Das Teufelskind
Raum, dessen schwarze Magie fast körperlich zu spüren war.
»Lydia, endlich!« rief Martha und lief auf das Teufelskind zu.
Sie kam nur drei Schritte weit, als Lydia zischte: »Geh zu den anderen!«
Erschreckt wich Martha zurück Damit hatte sie nicht gerechnet, und ihr wurde klar, daß Lydia jetzt das Kommando übernommen hatte. Der Satan, der in ihr steckte, hatte sein wahres Gesicht gezeigt, das unheimlich böse, das grausame.
Die Hexen traten respektvoll zur Seite, als das Teufelskind vorschritt. Es ging direkt auf die grünen Flammen zu und dachte auch nicht daran, dem Feuer auszuweichen, sondern schritt hindurch.
Lydia ging durch die Flammen, als wäre nichts gewesen. Sie nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis, und das magische Feuer wich vor ihr zur Seite, so daß es eine Gasse bildete, durch die das Teufelskind gehen konnte.
Sein Ziel war der Sarg! In ihm lag das Opfer. Und erst neben dem »Altar« blieb das Teufelskind stehen.
»Öffnen!« befahl es mit grollender Stimme, aus der auch Haß herausklang.
Die Hexen beeilten sich, dem Wunsche nachzukommen. Auch Martha half mit. Sie schleuderten den Deckel schließlich zur Seite. Alle hörten das Weinen des kleinen Johnny.
Es war ein ängstliches Wimmern, und es drückte all die Qualen aus, die der Junge empfand. Sein Schluchzen wurde hin und wieder von Worten unterbrochen, denn das Kind rief nach seiner Mutter. Klagende Laute, die in einem normal denkenden Menschen Mitleid hervorgerufen hätten, doch bei den Hexen konnte man auf Mitleid nicht rechnen. Sie wollten nur den Tod des Jungen, der ein Opfer für den Teufel werden sollte.
Bisher hatte Johnny starr in seinem makabren Gefängnis gelegen Jetzt stemmte er sich hoch. Seine kleine Hand erschien auf dem rechten Rand des Sarges, die Finger griffen zu, und an der linken Seite geschah das gleiche.
Dabei schwankte der weiße Sarg ein wenig, doch der Altarstein war breit genug, um das Gefängnis des Kleinen zu halten, so daß der Sarg nicht kippte.
Johnny setzte sich hin.
Auch er wurde vom grünen Schein des Feuers getroffen, und er schaute aus großen Augen in die Runde.
Jeder, der ihn so sah, konnte das Nichtverstehen in seinem Blick lesen. Johnny begriff nicht, wo er sich befand und was die vermummten Gestalten zu bedeuten hatten. Zudem hielt sich Jane Collins im Hintergrund, so daß er auch die Person, die er kannte, nicht entdeckte. Ebenso erging es ihm mit Martha Sidomas.
Aber er sah Lydia.
Sie konnte er einfach nicht übersehen, denn sie stand dicht neben dem Altar. Johnny erkannte sie trotz der schrecklichen Verwandlung. Sie trug noch immer dasselbe Kleid, wenn auch ihr Gesicht ein anderes, ein schreckliches geworden war.
»Lydia!« Es war ein Hauch, ein Flüstern, das der kleine Johnny ausstieß und seine Stimme zitterte dabei.
Das Teufelskind grinste. Es zog seinen Mund in die Breite, die Augen glühten stärker, erst dann drang die Antwort aus seinem Maul. »Ich werde dich töten!« erklärte es. »Ich allein Nicht die Hexen, wie sie es gern hätten. Aus mir spricht der Satan. Er ist mein Vater. Er hat mit einer Frau gebuhlt, und aus dieser Verbindung bin ich hervorgegangen. Ich bin schneller gewachsen als normale Kinder, denn mich hat die Hölle geleitet, und ich werde meine Aufgabe erfüllen…«
Johnny starrte die Gestalt an. In seinem schmalen Gesicht zuckte es.
»Du willst mich totmachen?« fragte er mit seiner weinerlich klingenden und dünnen Stimme. »Du willst mich wirklich…«
»Dafür habe ich gelebt«, erklärte Lydia. »Nur dafür bin ich geboren worden. Hast du mich begriffen?«
Johnny sagte nichts. Er starrte Lydia an Dann flüsterte er: »Wir haben doch immer gespielt…«
Die Hexen lachten schrill, und Johnny zuckte ängstlich zusammen. Wütend drehte sich Lydia um, ihr Arm fiel nach unten, und diese Bewegung wurde von den Hexen verstanden.
Sie schwiegen!
»Deine Seele und nur deine Seele wird dem Teufel wieder Macht geben Du gehörst zu den Conollys. Deine Eltern sind Freunde des Geisterjägers, der der Hölle große Niederlagen bereitet hat. Aber die Hölle schlägt zurück Sie ist nicht zu vernichten, ihre Rache wird furchtbar sein, und sie wird sich einen nach dem anderen holen. Mit Jane Collins hat es begonnen, du wirst folgen, dann kommen die anderen an die Reihe, und John Sinclair wird ebenfalls dran glauben müssen, wenn er ganz allein und völlig auf sich gestellt auf dieser Welt steht.«
Lydia hätte die Worte dem kleinen Johnny nicht zu sagen
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