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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Hand, um noch einen Schluck zu trinken. Hitze breitet sich in meinem Körper aus wie glühende Lava. Trotz der widerlich kühlen Nässe des Blutes, das meinen Habit durchtränkt, wird mir ganz warm. Und ein wenig schwindelig. »Auf deinen Cousin, den Earl of Arundel. Möge Sir William dir noch viele Fässer schicken. Ich helfe dir auch, sie zu leeren!«
    »Das nenn ich echte Freundschaft!« Robin prostet mir zu und kippt den restlichen Whisky hinunter. Mit dem Handrücken wischt er sich über die Lippen. »So selbstlos!«
    »Und ich nenne es echte Brüderlichkeit, dass du die anderen mit diesem Teufelszeug nicht in Versuchung führst.«
    »Finde ich auch.« Robin grinst frech und steckt die leere Flasche wieder ein. »Aber du weißt ja: Keine gute Tat bleibt ungestraft.« Er deutet auf die ›Disziplin‹ an seinem Gürtel. Dann atmet er tief durch und lässt sich von uns aufhelfen.
    Ich klopfe mir den Staub aus der Kukulle. Und weiter geht’s.
    Padric wirft einen Blick in die Zisterne, findet jedoch keine Spur von Conan. »Er ist nicht hier!«, murmelt er und blickt sich unruhig um. »Wozu sollte der Mörder seinen Leichnam überhaupt durch die Abtei schleppen? Was soll das?«
    Ich antworte nicht. Ich habe eine furchtbare Ahnung …
    »Kommt jetzt! Hier geht’s nicht weiter.« Ich deute auf das Ende des Ganges. »Wir müssen zurück.«
    »Und wohin? Ich kenne mich hier unten nicht aus.«
    »Ich auch nicht.«
    »Aber du warst doch schon einige Male hier, Yannic«, wendet Padric ein. »Als Beichtvater der englischen Gefangenen.«
    »Ich war in den Verliesen«, gebe ich zu. »Aber nicht in diesen Gängen. Sie sind einsturzgefährdet.«
    »Na toll, dass du’s doch noch erwähnt hast! Deine Nerven möchte ich haben!« Fluchend drängt Padric sich an mir vorbei, nuschelt irgendetwas über mein bretonisches Gottvertrauen und poltert den Gang hinunter.
    Ich folge ihm langsam mit Robin, der sich schwer auf meine Schulter stützt. Sein Gesicht ist verkniffen, die Lippen aufeinandergepresst. Er hat starke Schmerzen in seinem steifen Bein und kann kaum auftreten. »Alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    »Und der Schmerz in deinem Bein?«
    »Wird schlimmer.«
    »Willst du dich ausruhen?«
    Er schüttelt den Kopf.
    Robin – ritterlich, aufrecht, stolz und mit Idealen, die aus hartem Stahl geschmiedet sind – hat Jahre gebraucht, bis er sich seine Schwäche und seine Verletzlichkeit eingestehen konnte. Das Schlachtfeld, das er als Krüppel verlassen hat, die Absturzstelle vom Höhepunkt seiner ritterlichen Karriere, verlegte er zu allem entschlossen in die Abtei. Seine zerstörten Illusionen, die er in seinem Gepäck mit auf den Saint Michael’s Mount brachte, hat er immer noch: Sein Schwert, das er in jener Schlacht trug, liegt entgegen der Ordensregel immer noch unter seinem Bett – er weigert sich standhaft, es beim Prior abzuliefern. Bei den Stundengebeten, den Beichten, den selbstquälerischen Bußübungen, den demütigenden Arbeiten in den Latrinen, den Geißelungen mit der ›Disziplin‹ – immer muss er alle anderen noch übertreffen, um vor sich selbst bestehen zu können. Seine Bereitschaft zu leiden ist bewundernswert. Und erschreckend. Auf seine Art ist Robin genauso abgründig tief und so maßlos wie Padric.
    »Wo bleibt ihr denn?«, drängt Padric, der uns voller Ungeduld entgegenkommt. »Hab was gefunden.«

Alessandra
Kapitel 29
    Im Eichenwäldchen an der Nordflanke
Kurz nach zwei Uhr nachts
    Scheinbar endlos lange bin ich bergauf, bergab über die steile Nordflanke geklettert, während Äste und Zweige mir ins wunde Gesicht peitschten und aufgewirbelter Staub mir in die Augen flog. Die dichte Vegetation erschwerte das Fortkommen. Gestrüpp behinderte jeden Schritt. Einige Male bin ich auf dem karstigen Fels ausgerutscht und der Länge nach hingefallen, doch im letzten Augenblick konnte ich mich immer an tief hängenden Ästen festhalten, bevor ich abstürzte und den Abhang hinunterpurzelte. Ich habe mir Ellbogen und Beine aufgeschürft und mir fast den Arm ausgerenkt, aber ich gebe nicht auf.
    Er muss hier irgendwo sein.
    In der Finsternis den felsigen Boden zwischen den Wurzeln und den Stämmen abzusuchen ist unmöglich. Trotzdem krieche ich über den Boden, schiebe Äste zur Seite und spähe ins wogende Dickicht.
    Nichts.
    Der Sturm wütet immer schlimmer. Er wirbelt Staub auf, der mir ins Gesicht weht. Ich reibe mir die tränenden Augen.
    Blinzelnd taste ich mich weiter durch das Gestrüpp. Ameisen weisen mir

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