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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Tempelritter, wegen Abelards Verwandtschaft mit dem Großmeister der Templer und seinem stolzen, selbstherrlichen Auftreten im Konvent. Aber Robin kann gut lästern: Wären die Templer nicht untergegangen, wäre Sir Robin FitzAlan bestimmt kein Benediktiner geworden …
    Der Prior starrt angestrengt in die Dunkelheit, doch er scheint nichts zu erkennen als das Gewoge der Brennnesseln. »Yann?«, ruft er. Und nach kurzem Zögern: »John?«
    »Yvain!« Abelard wird ungeduldig.
    Widerstrebend wendet der Prior sich ab. »Ich komme.«
    Wortlos läuft Abelard die Stufen hinunter zum Portal der Chapelle Sainte-Madeleine, des Empfangsraums zum Gästesaal, und wirft sich mit der Schulter dagegen. »Von innen verriegelt!«
    Ich atme auf.
    Alessandra hat meine Warnung beherzigt und sich im Gästesaal eingeschlossen, nachdem ich sie vorhin verlassen habe. Aber was, zur Hölle, hat das zerfetzte Pergament am Fenster zur Treppengalerie zu bedeuten? Ist jemand dort eingedrungen, um in den Gästesaal zu gelangen?
    Sie ist in Lebensgefahr – ich muss sofort zu ihr!

Alessandra
Kapitel 7
    Im Scriptorium
Wenige Minuten vor ein Uhr nachts
    Ich ziehe den Dolch, während ich in der dunklen Nische neben der Tür zum Archiv verschwinde. Die Schritte kommen näher. Und wenn er nun die offene Tür bemerkt?
    Dem verhallenden Schlurfen nach zu urteilen, bleibt er einen Moment im offenen Portal stehen. Dann kommt er langsam die Treppe herunter in den Saal. Jetzt kann ich ihn schemenhaft erkennen. Er schnieft und fährt sich mit dem Ärmel über das Gesicht – er hat vorhin so verzweifelt geweint.
    Der Fall, den Tommaso mir anvertraut hat, wird immer rätselhafter!
    Ich halte die Luft an und warte ab.
    Mit schweren Schritten schlurft er zu einem der Lesepulte, rafft seine schwarze Kukulle, die über und über mit weißem Staub bedeckt ist, und lässt sich auf die Holzbank sinken. Er stützt die Ellbogen auf das Pult, birgt sein Gesicht in den Händen und beginnt erneut zu schluchzen.
    Erschüttert stehe ich in meiner Nische, luge um die Mauerecke und beobachte ihn. Jeder Nerv in mir drängt zur Flucht – nichts wie weg aus dieser erdrückenden Atmosphäre der Abtei.
    Unter der Kapuze trägt er wie die anderen Fratres ein Bonnet, eine Art Haube, die seine Tonsur verdeckt. Wegen des feuchtkalten Klimas auf dem Mont dürfen die Mönche zusätzlich zu ihrem Habit eine Kukulle und ein Bonnet tragen.
    Als der Frater sein Gesicht hebt und sich über die rot geweinten Augen fährt, erkenne ich ihn. Es ist Frère Conan, ein junger Bretone aus Saint-Brieuc an den Côtes d’Armor, der bretonischen Nordküste.
    Ich kann mich erinnern, dass Père Yvain mir bei der Vorstellung zugeflüstert hat, Conan habe eine Frau und einen kleinen Sohn in Saint-Brieuc. Nach der Sext habe ich mich im Kreuzgang mit Conan unterhalten. Er hat sich mir anvertraut, während wir gemeinsam das Heckenlabyrinth durchschritten, und mir von seiner Frau und seinem Sohn erzählt. Der Kleine ist acht – wie Yannics Tochter Katarin, die bei seinem Bruder im Leuchtturm auf der Insel Ouessant lebt und die er noch nie gesehen hat. Und doch liebt er sie innig, das habe ich ihm angesehen, als er mir von ihr erzählt hat.
    Bevor Katarin geboren wurde, ist Yannic zum Saint Michael’s Mount in Cornwall abgereist, um das Amt des Priors zu übernehmen und Henry VI., Herzog von Cornwall und König von England, die Treue zu schwören. Seit einigen Jahren ist der Saint Michael’s Mount, der kleine Bruder des Mont-Saint-Michel auf einer Insel vor der Küste, das Wahrzeichen von Cornwall. Er ist keine französische Prieuré mehr, sondern untersteht als Priory der englischen Krone.
    Warum ist Yannic nicht in England geblieben? König Henry wollte ihn zum Abt und zum Kommandanten des Saint Michael’s Mount ernennen. Doch Yannic hat auf einen glänzenden Aufstieg verzichtet und ist als einfacher Mönch auf den Mont-Saint-Michel zurückgekehrt. Warum? Das ist eines der vielen Mysterien, die diesen verschlossenen Bretonen umgeben. Yannic ist ein unlösbares Rätsel. Und damit eine Herausforderung für mich.
    Conans unsteter Blick irrt in meine Richtung und bleibt wie gebannt in den Schatten der Nische hängen.
    Hat er mich gesehen? Nein, ich glaube nicht. Gestern habe ich bei der Besichtigung bemerkt, dass man die Tür des geheimen Archivs auch bei hellem Tageslicht hinter diesem Wald aus Säulen kaum erkennen kann. Trotzdem weiche ich einen Schritt zurück in die Schatten …
    … und stoße dabei

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