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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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er’s dann doch entnervt aufgegeben …«
    Der Prior schnaubt. » Das kann ich mir vorstellen!«
    Brüllendes Gelächter.
    Lucien lächelt wie ein liebenswerter Trottel.
    »Ruhe! Haltet Euch gefälligst an die Ordensregeln«, brüllt der Prior. »Und Ihr, Père Lucien, hört auf so albern zu grinsen!«
    Lucien wendet sich mit ernster Miene um, zwinkert mir verschwörerisch zu und kehrt an seinen Platz zurück.
    Ich glaub’s einfach nicht! Was war denn das? Ein Ablenkungsmanöver? Wie auch immer, Padrics ›Hoc est corpus meum …‹ ist jedenfalls erst einmal vergessen. Bleibt die Frage: Kennt Lucien die richtige Lösung? Aber wieso, wenn er doch kein Latein … Ich stutze und suche seinen Blick.
    Er strahlt mich an und spielt weiter den harmlosen Idioten. Dabei spricht er exzellent Latein, sonst hätte er das komplexe Anagramm mit mehr als fünfundsechzig Zeichen nicht lösen können, völlig ausgeschlossen. Es gibt Tausende von falschen Lösungen, die alle keinen Sinn ergeben. Aber nur eine richtige.
    Ich erhasche einen Blick auf sein Schreibtäfelchen, das an einer Schnur von seinem Gürtel baumelt. Es ist abgewischt.
    Nicht zu fassen, dieser verzogene Bengel hält sie alle zum Narren. Und amüsiert sich dabei köstlich. Aber wieso hilft er mir?

Yannic
Kapitel 42
    Auf der Plattform des eingestürzten Westflügels
Viertel vor drei Uhr nachts
    »Aufgemerkt!«, donnert der Prior, und es klingt, als stürze Stonehenge ein. »Wer nicht mit der Aufklärung des Mordes beschäftigt ist, nimmt Schiefertäfelchen und Griffel und versucht, das Anagramm zu lösen. Ich bin sicher, dass uns der Text einen Hinweis auf den Mörder gibt. Und der ist unter uns! Der Herr verfluche ihn! Père Corentin sprach vom ersten Siegel, das zerbrochen wurde. Das zweite Siegel schwebt über uns wie ein Damoklesschwert. Menschenleben sind in Gefahr. Also los!«
    »Père Yann!« Alessandra winkt mich zu sich, und ich gehe zu ihr hinüber. »Père Yann, darf ich Euch als Zeugen befragen? Ihr habt Frère Conan als Letzter lebend gesehen.«
    »Das stimmt.«
    »Wo war das?«
    »Im Kerker.«
    »Ist das weit von hier?«
    »Nur ein paar Schritte.«
    Sie wendet sich zum Prior um, der unser Gespräch stirnrunzelnd verfolgt. »Père Yvain, ich möchte mir später den Kerker ansehen. Vielleicht finden sich dort weitere Hinweise.«
    Yvain nickt missmutig. »In Ordnung.«
    Alessandra sieht wieder mich an. »Frère Conan war Euer Freund.«
    »Ja.«
    »Wann habt Ihr ihn gefunden?«
    »Vor einer Stunde.«
    »In welchem Zustand?«
    »Er war sehr aufgewühlt. Er weinte. Und er hatte Angst.«
    »Wovor?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Weil es dem Beichtgeheimnis unterliegt?«
    »Weil … Frère Conan sehr verwirrt war.«
    »Inwiefern?«
    »Er sagte: ›Die Hölle ist hier.‹ Er weinte dabei.«
    »Was meinte er damit? Dass das Reich Satans hier auf dem Mont ist?«
    »Ja.«
    »Hatte er Angst vor der ewigen Verdammnis?«
    »Nein.«
    »Furcht vor dem Satan?«
    »Nicht mehr als wir alle. Das Böse ist in dieser Abtei.«
    »Todesangst?«
    Ich schlucke trocken. »Ich dachte, er stirbt. Ich wusste nicht, dass er gerettet …«
    »Schon gut. Glaubt Ihr an Gott?«
    »Ich bin Priester.«
    »Beantwortet meine Frage!«
    »Ja, ich glaube an Gott.«
    »Und die Vergebung der Sünden?«
    »Ja.«
    »Und den Satan und die Macht des Bösen?«
    Ich zögere.
    »Père Yann?«
    »Ich glaube an die Macht des Bösen. Ich glaube, dass ein Einzelner imstande ist, eine Illusion zu erschaffen, die sich auf düstere Legenden stützt, einen kollektiven Wahn, eine Massenhysterie. Ich glaube an die Macht der archaischen Furcht vor Schatten. Und ich glaube an die Macht der Todesangst.«
    »Und Satan?«
    »Frère Conan wurde nicht von Satan ermordet. Sondern von einem Menschen aus Fleisch und Blut.«
    »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Während ich die Treppe zum Dormitorium hinauflief, konnte ich hinter mir einen furchtbaren Schrei hören. Das war Frère Conan. Dann rief er einen Fluch: ›Möge Gott dich bis in alle Ewigkeit verfluchen! Was hast du getan?‹«
    Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, dass Corentin erschrocken zusammenzuckt. Alessandra hat es auch bemerkt.
    »›Was hast du getan?‹«, wiederholt sie.
    »Ja.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Habt Ihr die Stimme erkannt?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Eine Vermutung, was Frère Conan getan haben könnte, das mit dem Tod bestraft wird?«, provoziert sie Corentin mit voller Absicht.
    »Nein.«
    »Hat Frère Conan bei

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