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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Conans Blut. Wie viele Stunden ist es her, seit ich meinen Freund hier gefunden habe?
    Padric zieht eine Flasche unter dem Habit hervor und gibt sie mir. »Whisky?«
    Durstig stürze ich ihn hinunter. Die Wärme, die sich in meinem Innern ausbreitet, tut mir gut.
    »Geht’s?«
    »Nein.« Ich nehme noch einen großen Schluck von Robins Schmerzmittel.
    »Sollte es aber.«
    Ich lasse die Flasche sinken und sehe ihn fragend an.
    »Corentin ist gerade dabei, Alessandra zu kreuzigen. Am Portal von Notre-Dame-sous-Terre.«
    »Um Gottes willen. Lebt sie noch?«
    »Ja«, nickt er ernst. »Noch.«
    Padric stützt mich, während wir die Treppe zum Promenoir hinaufsteigen, durch den Saal gehen und schließlich die Treppengalerie erreichen. Ich fühle mich schwach und hilflos.
    Ein Stöhnen, halb Schluchzen, halb Schreien, dringt uns entgegen.
    Dann sehe ich sie. Mit Stricken ist sie an das Portal von Notre-Dame-sous-Terre gefesselt. Ein langer Nagel ragt aus ihrem blutverschmierten linken Unterarm.
    Kalte Wut lässt mir das Blut gefrieren.
    Wo ist Corentin? Er ist nirgendwo zu sehen.
    Wenn ich dich zu fassen kriege, du … du Bestie, dann gnade dir Gott der Allmächtige!
    Ich taste nach meinem Dolch, aber die Scheide ist leer.
    Wortlos reicht Padric mir die Klinge.
    In diesem Augenblick tritt Corentin aus der Tür des Infirmariums einige Stufen unter uns. In der Hand hält er ein Fläschchen mit einer wasserklaren Flüssigkeit. Ein Betäubungsmittel, damit sie nicht schreit?
    Leise weht gregorianischer Gesang durch den Treppengang.
    »Kümmere dich um Alessandra!«, presst Padric hervor. »Ich übernehme Corentin.« Schon eilt er los.
    Ich gehe hinunter zu Alessandra.
    »Yannic!« Sie sieht mich mit großen Augen an, dann kann sie die Tränen nicht mehr zurückhalten und weint mit zuckenden Schultern.
    »Ist ja schon gut, mein Liebes, jetzt bin ich da«, sage ich beruhigend, während ich mir den Nagel ansehe, der in ihrem Arm steckt. Großer Gott! Mit solch langen Vierkantnägeln habe ich mein Boot gebaut! Sie halten Segelschiffe und Kathedralen zusammen.
    »Corentin …«, haucht sie.
    Sie hat die Kampfgeräusche gehört, die aus dem Infirmarium dringen. Das Klingen von Metall, das aufeinanderprallt. Das Krachen von Betten, Tischen und Hockern, die umgeworfen werden. Keuchen. Schreien.
    »Padric kümmert sich um ihn.« Mit einem Ruck zerschneide ich den Strick, der ihren rechten Arm ans Portal fesselt. Die linke Fessel lasse ich, wo sie ist, damit das Gewicht ihres Arms nicht auf dem Nagel lastet und die Wunde noch weiter aufreißt. Noch zwei Schnitte, dann sind ihre Beine frei.
    »Kannst du stehen?«, frage ich.
    Sie nickt schwach.
    »Lehn dich gegen mich. Ich werde dich halten.«
    Sie legt den rechten Arm um mich und lehnt den Kopf an meine Schulter. Ihr warmer Atem streift mein Gesicht. »Ich habe gesehen, wie du gestürzt bist. Ich dachte … du wärst tot.«
    Ich versuche, den Nagel mit den Fingern herauszuziehen, aber es geht nicht. Er sitzt zu tief. »Der Erzengel hat mich vor dem Tod bewahrt.« Ich küsse sie zärtlich. »Alessandra, ich brauche Werkzeug. Ich bekomme den Nagel nicht heraus.«
    Ich will mich schon abwenden, da kommt Robin die Treppe zum Promenoir herunter. Er stöhnt entsetzt auf, als er Alessandra sieht, die sich immer noch an mich lehnt.
    »Bist du in Ordnung, Yannic?«
    »Saint-Michel hat mich gerettet. Alessandra geht es schlechter als mir. Corentin hat sie ans Holz genagelt. Padric kämpft im Infirmarium gegen ihn.«
    Robin wirft einen besorgten Blick zur Tür. »Wird er es schaffen?«
    »Ich denke schon. Ich brauche eine Zange, um den Nagel herauszuziehen. Robin, geh zur Baustelle am Chor und hol eine. Ich bleibe bei ihr. Sie hat furchtbare Schmerzen.«
    Robin nickt und läuft los.
    »Yannic, wir müssen …« Alessandra verstummt, als ein lautes Krachen aus dem Infirmarium dringt, gefolgt von einem Schrei. Die Kampfgeräusche sind verklungen. »… wir müssen das Schwert des Satans …«
    Padric schleift den reglosen Corentin am Skapulier aus dem Infirmarium heraus.
    »Bist du verletzt?« Ich deute auf seinen blutenden Arm.
    »Ich werd’s überleben.«
    »Und er?«
    Padric schnaubt verächtlich.
    »Was hast du vor?«
    Er deutet auf die Tür neben Alessandra. »Ich will ihn in die Krypta schaffen und fesseln.«
    »Ist gut.« Ich halte ihm das Portal auf, während er Corentin, der aus einer Wunde am Kopf blutet, am Skapulier ziemlich grob in die Kapelle und über die Schutthalden zu den Altären

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