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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Euch, den Namen Gottes auszusprechen?«
    »Ja.«
    »Wieso? Er ist heilig. Was habt Ihr zu befürchten?«
    Darauf will er also hinaus! Im Judentum wird der Gottesname nicht ausgesprochen, sondern durch Adonai, der Herr, oder Ha-Schem, der Name, ersetzt. Sie dazu zu zwingen, den Gottesnamen auszusprechen, ist perfide. Mich überkommt es heiß und kalt. Habe ich nach meiner Rückkehr aus Rom erwähnt, dass ihr Vater, der Inquisitor, ein Jude war? Ich weiß es nicht, ich habe ihnen so viel erzählt, was damals in Rom geschehen ist, ich kann mich nicht mehr erinnern …
    »Ich bin …«
    »Sprecht den Gottesnamen aus!«, unterbricht er sie schroff.
    »Nein!«, trotzt sie ihm.
    Ich will eingreifen, aber Robin packt mich warnend am Ärmel. »Lass sie!«
    »Ihr habt Angst!«, donnert Corentin.
    »Das ist nicht …«
    »Doch, Ihr habt Angst, das sehe ich! Was fürchtet Ihr? Gottes Zorn?«
    »Nein!«
    »Doch! Ihr fürchtet Gottes Zorn. Ihr seid besessen.«
    »Nein!«
    »Euer Blick ist irr! Ihr wütet! Am liebsten wollt Ihr um Euch schlagen! Das sind Zeichen von Besessenheit! Das Böse hat Euch in seiner Gewalt!«
    Entsetzt beobachte ich, wie sich die Fratres bekreuzigen und ihre Brustkreuze vor sich halten.
    »Sie ist besessen.«
    »Sie huldigt dem Fürsten der Finsternis.«
    »Sie ist eine Jüngerin des Satans. Das hat der Inquisitionsprozess doch bewiesen. Sie wurde zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt.«
    In einer dramatischen Geste zieht sich Corentin den umgedrehten Crucifixus über den Kopf und hält ihn am ausgestreckten Arm vor sich, als wolle er die Mächte des Bösen bannen, die ihn zu überwältigen drohen. »Ein Dämon hat von Euch Besitz ergriffen.«
    »Nein!«
    »Satan hat Euch gezwungen.« Corentins Stimme wird immer lauter.
    »Was?«
    »Er hat Euch gezwungen, das Sigillum Dei mit Frère Conans Blut auf den Boden zu malen. Nicht Ihr habt ihn ermordet, sondern Satan, der in Euch ist.«
    »Das ist Schwachsinn!«, weist sie ihn scharf zurecht.
    »Und er hat Euch gezwungen, die Blutschrift auf den Boden zu malen. Was bedeutet sie?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ihr habt sie doch geschrieben!«, brüllt er.
    »Nein, das habe ich nicht!«, übertönt sie ihn noch.
    »Warum steht dann Euer Name neben der Leiche?«
    Plötzlich herrscht eine atemlose Stille.

Alessandra
Kapitel 43
    Auf der Plattform des eingestürzten Westflügels
Wenige Minuten vor drei Uhr nachts
    Ich schlucke trocken. »Mein Name?«
    Corentin zieht etwas aus der Kukulle und hebt es über seinen Kopf, damit es alle sehen können. »Euer Notizbuch. Ich habe es im Gästesaal gefunden, als wir Euch suchten. Ich habe darin geblättert und war … entsetzt …«
    Ich atme tief durch. Großer Gott, was steht da drin?
    »Ihr habt Frère Conan ermordet. Unter der Macht des Satans!«, ruft Corentin.
    »Das ist nicht wahr!«
    »Ihr seid besessen!« Er schwenkt das Notizbuch über seinem Kopf und hetzt damit die Mönche gegen mich auf. »Ihr seid beherrscht vom Bösen!«
    »Nein!«
    Yvain tritt neben ihn und nimmt ihm das Büchlein aus der Hand, um darin zu blättern. Im Licht der Fackeln liest er die letzte Seite. »Mon Dieu!«, flüstert er erschüttert und nickt, als koste es ihn unendliche Überwindung, sich die Wahrheit einzugestehen, den Fratres zu, die ihn gespannt beobachten.
    Gott, hilf mir!, denke ich und gerate langsam in Panik.
    Ein wüster Tumult: Die Fratres recken die Fäuste und brüllen durcheinander. Entsetzt blicke ich mich um, als sie johlen:
    »Herr, verfluche sie!«
    »Vernichte die Feindin Gottes!«
    Eine Stimme übertönt alle anderen: »Exorziert sie!«, fordert Abelard lautstark und spuckt aus. »Treibt ihr den Dämon aus!«
    Corentin tritt vor mich, so nah, dass ich ihm in die Augen sehen kann. »Ihr seid besessen«, redet er nun in besänftigendem Tonfall auf mich ein.
    Ich schüttele den Kopf. »Nein, das ist nicht wahr!«
    »Die Satansmesse, die Ihr gefeiert habt, hat Euch zu seinem Opfer gemacht.« Seine Stimme senkt sich zu einem rectus tonus, also einem Singen in gleichbleibender Stimmlage. »Ihr seid gefährlich! Ihr wisst nicht mehr, was Ihr tut!«
    »Ich bin …«
    »Satan hat Macht über Euch.«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Wir müssen Euch helfen, Euer Gnaden.«
    »Nein, das …«
    »Seid unbesorgt, wir werden Euch retten. Euch wird nichts geschehen.«
    »Verschwindet!«
    »Ganz ruhig, Euer Gnaden! Ich will Euch nichts tun. Nur dem Dämon in Euch.«
    »Lasst mich in Ruhe!«
    »Entspannt Euch! Ihr braucht all Eure

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