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Das Testament

Das Testament

Titel: Das Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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erkennen: ein Pferd, eine Kuh, Wäsche auf der Leine, ein Kanu nahe dem Ufer. Ein Mann mit einem Strohhut, ein richtiger pantaneiro, trat auf die Veranda und winkte ihnen träge zu.
    Als das Haus hinter ihnen lag, wies Welly auf eine Stelle, wo das Unterholz bis an den Fluss reichte. »Jacares«, sagte er. Jevy sah hin, schien aber gelangweilt. Er hatte schon eine Million Kaimane gesehen, Nate hingegen erst einen, vom Pferd aus. Als er jetzt zu den glatten Reptilien hinsah, die sie aus dem Schlamm zu beobachten schienen, fiel ihm auf, um wie viel kleiner sie vom Deck eines Bootes aus wirkten. Aus sicherer Entfernung waren sie ihm lieber.
    Irgend etwas sagte ihm allerdings, dass er sie bestimmt noch einmal aus unangenehmer Nähe erleben würde, bevor die Fahrt vorbei war. Das Beiboot, das die Santa Loura im Schlepp hatte, würden sie wohl auf der Suche nach Rachel Lane benutzen müssen. Er und Jevy würden damit durch schmale Flussläufe fahren, die Köpfe einziehen, wenn das Unterholz bis ans Wasser reichte, durch dunkle Gewässer voller Wasserpflanzen waten. Sicherlich warteten dort auch Jacares und andere tückische Reptilien auf ihre Mahlzeit.
    Aber merkwürdigerweise berührte ihn das im Augenblick nicht. Bisher hatte er sich in Brasilien eigentlich recht gut gehalten. Es war ein Abenteuer, und sein Führer schien keine Furcht zu kennen.
    Nate hielt sich am Geländer fest und ging vorsichtig Schritt für Schritt den Niedergang hinunter und dann durch den schmalen Gang an der Kajüte und der Kombüse vorbei, wo Welly einen Topf auf dem Propangasherd stehen hatte. Der Diesel dröhnte im Maschinenraum. Sein Ziel war das kleine Bad, das außer einer Toilettenschüssel in einer Ecke ein schmutziges Waschbecken sowie einen Duschkopf enthielt, der nur wenige Zentimeter über ihm hin und her pendelte.
    Während sich Nate erleichterte, betrachtete er aufmerksam die Kette, die dazu diente, die Dusche in Gang zu setzen. Er trat einen Schritt zurück und zog daran. Bräunliches Wasser kam in recht kräftigem Strahl heraus. Wie es aussah, stammte es aus dem unerschöpflichen Wasservorrat des Flusses und war wahrscheinlich ungefiltert. Über der Tür war ein Drahtkorb angebracht, der zur Aufnahme eines Handtuchs und der Kleidung diente. Man musste sich also ausziehen, irgendwie die Toilette zwischen die Beine nehmen, sich mit der einen Hand einseifen und mit der anderen die Kette ziehen, die dafür sorgte, dass Wasser aus der Dusche kam.
    Was soll’s, dachte Nate. So oft würde er schon nicht duschen.
    Im Topf auf dem Herd sah er Reis und schwarze Bohnen und fragte sich im stillen, ob wohl alle Mahlzeiten gleich außehen würden. Doch war ihm das nicht wirklich wichtig. Essen spielte bei ihm keine besondere Rolle. Während man die Patienten auf Walnut Hill austrocknete, absolvierten sie gleichzeitig eine sanfte Fastenkur. Schon seit Monaten hatte er kaum noch Appetit.
    Mit dem Rücken zu Jevy und Welly setzte er sich auf die Gitterroste der Stufen, die zur Brücke führten, und sah zu, wie es auf dem Fluss dunkel wurde. In der Abenddämmerung machten sich die Tiere zur Nachtruhe bereit. Vögel flogen in geringer Höhe über dem Wasser von Baum zu Baum und hielten Ausschau nach einem letzten Fisch, bevor es ganz dunkel wurde. Ihre Rufe und ihr Gesang übertönten das unaufhörliche Dröhnen des Diesels, als das Boot vorüberzog. Das Wasser spritzte an den Ufern auf, wenn sich ein Kaiman in den Fluss gleiten ließ.
    Vielleicht gab es dort auch Schlangen, große Anakondas, die ihre Lagerstätte aufsuchten, aber Nate dachte lieber nicht an sie. Auf der Santa Loura fühlte er sich sicher. Die angenehme Brise, die ihn umfächelte, war wärmer als zuvor. Das Unwetter war ausgeblieben.
    Woanders mochte die Zeit dahinrasen, hier im Pantanal hatte sie nicht die geringste Bedeutung. Allmählich gewöhnte er sich an den trägen Rhythmus. Er dachte an Rachel Lane. Auf welche Weise würde das Geld ihr Leben verändern? Ganz gleich, wie fromm oder seiner Aufgabe verpflichtet jemand war, es konnte niemanden unberührt lassen. Würde sie mit ihm in die Staaten fliegen und sich um den Nachlaß ihres Vaters kümmern? Später konnte sie immer noch zu ihren Indianern zurückkehren. Wie würde sie die Mitteilung aufnehmen? Wie würde sie überhaupt auf den Anblick eines amerikanischen Anwalts reagieren, der sie mitten in der Wildnis aufgespürt hatte?
    Welly klimperte eine Melodie auf einer alten Gitarre, und Jevy brummte irgendeinen Liedtext

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