Das Teufelskind
hatte. Ihr Widerschein fiel durch den offenen Eingang nach draußen. Sie sahen tanzende, zuckende, grüne Schatten, die lautlos über den Boden glitten, seltsame Figuren malten und von der Hölle und deren Taten zu erzählen schienen.
Die vier Frauen schoben sich durch den Eingang. Wenn sie gingen, schaukelte der weiße Kindersarg auf ihren Schultern, und als die anderen Hexen sie sahen, wurden sie mit Beifall empfangen Außer Jane und Martha waren es noch sieben Hexen Sieben Dolche - sieben Hexen! Für jede eine Waffe!
Jeder würde einmal in den Körper des Jungen stoßen, so sah es das alte Ritual vor.
Das grüne Feuer leuchtete den Raum aus, durch dessen offene Luken nicht nur der Wind fuhr, sondern auch feine Nebelschleier wallten, die sich mit dem Grün der Flammen vermischten und der Halle ein gespenstisches Aussehen gaben.
Auch die Gesichter der anwesenden Hexen hatten einen grünen Schein angenommen. Als fahl und bleich konnte man ihn bezeichnen, so wie die Haut uralter Zombies manchmal leuchtete, wenn sie aus den Tiefen der Gräber gestiegen waren.
Die Schatten der seltsamen Flammen glitten auch über die Wände. Die alten Mauern schienen dabei zu zerfließen. Kein Umriß, keine Kontur war mehr zu erkennen, die grünen Flammen machten die Mauer zu einem sich bewegenden Schatten.
Die Steine schienen mit Leben erfüllt zu sein. Und gerade diese Atmosphäre wurde von den Dienerinnen des Satans, den Hexen, so geliebt. Hier fühlten sie sich wohl, inmitten des Bösen, und wer genauer hinschaute, der sah, daß das Feuer nicht einfach an einem Fleck brannte, sondern genau abgeteilt war.
Es loderte innerhalb einer Grenze, die von einem Dreieck gebildet wurde. Und an ihrer oberen Grenze bildeten die Flammen ebenfalls die Spitze dieser geometrischen Figur, als würden unsichtbare Hände an ihren Seiten entlangstreichen und sie so formen.
Ein Raunen durchlief die versammelten Hexen, als sie die Neuankömmlinge erkannten. Sie alle hatten lange auf das teuflische Ritual gewartet, nun endlich war es eingetreten.
Das Opfer kam…
Vier Teufelsdienerinnen trugen den weißen Sarg in dem es noch verborgen war, auf den Schultern. Ihr Ziel war ein altarähnlicher Aufbau. Dort stellten sie den Sarg auf.
Jane Collins hatte, solange Wikka noch nicht anwesend war, die Führungsrolle übernommen. Mit einer Handbewegung scheuchte sie Martha und die beiden Helferinnen in den Kreis der Hexen hinein. Alles lief in einer gespenstischen Stille ab, doch plötzlich begann Martha zu kreischen. Ihre Stimme war laut, jeder konnte es hören, und sie brüllte die Frage hinaus. »Wo ist Lydia?«
Als Echo schwang ihr Ruf aus, eine Antwort bekam sie nicht. Niemand wußte, wo das Teufelskind abgeblieben war, bis Jane Collins die Stille unterbrach.
»Wann hast du sie zum letztenmal gesehen?«
»Am Ufer.«
»Und dann?«
»Weiß ich nicht mehr. Sie war plötzlich weg.«
Betroffenheit breitete sich aus. Allerdings nur für einen Moment, bis eine der Hexen zum Eingang schaute und mit schriller Stimme rief: »Da ist sie ja!«
Sämtliche Blicke wandten sich dem Eingang zu. Die Hexe hatte nicht gelogen, Lydia stand tatsächlich an der Tür. Aber sie hatte sich stark verändert.
Zwar war sie äußerlich, das heißt in ihrer Körperform, noch dasselbe Kind, aber mit ihrem Gesicht war etwas geschehen.
Es zeigte die Fratze des Teufels!
***
Das Teufelskind!
Jetzt endlich hatte es sein wahres Gesicht gezeigt. Lydia bewies in diesen Augenblicken, wie sehr sie vom Satan abhängig war, wie der Teufel in ihr steckte und damit auch ihr Äußeres prägte. Sie bot ein grauenhaftes Bild. Eine Mischung aus Mensch und Dämon, ein Zerrbild, das Zeichen des Niedergangs, der Apokalypse.
Ihr Kopf lief ebenfalls zu einem Dreieck zusammen. Die blonden Haare waren völlig verschwunden, statt dessen konnte jeder die glatte schwarze Fläche sehen, die sich an Stelle einer Haarpracht den Blicken des Beobachters bot.
Schwarz wie die Nacht war das häßliche Gesicht. Der Mund zu einem breiten Maul verzogen, groß die Stirn, rötlich schimmernd die Augen und die Nase ein schmaler Knochen, der zwischen den Augen seinen Anfang nahm und schräg nach unten lief, wobei er noch vorstach. Aufgebläht waren die Nüstern. Sie liefen nach außen zu und erinnerten an die Nasenlöcher eines Tieres.
Hätte nur noch gefehlt, daß aus ihnen Dampf gequollen wäre. Das war nicht der Fall, den Dampf oder Qualm sonderte das grüne Feuer ab, und die Schwaden zogen träge durch den
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