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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Gehetzt blicke ich mich in der weihrauchvernebelten Krypta um: Wo bleibt denn der andere? Ich bin doch schon seit …
    In diesem Augenblick wird hinter mir das Portal aufgestoßen. Ich wirbele herum. Das Flackern der Blitze beleuchtet einen Mönch mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze. Und den Dolch in der Hand. Sein Gesicht liegt im Schatten.
    Wo hat er so lange gesteckt?
    Lautlos weiche ich zwischen den Pfeilern zu dem Felsen zurück, auf dem der Erzengel mit Satan kämpfte, und behalte dabei die beiden Fratres im Auge.
    »Père Yann?« Die Stimme des Priors klingt angespannt. Als ich nicht antworte, flucht er leise: »Yann oder Jean oder John oder wie auch immer Ihr Euch nennt, Ihr verdammter Verräter! We know that you are hiding here!«
    Na großartig!
    Ich ziehe meinen Dolch, gehe hinter einem Pfeiler in Deckung und spähe um ihn herum. Einen Augenblick lang habe ich sie aus den Augen verloren.
    Da sind sie! An den tiefen Nischen der Krypta entlang schleichen sie langsam aufeinander zu. Sie wollen mich in die Enge treiben. Doch in die Finsternis zwischen den gewaltigen Säulen wagen sie sich nicht vor, noch nicht. Seit dem Einsturz des Chores und der Krypta gilt dieser Ort als verflucht …
    Vor einer Nische bleiben sie stehen und tuscheln miteinander. Père Yvain, kaum mehr als ein dunkler Schemen, deutet in meine Richtung.
    Als wüsste er, wo ich mich verstecke!
    Jäh fällt gleißendes Licht in die Krypta, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern. Es ist, als bebe die Erde!
    Dann herrscht einen Augenblick lang vollkommene Stille, während glühende Funken vom Himmel regnen. Ich kann sie durch die Fenster in den Nischen sehen. Sind es Holzsplitter? Stammen sie vom Schieferdach des Turms?
    Der Blitz ist irgendwo auf dem Mont eingeschlagen! In die Statue des Erzengels an der Spitze des Kirchturms?
    »Monseigneur Saint-Michel!«, murmele ich und bekreuzige mich. Ich packe den Griff des Dolches noch fester und husche zurück zum Felsen. Erschrocken zucke ich zusammen, als etwas Weiches meine nackten Füße in den Sandalen streift.
    Ein klägliches Maunzen.
    O Gott, Tyson, mein Junge, es tut mir leid. Ich wollte dir doch nicht wehtun …
    In diesem Augenblick schnellt mein Kater hoch, duckt sich unter meiner Kukulle hindurch und flitzt mit einem Fauchen in Richtung der Krypta Saint-Martin.
    Meine beiden Verfolger halten inne. »Er versucht zu entkommen!« Der Prior deutet in die Dunkelheit. »Ich habe eine Bewegung gesehen! Da ist er!«
    Während die beiden Mönche dem aufgescheuchten Kater hinterherjagen, laufe ich los. Fünf Schritte, sechs, sieben, dann habe ich das Portal erreicht. Ich ziehe es auf, raffe meinen Habit und hetze die Stufen hinunter. Links flattert das ölgetränkte Pergament eines Fensters in den heftigen Windböen – was ist denn hier passiert? Egal, weiter!
    »… ist Tyson!«, hallt es aus der Krypta.
    »Verdammtes Mistvieh! Irgendwann bringe ich es um!«
    »Yann ist entkommen. Wir müssen ihn finden!«
    Ich haste durch den Durchgang zwischen der Merveille und der Krypta. Vor mir verzweigt sich der Weg: Links führt eine steile Treppe hinunter zum Châtelet und zum Portal der Abtei. Rechts endet ein schmaler Weg vor einem morschen Gartentor. Im Gärtchen dahinter wiegen sich die Brennnesseln im Wind.
    Hinter mir – Schritte!
    Ich laufe auf das Gartentor zu, springe hinüber, rolle über die Schulter ab und lande mitten in den Brennnesseln auf der harten Erde. Hastig krieche ich zum Rand des Gärtchens und spähe über die niedrige Mauer. Dann ziehe ich die Kapuze hoch, um mein Gesicht vor den Nesseln zu schützen.
    Ein rascher Blick nach oben: Der goldglänzende Erzengel, der an der Spitze des Kirchturms die Abtei gegen die Höllenmächte beschützt, ist verschwunden – ein böses Omen! Die Schieferplatten des Dachs wurden weggeschleudert, das vom Blitz getroffene Gebälk schwelt noch, der Sturm reißt den Rauch mit sich. Aber die Kirche brennt nicht, Gott sei Dank.
    Da sind sie! Sie hasten die Stufen hinunter, zögern kurz an der Weggabelung und blicken sich unschlüssig an. Père Yvain kommt zum Gartentor und zerrt an den morschen Brettern. »Verschlossen!«
    »Nun komm endlich, Yvain!«, drängt der andere, der immer wieder besorgt zum Kirchturm hochblickt. Dort oben stieben plötzlich Funken!
    »Einen Augenblick noch, Abelard!«
    Frère Abelard de Montbard – sieh mal einer an! ›The last Templar‹ gehört zur geheimen Bruderschaft? Robin nennt ihn stichelnd den letzten

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