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Das Testament des Satans

Das Testament des Satans

Titel: Das Testament des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Tayeb hat Schwierigkeiten, meine Notizen zu entziffern. Wenn Conan also unseren Code entschlüsseln konnte, habe ich die allergrößte Hochachtung vor ihm.«
    »Acht Jahre Sorbonne. Conan hat seine Zeit nicht mit Lateinisch, Griechisch und Hebräisch vertrödelt, so wie ich. Die alten Kelten haben ihn fasziniert – er konnte sogar die keltischen Ogham-Runen lesen.«
    »Erstaunlich.«
    »Das war er. Und das wurde ihm zum Verhängnis.«
    Ich sehe ihn von der Seite an. »Du gibst dir die Schuld an seinem Selbstmord.«
    »Ich habe ihm Vittorinos Büchlein gezeigt und ihm vom Testament des Satans erzählt. Dadurch habe ich Conan in Gefahr gebracht. Ich trage die Verantwor …«
    »Das ist Unsinn, und das weißt du auch.«
    Da guckt er!
    »Du gehst mir auf die Nerven mit deinem priesterlichen Gequatsche. Ihr Priester seid nicht als Heilige vom Himmel gefallen. Ihr könnt Fehler machen wie alle anderen Menschen.«
    »Autsch.«
    »Soll ich dir gleich noch eine verpassen?«
    Wider Willen muss er lachen und hebt abwehrend beide Hände. »Nein, danke, fürs Erste reicht’s.«
    »Gut.«
    »Du hast keine sonderlich hohe Meinung von uns Priestern.«
    Ich weiß nicht, wie lange wir uns anstarren, um uns gegenseitig abzuschätzen. Schließlich sage ich: »Ich bin im Vatikan aufgewachsen. Mein Vater war Priester, mein Bruder, mein Sohn, mein Cousin, der eine Papst, und mein Freund, der andere Papst. Und mein erster Gemahl.«
    »Niketas.«
    »Genau.«
    »Wie seid ihr miteinander ausgekommen?«
    »Prima.«
    »Wie hat er das geschafft?«
    Die stichelnde Betonung auf dem ›er‹ ist mir nicht entgangen. »Niketas hat mich mit derartig selbstgerechtem Gehabe verschont. Er war nicht mein Priester, sondern mein Gemahl, auch wenn wir nie verheiratet waren. Denn weder die katholische noch die orthodoxe Kirche hätte uns ihren Segen gegeben. Niketas war mein Mann, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich habe eine Tochter. Ich weiß, wie man das macht.«
    »Dann muss ich’s dir ja nicht erklären.«
    Yannic lacht trocken. »Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, auch wenn’s acht Jahre her ist.« Er deutet auf den Absatz, den er Conan gezeigt hat. »Und was steht da nun?«
    »Das ist ein Hinweis auf ein Bilderrätsel im Liber Secretorum Diaboli , das Vittorino la Bibbia del Diavolo nennt.«
    Ein Krachen aus der Krypta der dicken Pfeiler erschreckt uns. Hat der Sturm das Portal zugeschlagen?
    »Und weiter?«, fragt Yannic gehetzt. Sein Blick irrt zum Durchgang zur Krypta.
    »Nichts weiter. Ich verstehe nicht, was er mit seinen kryptischen Anmerkungen gemeint hat. Ich muss mir die Bilder der Apokalypse im Teufelskodex noch mal ansehen. Irgendwas habe ich übersehen. Oder falsch gedeutet.«
    Yannic nickt ernst. »Conan hat das Rätsel gelöst und das Testament des …«
    Aus der Krypta hallt plötzlich ein Ruf. »Hier ist sie nicht!«
    Ich fluche entnervt.
    »Lass uns verschwinden!«, drängt Yannic. Er nimmt mir das Büchlein aus der Hand und steckt es ein. Dann packt er mich an der Hand und zieht mich hinter sich her.

Yannic
Kapitel 38
    Im Portal der Krypta Saint-Martin
Gegen halb drei Uhr nachts
    Hinter uns kann ich Schritte hören.
    Ein paar Stufen. Ein offener Gang. Ein Durchlass zur großen Freitreppe, die nach links zum Châtelet und dem Portal der Abtei hinabführt und nach rechts zur Kirche hinaufführt.
    Ich bleibe stehen und lausche.
    »Was ist?« Alessandra versucht, an mir vorbei zur Treppe zu spähen.
    »Sie kommen, um uns in die Enge zu treiben. Los, weiter!« Ich schiebe mich an ihr vorbei.
    Ein schmaler Durchgang, der an der Krypta Saint-Martin vorbeiführt, wo meine Konfratres schon nach ihr suchen. Ein sturmdurchtoster Innenhof. Das Beinhaus. Ein matter Lichtschimmer dringt aus der angrenzenden Totenkapelle.
    Ich taste mich an der Wand aus aufeinandergestapelten Knochen und Schädeln entlang und hetze an zwei Seitengängen vorbei. Dann biege ich nach links ab und ziehe Alessandra so ungestüm in eine finstere Nische im hintersten Gang, dass sie ins Stolpern gerät und mit der Schulter gegen mich prallt. Mit dem Rücken stoße ich gegen die Gebeine. Über uns ruckt ein Kieferknochen, ein Schädel knirscht mit den Zähnen. Irgendwo zwischen den Knochen fiept eine Maus.
    Wir horchen angespannt.
    Drei oder vier Mönche trampeln die Treppe hinunter und betreten den Gang zwischen Ossuarium und Krypta. Der Schein einer Fackel wirft einen Schatten auf den Boden, es sieht aus wie eine immer größer werdende Blutlache.

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