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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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gegen einen hölzernen Hocker, der mit Donnergetöse umkippt.
    Gott im Himmel! Er wird kommen und nachsehen!
    Ich presse mich gegen die Wand und umklammere den Dolch. Mein Herz pocht in meiner Kehle, die wie zugeschnürt ist. Meine Zunge klebt an meinem Gaumen.
    Conan springt auf, das kann ich trotz des Sturms hören, und kommt zwei, drei, vier Schritte in meine Richtung. Dann bleibt er abrupt stehen. Und jetzt?
    In der Stille zwischen zwei fauchenden Böen kann ich seinen gepressten Atem hören. Und seine Angst spüren. Eine archaische Angst vor der Gefahr, die im Dunkeln lauert und die man nicht sehen kann. O ja, an diese Angst, die mich in den Gewölben des Lateranpalastes packte, als ich glaubte, Satan wäre hinter mir her, kann ich mich noch sehr gut erinnern! Intuitiv drehe ich den Ring des Salomo an meinem Finger, den ich damals im Grab des Teufelspapstes fand.
    »Bitte tu mir nichts!«, flüstert Conan mit bebender Stimme. Der Wollstoff seiner Kukulle raschelt. Bekreuzigt er sich? »Monseigneur Saint-Michel, steh mir bei! Beschütze mich vor der Macht des Satans, der mir in finsteren Nischen auflauert. Und der sich an mir rächen will.« Er schluchzt auf, atmet tief durch, dann betet er weiter: »Notre Seigneur Jésus Christ, ich bitte dich, vergib mir, was ich getan habe. Schenke mir deine Gnade und Barmherzigkeit und nimm mich auf!« Er bekreuzigt sich und küsst seine Finger. »Amen, amen, amen.«
    Conan wirbelt herum, prallt in seiner Panik gegen ein Lesepult, das umstürzt und auf den Boden poltert, stürmt mit wehender Kukulle durch den Saal, in dem seine Schritte laut widerhallen, und flüchtet aus dem Scriptorium. Ich kann ihn die Treppe hinaufpoltern hören. Er will in die Kirche.
    Ich muss hinterher.
    Mit dem Dolch in der Hand verlasse ich die dunkle Nische und husche zwischen den Säulen hindurch.
    Dann sehe ich ihn, am anderen Ende des Saals. Ein Schemen, in der Finsternis mehr zu erahnen als zu sehen, starrt zu mir herüber. Der Assassino! Wie lange steht er schon dort?
    »Va all’ inferno!«, rufe ich. »Du mörderische Satansbrut!«
    Mit einem sardonischen Lachen wendet die Dämonenfratze sich ab und verschwindet.
    Was soll das? Will er, dass ich ihm folge? Damit er mich in einem finsteren Gang überwältigen kann, weil er weiß, dass er hier im Scriptorium keine Chance gegen mich hat? Zur Hölle mit ihm!
    Ich muss wissen, was hier vorgeht!
    Wo ist Conan gewesen, weshalb ist sein schwarzer Habit ganz weiß vom Staub? Wieso glaubt er, dass Satan hinter ihm her ist?
    Ich habe eine furchtbare Ahnung … Ich darf keine Zeit mehr verlieren!

Yannic
Kapitel 8
    Im verwilderten Klostergarten der Merveille
Kurz vor ein Uhr nachts
    Die beiden Mönche hetzen an mir vorbei, sie laufen die gewundene Treppe hinunter in den Hof unterhalb des Gärtchens. Die Tür des Almosensaals scheint offen zu stehen, denn die beiden trennen sich. Die Schritte des einen verklingen in den Gewölben der Merveille, während der andere sich in Richtung des Châtelets entfernt.
    Jetzt aber raus aus den Brennnesseln – so langsam wird’s ungemütlich. Ich klettere über das Gartentor, husche hinauf zu dem offenen Fenster, hocke mich auf den Fenstersims und schwinge meine Beine hinüber. Dann stehe ich in der Treppengalerie, in die Licht fällt von einer Kerze im Gästesaal. Aber wieso ist die Tür nicht verriegelt?
    Da ist das Ende der Galerie. Geradeaus führt eine Tür zum Scriptorium. Sie ist geschlossen. Rechts führt der Gang zum Gästesaal.
    Ich gehe die Stufen hinunter und luge um die Tür herum in die große Halle. Das Bett am anderen Ende ist zerwühlt.
    »Alessandra?«
    Keine Antwort.
    Was ist geschehen? Wo ist sie?
    Ich gehe hinüber zu dem Tisch vor den beiden Kaminen, wo die Satteltaschen mit ihrem Gepäck liegen. Hier hat sie vorhin meine Hand gehalten, während wir getuschelt haben.
    »Alessandra!« Meine Stimme hallt durch den Saal.
    Ich warte ab, doch nichts geschieht.
    Mit Blick auf die beiden gewaltigen Kamine am Ende der Halle ziehe ich die Taschen zu mir heran und spähe hinein. Viel Gepäck schleppt sie nicht mit sich herum!
    Außer den zwei Beglaubigungsschreiben, die sie gestern Morgen dem Prior gezeigt hat, krame ich die Pilgermuschel hervor, eine marmorierte Coquille Saint-Jacques. Ich habe ihr die Muschel bei ihrer Ankunft in der Abtei überreicht. Immer tiefer wühle ich mich durch ihre persönlichen Dinge, kann jedoch ihr Notizbuch nicht finden. Schade, ich hätte gern die Codes in ihrem und

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