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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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nein, wie besessen von einem Dämon, der ihn zu dieser schrecklichen Tat treibt. »Sieben Märtyrer, die die Macht des Bösen brechen und durch ihr Blutopfer die Welt erlösen. Sieben Siegel, die durch das Grauen, das ihr Anblick auslöst, das Testament des Satans davor bewahren, dass es entdeckt wird. Das Flammenschwert darf niemals wieder gefunden werden.«
    Die Spitze des Nagels spüre ich nicht.
    Dann holt Corentin aus.
    Ich reiße an den Stricken, aber ich kann mich nicht bewegen. Ich will schreien, aber nur ein Seufzen kommt über meine Lippen. Ich bin wie betäubt. Gefangen in der Hölle aus Schmerz und Ohnmacht!
    »Ich kenne deine Qualen, Alessandra. Deine Machtlosigkeit. Deine Angst. Deinen Zorn. O ja, ich kenne das alles sehr gut. So viele Jahre lebe ich schon damit, ohne Hoffnung auf Erlösung. Wie gern würde ich an deine Stelle treten und mich als Märtyrer opfern für Gott, aber ich kann es nicht. Ich darf es nicht. Yannic hat als Hüter versagt. Ich hatte so große Hoffnungen in ihn gesetzt, aber er hat mich maßlos enttäuscht«, murmelt Corentin verbittert. »Der Erzengel hat mich berufen, ich bin sein. Bis zu meinem Tod werde ich wieder der Hüter des Schwertes sein. Das Geheimnis muss bewahrt werden.«
    Dann schlägt er zu.
    Wie eine riesige Gezeitenwelle tost der Schmerz meinen Arm hinauf bis zur Schulter. Ich will die Hand zur Faust ballen, aber es geht nicht. Das Entsetzen schüttelt mich.
    »Hörst du sie singen, oben in der Kirche? Es ist ein Psalm. ›Deus misereatur nostri – Gott sei uns gnädig und segne uns und lasse sein Angesicht leuchten über uns.‹ Nichts versetzt sie mehr in Angst und Schrecken als die Gegenwart des Bösen.«
    Ganz leise weht der gregorianische Gesang zu mir.
    Ein sanfter Trost.
    Bummm!
    Blut rinnt mir am Arm herunter. Mein Blut.
    Aus den Augenwinkeln nehme ich oben an der Treppe eine Bewegung wahr. Ich blinzele durch die dichten Weihrauchschwaden.
    Tyson hockt auf der obersten Stufe und schaut zu Corentin und mir herunter. Immer wieder ruckt sein Kopf zurück zum Promenoir. Was ist dort?
    Corentin beachtet den Kater nicht und schlägt erneut mit aller Kraft zu. Das Portal besteht aus sehr hartem Holz.
    Bummm!
    Der Schmerz hat meinen Kopf erreicht und breitet sich darin aus wie ein loderndes Flammenmeer in den Tiefen. Jeder Atemzug wird zur Qual.
    Plötzlich erkenne ich, wem Tyson immer wieder den Kopf zuwendet. Es ist Padric.
    Er lehnt im Torbogen des Promenoirs und späht zu uns herunter. Dann ist er wieder verschwunden.
    Und mit ihm meine Hoffnung auf Rettung.

Yannic
Kapitel 78
    Im Kerker
Kurz nach acht Uhr morgens
    Benommen blicke ich mich um. Ich liege auf dem Boden eines engen Schachts. Um mich herum Wände aus grob behauenem Stein. Graues Licht rinnt daran herab. Der Sturm tobt.
    Die Ketten an meinen Händen und Füßen rasseln, als ich mich behutsam bewege. Mit den Schmerzen kehrt auch die Erinnerung zurück. Allmächtiger Gott! Ich fühle mich, als wäre mit Donnergetöse der Himmel der Kelten auf mich herabgestürzt.
    Mühsam setze ich mich auf, lehne mich mit dem Rücken gegen die Wand und atme tief durch.
    »Alessandra?«
    Kein Stöhnen. Kein Kettengerassel.
    Steckt sie im anderen Kerkerschacht? Lebt sie noch?
    An den Ketten, die an eine Wand des Schachtes geschmiedet sind, ziehe ich mich hoch. Ich muss mich abstützen, sonst würde ich gleich wieder zusammensacken.
    Das sechste Siegel. Hat Corentin Alessandra getötet?
    »Alessandra!«, rufe ich sie und schlage mit meinen Ketten gegen die Schachtwand, um sie aufzuwecken. »Alessandra!«
    Keine Reaktion.
    Ich rutsche an der Wand hinunter, verschränke die Arme auf den Knien und lege mein Gesicht darauf. Ich muss schlucken. Die Brust wird mir eng, und das Atmen fällt mir schwer.
    Ich will jetzt nicht weinen. Ich taste nach dem Schlüsselbund in der Tasche meines Habits. Sie haben ihn mir nicht abgenommen. Am Bund hängt auch der Schlüssel für die Ketten der Jumeaux. Als Aumônier und Hôtelier der Abtei kümmere ich mich auch um die Gefangenen.
    Scheppernd schlagen die leeren Fesseln gegen die Steinwand. Ich ziehe mich hoch und blicke in den Kerker.
    Plötzlich höre ich Schritte. Gebannt spähe ich nach oben.
    »Padric!«, seufze ich erleichtert.
    Ein Seil fällt zu mir herunter.
    »Bist du allein?«
    »Ja.«
    »Wo ist Robin?«
    »In der Kirche.«
    »Weiß er, dass du hier bist?«
    Padric schüttelt den Kopf. Aber wieso? Was hat er vor?
    Wenig später lehne ich schwer atmend an der Wand neben

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