Das Testament
hin.
»Ja, ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Josh löste sich endlich von seinem Mobiltelefon. Sie drängten sich um den kleinen Tisch und begannen zu essen. »Josh hat mir gesagt, dass Sie die reichste Frau der Welt aufgestöbert haben«, sagte Wycliff mit vollem Mund.
»Stimmt. Vor etwa zwei Wochen.«
»Und Sie können mir nicht sagen, wo sie sich aufhält?«
»Sie hat mich gebeten, das nicht zu tun. Ich hab’s ihr versprochen.«
»Wird sie zum gegebenen Zeitpunkt hier auftreten und Aussagen?«
»Das wird nicht nötig sein«, erklärte Josh. Natürlich befand sich in seiner Handakte eine von der Kanzlei Stafford vorbereitete Aktennotiz über die Notwendigkeit ihres Erscheinens im Laufe des Verfahrens. »Wenn sie nichts über Mr. Phelans Geisteszustand weiß, kann sie als Zeugin nichts zur Klärung der Sachlage beitragen.«
»Aber sie ist eine der Parteien«, sagte Wycliff.
»Das ist richtig. Aber man kann sie von der Anwesenheitspflicht entbinden. Wir können die Auseinandersetzung auch ohne sie führen.«
»Und wer soll sie von der Anwesenheitspflicht entbinden?«
»Sie, Euer Ehren.«
»Ich beabsichtige, zum gegebenen Zeitpunkt einen Antrag zu stellen«, sagte Nate,
»mit dem ich das Gericht bitte zu gestatten, dass das Verfahren in ihrer Abwesenheit durchgeführt werden kann.« Josh lächelte über den Tisch. Gut gemacht, Nate.
»Ich denke, darüber werden wir uns später den Kopf zerbrechen«, sagte Wycliff.
»Im Augenblick geht es mir mehr um die Zeugenaussagen. Ich muss nicht betonen, wie sehr die Phelan-Nachkommen darauf drängen, dass die Sache vorangeht. «
»Die Nachlassverwaltung wird morgen ihre Stellungnahme vorlegen«, sagte Josh.
»Wir sind für die Auseinandersetzung bereit.«
»Und was ist mit der Erbin?«
»Ich arbeite noch an ihrer Stellungnahme«, sagte Nate düster, als sitze er seit Tagen daran. »Aber bis morgen habe ich sie fertig.«
»Sind Sie für die Zeugenvernehmung bereit?«
»Ja, Sir.«
»Wann dürfen wir damit rechnen, dass Sie die von Ihrer Mandantin unterzeichnete Annahmeerklärung und Gerichtsstandvereinbarung vorlegen können?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Genaugenommen bin ich erst für Ihre Mandantin zuständig, wenn ich diese Dokumente in Händen habe.«
»Ja, ich verstehe. Bestimmt werden sie bald vorliegen. Die Post arbeitet da unten sehr langsam.«
Josh lächelte seinem Schützling zu.
»Sie haben sie also tatsächlich gefunden, ihr ein Exemplar des Testaments vorgelegt, ihr erläutert, was es mit der Gerichtsstandvereinbarung und der Annahmeerklärung auf sich hat, und sich bereit erklärt, sie zu vertreten?«
»Ja, Sir«, sagte Nate, aber nur, weil er musste.
»Sind Sie bereit, diesen Tatbestand in Form einer eidesstattlichen Erklärung in der Akte zu vermerken?«
»Ist das nicht ein bißchen ungewöhnlich?« fragte Josh.
»Möglich, aber wenn wir ohne ihre Vollmacht und Annahmeerklärung das Vorverfahren eröffnen, möchte ich irgendwas Schriftliches in der Akte haben, woraus hervorgeht, dass die Nachlassverwaltung Kontakt mit ihr aufgenommen hat und ihr bekannt ist, was wir hier tun.«
»Guter Gedanke«, sagte Josh, als stamme der Einfall von ihm selbst. »Nate unterschreibt das.«
Nate nickte und biss ein großes Stück von seinem Brot ab, wobei er hoffte, man werde ihn in Frieden essen lassen, ohne ihn zu weiteren Lügen zu zwingen.
»Hat sie Troy nahegestanden?« fragte Wycliff.
Nate kaute, solange er konnte, bevor er antwortete. »Das bleibt aber unter uns, nicht wahr?«
»Natürlich. Reines Geplauder.«
Ja, und solches Geplauder kann dazu führen, dass Prozesse gewonnen oder verloren werden. »Ich glaube nicht. Sie hatte ihn seit Jahren nicht gesehen.«
»Wie hat sie reagiert, als sie das Testament gesehen hat?«
Wycliff sagte das tatsächlich im Plauderton, und Nate war klar, dass er alle Einzelheiten wissen wollte. »Sie war überrascht, um es zurückhaltend zu formulieren«, sagte er trocken.
»Das kann ich mir vorstellen. Hat sie gefragt, um wie viel Geld es geht?«
»Zunächst nicht, später schon. Ich glaube, sie war überwältigt, wie wohl jeder an ihrer Stelle.«
»Ist sie verheiratet?«
»Nein.«
Josh begriff, dass der Richter noch eine ganze Weile weiter Fragen über Rachel stellen konnte. Das aber konnte gefährlich werden. Wycliff durfte zumindest jetzt noch nicht wissen, dass Rachel keinerlei Interesse an dem Geld hatte. Wenn er weiter bohrte, konnte Nate womöglich die Wahrheit
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