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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Verdacht?«, fragt Robin.
    Ich schüttele den Kopf.
    »Raymond? Jourdain? Die beiden stecken ständig die Köpfe zusammen.«
    »Das tun wir auch.«
    » Ha! Aber wir gehen nicht miteinander ins Bett«, platzt Padric heraus. Ich muss ihn ziemlich verdutzt angeguckt haben, denn Padric beginnt zu lachen: »So was gibt’s, stell dir vor! Vielleicht nicht auf deinem einsamen Felsen, diesem Möwenschiss mitten im Atlantik, mit einer Hand voll Einwohnern und einer Herde Schafe, wo du Gefahr läufst, aus Versehen eine Cousine zu ficken oder vor lauter Verzweiflung eine Heidschnucke zu vergewaltigen, aber …«
    »Was ist mit Aimery?«, unterbricht ihn Robin.
    »Weil er in seinem letzten Leben ein dominikanischer Inquisitor war? Nein!«
    »Und Thierry? Er ist in letzter Zeit ein bisschen still. Und oft allein im Kreuzgang.«
    »Er will seine Ruhe haben. Er hat sich mit Yvain gefetzt.«
    »Wer tut das nicht?«, seufzt Robin und verdreht genervt die Augen. Er und der Prior geraten öfters aneinander. Yvain glaubt nicht an Robins spirituelle Erweckung. Er ist ihm zu weltlich, zu ritterlich, zu kriegerisch, zu streitsüchtig. Und, das sagt er ihm sogar ins Gesicht, zu englisch . Und das lässt Yvain, dessen Familie während der englischen Besatzung der Normandie viel Leid und Unrecht ertragen musste, meinen Freund büßen.
    »Wir sollten weitergehen«, drängt Padric.
    Er wendet sich um, doch ich halte ihn auf. »Nicht da lang, Padric! Er ist hinter uns her geschlichen, um die Spur zu legen. Wir gehen zurück.« Ich deute den Gang hinunter, durch den wir gekommen sind.
    »Aber wir haben dort alles abgesucht!«, protestiert er.
    »Nein, haben wir nicht. Geh voran, Padric.«
    »Wohin?«
    »Bis zur Treppe, die zum abgestürzten Anbau führt.«
    Er hebt die Augenbrauen. »Du glaubst, dass Conan da draußen im Sturm ist?«
    »Warum nicht?«
    Vor der Tür am Ende der Treppe bleiben wir stehen. Sie ist verschlossen.
    Ich zögere, denn ich habe plötzlich das Gefühl, das ich nicht sehen will, was sich dahinter verbirgt.
    »Und nun?«, fragt Padric. »Wir haben keinen Schlüssel.«
    »Zurück, alle beide!«
    Padric und Robin weichen zurück.
    »Was hast du vor?«, fragt Padric. »He, warte mal! Der Prior hat bestimmt einen Schlüss …«
    »Na, dann geh und hol ihn! Da wo ich herkomme, machen wir das so!« Mit Anlauf werfe ich mich gegen das Holz. Knirschend gibt es einen Fingerbreit nach. Die Tür ist nicht verriegelt, sie ist nur verzogen und verklemmt. Also zurück, die Stufen hinunter! Als ich mich noch einmal dagegen werfe, schwingt sie auf, schrammt über den unebenen Boden und kracht gegen einen der Strebepfeiler.
    Der Sturm, der uns entgegenbläst, schleudert mir eisige Regentropfen ins Gesicht. Wie winzige Eiskristalle brennen sie auf meiner Haut.
    Padric und Robin drängen sich mit flatternder Kukulle hinter mir auf die Plattform, die vor dem Absturz ein zweigeschossiger Anbau mit zwei Sälen war. Die Böen reißen ihnen die Kapuze vom Kopf. Padric bindet die Bänder seines Bonnets zusammen, damit es nicht wegfliegt.
    Ich gehe bis zum Abgrund und scheuche dabei eine Möwe auf, die aus einem Dickicht hinter einem Schutthaufen hochflattert und sich mit im Wind zuckenden Flügeln schreiend in die Tiefe stürzt: Oookh … oookh … oookh.
    An den gerippten Fundamenten entlang starre ich hinunter zum felsigen Strand, wo die Möwe tief unter mir auf dem wuchtigen Festungsturm landet, der aus dem von der Flut überspülten Watt ragt. Neben dem Wehrturm schlingert mein Boot auf den gischtgekrönten Wellen.
    Ich drehe mich um. Vor mir ragt die Innenwand der eingestürzten Säle auf. Auf einem Sims, einst der Boden des oberen Saals, wuchert Gestrüpp, zwischen dem vermutlich die Schwalben nisten, die tagsüber zwitschernd durch den Kreuzgang flitzen. In einem Arkadenbogen zwischen zwei Stützpfeilern entdecke ich einen dunklen Schemen.
    Wie ein abgestürzter Engel liegt Conan auf dem Rücken und starrt mit offenen Augen zum Himmel hinauf. Der schwarze Stoff seines Habits flattert wie ein gebrochener Engelsflügel in einer schwarz schimmernden Lache aus Blut. Seine Augen sind weit aufgerissen, als hätte er im Augenblick des Todes etwas Entsetzliches gesehen, etwas Unbegreifliches. Der Teufel selbst hat Conan seine Aufwartung gemacht – so scheint es.
    Robin stützt sich schwer auf mich. »Oh my God!«, stöhnt er, als er das blutige Zeichen erkennt. »So viel Blut! Er sieht aus, als wäre er geschlachtet und ausgeblutet worden.« Ohne

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