer Krume, die man auf dem Feld, inmitten der goldenen Ähren, verspeiste. Er hatte den Lärm der Schlachten und die Schreie der Verletzten vergessen; wie lieblich ihm der Gesang der Flammen erschien, wie sehr er die Weichheit des warmen Brotes liebte! Von seiner Vergangenheit beim Heer hatte er sich ein herrisches Gemüt bewahrt; wenn er die Platten aufheizte, schob er die Frauen beiseite und duldete nur seinen Gehilfen, einen stämmigen Heranwachsenden von fünfzehn Jahren, seinen angenommenen Sohn, der ihm nachfolgen würde.
    An diesem Morgen hatte der Junge sich verspätet. Der Altgediente geriet schon in Zorn, als mit einem Male Schritte auf dem gefliesten Boden der Backstube zu hören waren. Der Bäcker drehte sich um. »Ich werde dich … Wer seid Ihr?«
    »Ich vertrete Euren Helfer. Er leidet an starken Kopfschmerzen.«
    »Ihr wohnt nicht im Dorf.«
    »Ich arbeite bei einem anderen Bäcker, eine halbe Stunde von hier. Der Dorfvorsteher hat mich kommen lassen.«
    »Hilf mir.«
    Da der Ofen tief war, mußte der Altgediente sich mit Kopf und Oberkörper hineinbegeben, um im hinteren Teil so viele Brotformen wie möglich unterzubringen; sein Gehilfe hielt ihn dabei an den Schenkeln fest, um ihn beim kleinsten Zwischenfall herauszuziehen.
    Der Altgediente wähnte sich in Sicherheit. Doch an diesem Tage wollte Richter Paser sein Dorf besuchen, seinen wahren Namen erfahren und ihn befragen. Der Schattenfresser hatte keine andere Wahl mehr. Er packte ihn an beiden Fesseln, riß sie vom Boden hoch und stieß den Altgedienten mit ganzer Kraft ins Innere des Ofens.
     
    Der Eingang des Marktfleckens war menschenleer. Nicht eine Frau auf der Türschwelle, nicht ein unter einem Baum schlummernder Mann, nicht ein mit seiner Holzpuppe spielendes Kind. Den Richter überkam die Gewißheit, daß sich gerade ein ungewöhnliches Ereignis zugetragen haben mußte; er forderte Kem auf, sich nicht von der Stelle zu rühren. Der Babuin und der Hund schauten sich aufgeregt um.
    Paser lief eilends die von niedrigen Häusern gesäumte Hauptstraße entlang.
    Rund um den Backofen fehlte nicht ein Dorfbewohner. Man schrie, man schubste, man rief die Götter an. Ein Heranwachsender erklärte zum zehntenmal, daß er niedergeschlagen worden sei, als er aus dem Hause trat und sich anschickte, dem Bäcker, seinem Ziehvater, zu helfen. Er machte sich wegen des entsetzlichen Unfalls bittere Vorwürfe und weinte heiße Tränen.
    Paser drängte sich durch die Menge. »Was ist geschehen?«
    »Unser Bäcker ist soeben auf grauenhafte Weise gestorben«, antwortete das Dorfoberhaupt. »Er muß ausgerutscht und im Ofen ohnmächtig geworden sein. Für gewöhnlich hält sein Gehilfe ihn an den Beinen zurück, um ein derartiges Unglück zu vermeiden.«
    »Handelte es sich um den aus Memphis

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