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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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anrufen würde, sobald er wieder draußen war.
    In welchem Büro saß der Neue? Wer war sein Anwaltsgehilfe? Woher kam er? Wie viele Kunstfehler-Prozesse hatte er bearbeitet? War sie ihm nur vorübergehend zugeteilt?
    Alice antwortete ziemlich ausweichend. ‘
    »Wer ist in meinem Büro?« fragte er.
    »Niemand. Es ist völlig unberührt. Es liegen sogar noch kleine Aktenstapel in allen Ecken herum.«
    »Was tut Kerry?«
    »Hat reichlich zu tun und wartet auf Sie.« Kerry war die Anwaltsgehilfin, mit der Nate am liebsten zusammenarbeitete.
    Alice wusste auf alles die richtige Antwort und gab kaum etwas preis. Vor allem über den neuen Prozessanwalt sagte sie so gut wie nichts.
    »Halten Sie sich bereit«, sagte er, als es nicht mehr viel zu besprechen gab.
    »Es ist Zeit für ein Comeback.«
    »Es war ziemlich langweilig, Nate.«
    Langsam legte er auf und hörte sich auf dem Aufzeichnungsgerät noch einmal an, was sie gesagt hatte. Irgend etwas war anders als früher. Josh stand im Begriff, seine Kanzlei umzustrukturieren. Würde Nate dabei auf der Strecke bleiben?
    Wahrscheinlich nicht, aber seine Tage im Gerichtssaal waren wohl vorüber.
    Er beschloss, sich den Kopf darüber später zu zerbrechen. Es gab so viele Leute, die er anrufen musste, und so viele Telefone, mit denen er das tun konnte. Er kannte einen Richter, der vor zehn Jahren dem Alkohol abgeschworen hatte. Ihm wollte er das großartige Ergebnis seiner eigenen Entwöhnung mitteilen. Er konnte auch seine erste Frau anrufen und sie zur Schnecke machen, war aber nicht in der richtigen Stimmung. Außerdem wollte er seine vier Kinder anrufen und sie fragen, warum sie nicht angerufen oder geschrieben hatten.
    Statt dessen nahm er einen Aktenordner aus seiner Tasche und begann nachzulesen, was über Mr. Troy Phelan und seinen gegenwärtigen Auftrag darin stand. Um Mitternacht, irgendwo über der Karibik, schlief er ein.

    ELF

    Eine Stunde vor Sonnenaufgang begann die Maschine ihren Landeanflug. Nate hatte das Frühstück verschlafen, und als er wach wurde, brachte eine Stewardess eilends Kaffee.
    Sao Paulo wurde sichtbar, eine Stadt, die sich über gut zweitausend Quadratkilometer ausbreitete. Er hielt den Blick auf das Lichtermeer unter sich gerichtet und fragte sich, wie es möglich war, dass eine einzige Stadt zwanzig Millionen Einwohner hatte.
    Der Flugkapitän wünschte den Gästen an Bord einen guten Morgen und sagte dann in raschem Portugiesisch mehrere Sätze, von denen Nate nichts verstand. Die englische Übersetzung, die darauf folgte, war nicht viel verständlicher.
    Hoffentlich würde er nicht gezwungen sein, sich mit Gesten und Grunzlauten seinen Weg durch das Land zu bahnen. Einen Augenblick lang machten ihm die Sprachschwierigkeiten Sorge, doch vergaß er sie, als ihn eine hübsche brasilianische Stewardess aufforderte, den Sicherheitsgurt anzulegen.
    Im Flughafen, der von Menschen wimmelte, war es heiß. Er holte seine nagelneue Reisetasche vom Gepäckband, ging durch den Zoll, ohne dass jemand auch nur einen Blick darauf warf, und gab sie am Varig-Schalter für den Flug nach Campo Grande erneut auf. Dann suchte er ein Cafe, in dem eine Speisekarte an der Wand hing.
    Er wies darauf, sagte Espresso, und die Kassiererin tippte den Betrag ein. Sie betrachtete sein amerikanisches Geld zwar missbilligend, gab ihm aber heraus.
    Ein brasilianischer Real entsprach einem Dollar. Nate besaß jetzt einige Reais.

Er schlürfte den Kaffee Schulter an Schulter mit einigen ungesittet wirkenden japanischen Touristen. Um ihn herum ertönte ein Sprachengewirr; Deutsch und Spanisch vermischte sich mit dem Portugiesisch der Lautsprecheransagen. Hätte er sich einen Sprachführer gekauft, dann könnte er wenigstens das eine oder andere Wort verstehen.
    Allmählich spürte er, wie er sich von der Außenwelt abkoppelte. Inmitten der Menge war er einsam. Er kannte keine Menschenseele. Fast niemand wusste, wo er sich befand, und kaum jemandem war es wichtig. Der Zigarettenrauch der Touristen stieg um ihn herum auf, und er ging rasch in die Haupthalle, wo er die Decke zwei Stockwerke über sich und das Erdgeschoß unter sich sehen konnte. Mit der schweren Aktentasche in der Hand begann er ziellos durch die Menge zu streifen und verfluchte Josh, weil er sie mit soviel unnützem Kram gefüllt hatte.
    Er hörte jemanden laut Englisch sprechen und trat näher. Einige Geschäftsleute warteten unweit vom Schalter der United Airlines, und er suchte sich einen Platz in ihrer

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