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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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ich nach oben. Wie kann er von meinem geheimen Auftrag wissen? Der Prior kennt nur die gefälschten Schreiben von Louis d’Estouteville und Papst Nikolaus. Kein Wort von meinem Auftrag und von meiner Handlungsvollmacht. Davon kann nur derjenige wissen, der vorhin die Dokumente im Kamin gefunden hat. Eines ist sicher: Es war nicht der Assassino, denn er hat mein Gepäck schon vorher durchwühlt und die gefälschten Briefe für echt gehalten.
    Nein, jemand anderer ist im Gästesaal herumgeschlichen, während ich im Scriptorium war! Yannics Freund Robin? Vor seiner Verwundung in der Schlacht, wo ihm das Bein zerfetzt wurde, war Sir Robin FitzAlan ein Ritter Seiner Majestät.
    Darüber, dass auch Yannic der Verräter sein könnte, will ich lieber nicht nachdenken. Was habe ich ihm alles anvertraut! Ich muss bescheuert gewesen sein!
    Von der Tombelaine wird bereits eine Antwort gesendet:
    ›By order of His Majesty the King: Kill her!‹
    Eoghan wäre stolz auf mich: Das verstehe ja sogar ich. Das verspricht ja wirklich eine aufregende Nacht zu werden.
    Der Gedanke an den Tod auf dieser gottverlassenen Insel weit entfernt von Rom wird immer stärker. Einen Moment lang bin ich versucht, Eoghan die verabredete Nachricht zu senden, falls ich in Gefahr gerate: ›Wish you were here.‹ Aber ich kann keine Leuchtsignale zur Prieuré de Genêts senden, bevor ich nicht wieder in der Abtei bin. Und außerdem ist die Überfahrt von Genêts in einem Boot viel zu gefährlich. Welcher Highlander kann schon im Sturm segeln?
    Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren. Der Wind wird immer stärker, er schiebt mich mit Gewalt vor sich her. Bald wird es schütten. Und gleich beginnt das Nachtoffizium der Mönche. Bis dahin muss ich Vittorino und sein Notizbuch gefunden haben. Na dann! Ich mache mich auf die Suche.
    Schon beim Abstieg habe ich bemerkt, dass der Granitfelsen unter dem Dickicht der Eichen von unzähligen tiefen Spalten durchfurcht ist. Einige sind groß genug, um eine Leiche darin verschwinden zu lassen.

Der Hüter des Erzengels
Intermezzo 4
    Auf der Treppe vor der Krypta Notre-Dame-sous-Terre
Kurz nach zwei Uhr nachts
    Der Auserwählte hastet zwischen den flackernden Kerzen hindurch, die Abelard vor dem Portal von Notre-Dame-sous-Terre aufgestellt hat.
    Seine Hände triefen von Blut. Es ist vollbracht.
    Das Sterben hat begonnen. Wenn Alessandra wüsste, welche Schuld sie damit auf sich geladen hat!
    Er lauscht. Nicht weit entfernt hallen Schritte und die aufgeregten Stimmen der Konfratres durch die Säle der Abtei. Yann hat sie alarmiert.
    Yann, mein Junge, was hast du ihnen erzählt? Doch nicht, dass dein Freund Conan Selbstmord begangen hat!
    Der Hüter lacht trocken, als er das Ende der Treppe erreicht und sich nach rechts in den dunklen Saal wendet, der zum Cachot du Diable führt.
    Nein, ganz sicher nicht!
    Yann wird alles tun, um seinen Freund zu schützen und um ihn davor zu bewahren, in ungeweihtem Boden verscharrt zu werden, ohne würdige Totenmesse mit Weihrauch und Kerzen, ohne Glockengeläut und ohne Gebete für sein Seelenheil. Yann ist selbstlos und treu. Er wird lügen und betrügen. Und aus freiem Willen Schuld auf sich laden, damit Conans Seele gerettet wird.
    Und damit wird er in die Falle tappen, die für Alessandra bestimmt ist.
    Schade um ihn, wirklich schade!
    Wie gern hätte er ihm sein Amt vererbt, damit er endlich in Frieden sterben kann. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr.
    Yann wäre ein vortrefflicher Hüter des Geheimnisses geworden, ein würdiger Nachfolger als Oberhaupt der geheimen Bruderschaft, opferbereit, aufrichtig und entschlossen. Und hart und unverrückbar wie der Granit, aus dem die Abtei errichtet wurde. Yann wäre der Beste von uns allen.
    Ein vollkommener Diener des Arc’hael Mikael.

Yannic
Kapitel 28
    Im Kerker Kurz nach zwei Uhr nachts
    »Aber hier ist er nicht!«, dröhnt Yvains Stimme aus dem Verlies mit den Jumeaux.
    »Was?« Ich schiebe mich durch die Reihen der aufgeregt tuschelnden Mönche und betrete die
    Zelle, wo ich Conan vorhin sterbend zurückließ.
    Nur noch eine schimmernde Blutlache.
    »Er ist nicht hier.« Der Prior funkelt mich mit finsterem Blick an, als hätte ich Conan angefallen und weggeschleppt, um seine Leiche zu schänden.
    Als ich vorhin ins Dormitorium stürmte, habe ich nur gesagt, dass ich Conan schwer verletzt gefunden habe, blutend, sterbend. Warum Yvain mich wegen meines bluttriefenden Habits nicht beschuldigt hat, Conan ermordet zu haben? Keine

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