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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Joseph.«
    »Lesen Sie in der Bibel, Nate?«
    »Nicht oft.«
    »Das sollten Sie aber tun.«
    »Das täte ich auch gern.«
    »Ich kann Ihnen dabei helfen, wenn Sie möchten.«
    »Vielen Dank.«
    Mit einem Zimmermannsbleistift schrieb Phil die Maße auf die Platte, die sie gerade eingesetzt hatten, maß dann sorgfältig nach und sicherheitshalber gleich noch einmal. Schon bald merkte Nate, warum das Projekt nicht so recht vorankam.
    Phil ließ sich reichlich Zeit und unterbrach die Arbeit immer wieder mit Kaffeepausen.
    Nach einer Stunde gingen sie nach oben in die Sakristei, wo auf einer Warmhalteplatte eine Kanne mit starkem Kaffee stand. Phil goß zwei Tassen ein und suchte mit den Augen die Bücherreihen auf den Regalen ab. »Hier ist ein wundervolles Stundenbuch. Es gehört zu meinen Lieblingsschriften«, sagte er, nahm das Buch heraus, wischte es ab, als wäre es voll Staub, und gab es dann Nate. Es war ein fest gebundenes Buch, das noch seinen Schutzumschlag hatte.
    Offenbar ging Phil mit seinen Büchern äußerst pfleglich um.
    Er nahm ein weiteres Buch heraus und gab es Nate. »Und das ist eine Anleitung zum Bibellesen für Leute, die viel zu tun haben. Sie ist sehr gut.«
    »Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass ich viel zu tun haben könnte?«
    »Sie sind doch Anwalt in Washington, oder nicht?«
    »Theoretisch schon, aber damit ist demnächst Schluss.«
    Phil legte die Fingerspitzen aneinander und sah Nate an, wie das nur Geistliche können. In seinen Augen stand die unausgesprochene Aufforderung: Reden Sie ruhig weiter. Ich bin dazu da, Ihnen zu helfen.

    Also lud Nate einige seiner früheren und gegenwärtigen Probleme ab, wobei er die bevorstehende Auseinandersetzung mit dem IRS und den baldigen Entzug seiner Zulassung als Anwalt in den Vordergrund rückte. Zwar bestehe keine Gefahr, dass er zu Gefängnis verurteilt würde, er müsse aber mit einer Geldstrafe rechnen, die so hoch sein würde, dass er sie sich nicht leisten konnte.
    Trotzdem, erklärte er, sehe er der Zukunft voll Zuversicht entgegen. Eigentlich sei er sogar erleichtert, den Beruf aufzugeben.
    »Was werden Sie tun?« fragte Phil.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Vertrauen Sie auf Gott?«
    »Ich glaube schon.«
    »Dann seien Sie getrost. Er wird Ihnen den rechten Weg zeigen.«
    Sie redeten so lange miteinander, dass der Vormittag nahtlos in die Essenszeit überging. Als es soweit war, gingen sie nach nebenan und taten sich erneut am Lammeintopf gütlich. Laura stieß erst später dazu. Sie arbeitete in der Vorschule und hatte nur eine halbe Stunde Mittagspause.
    Gegen zwei Uhr kehrten sie in den Keller zurück und nahmen zögernd ihre Arbeit wieder auf. Während Nate dem Pfarrer zusah, kam er zu der Überzeugung, dass das Projekt zu dessen Lebzeiten nicht fertig würde. Joseph mochte ein guter Zimmermann gewesen sein, aber Phil gehörte auf die Kanzel. Jede einzelne Öffnung musste gemessen, nachgemessen, lange und gründlich bedacht, aus verschiedenen Winkeln prüfend betrachtet und dann erneut gemessen werden. Die Spanplatte, die dazu bestimmt war, sie zu füllen, wurde auf die gleiche Weise behandelt. Nachdem Phil dann so viele Bleistiftmarkierungen angebracht hatte, dass kein Architekt aus ihnen schlau geworden wäre, nahm er mit größter Zurückhaltung die Elektrosäge und schnitt die Platte zu. Dann trugen sie sie gemeinsam an die vorgesehene Stelle, sicherten sie mit einigen Hammerschlägen und nagelten sie dann endgültig fest. Jedesmal passte die Platte auf den Millimeter genau, und jedesmal wirkte Phil richtig erleichtert.
    Zwei Gruppenräume schienen soweit fertig zu sein, dass die Wände nur noch gestrichen zu werden brauchten. Am Spätnachmittag kam Nate zu dem Ergebnis, dass er am nächsten Tag Maler sein würde.

    EINUNDVIERZIG

    Zwei Tage angenehmer Beschäftigung brachten die Arbeit im kalten Keller der Dreifaltigkeitskirche nicht wirklich weiter, wohl aber wurde viel Kaffee getrunken. Der Lammeintopf wurde schließlich ganz aufgegessen, einige weitere Spanplatten wurden als Wandverkleidung angebracht und gestrichen, und eine Freundschaft entstand.
    Als sich Nate am Dienstag Abend Farbe unter den Fingernägeln hervorkratzte, klingelte das Telefon. Josh war am Apparat und rief ihn in die Wirklichkeit zurück. »Richter Wycliff möchte dich morgen sehen«, sagte er. »Ich hab dich schon früher zu erreichen versucht.«
    »Was will er?« fragte Nate mit vor Furcht tonloser Stimme.
    »Vermutlich hat er Fragen über deine neue

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