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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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katholischen Kirche abgeschworen hatte, genau wie dem spanischen Namen, mit dem er aufgewachsen war.
    Paquito, so hatte ihn sein Bruder vor kurzem genannt. Aber nie wieder.

    Bald würde ihr Rachefeldzug abgeschlossen sein, und ihre verhassten christlichen Namen würden ihnen niemals wieder über die Lippen kommen. Doch trotz seines glühenden Hasses, trotz seiner Vorfreude auf die Vergeltung, die die Kirche so sehr verdiente, würde er dafür Sorge tragen, dass der Papst einen guten Tod starb.
    Einen gerechten Tod durch ebendieses Ritual, das die katholische Kirche vor langer Zeit als Instrument gedient hatte, um die Muslime in Spanien auszumerzen.
    Um seine Familie auszulöschen, sie von dem Glauben abzubringen, der sie hundert Generationen lang getragen hatte!
    Was könnte gerechtfertigter sein als das?
    Neue Kraft floss durch Abdul Kahadija, die ihn vor Aufregung zittern ließ, und er hob Allah die Hände zum Zeichen seiner Lobpreisung und Verehrung entgegen. Als dann dieses Zittern allmählich nachließ, erhob er sich, packte seine wichtigsten Utensilien in einen Stoffbeutel und verließ den Raum, der kaum größer war als eine Mönchszelle, noch einmal in dem schwarzen Priestergewand von Pater Sebastian.

    Es war noch keine Viertelstunde vergangen, da legte Pater Sebastian den Stoffbeutel auf dem kalten Steinboden neben dem steinernen Sarkophag ab, der die sterblichen Überreste von Jeffrey Holmes enthielt. Nachdem er dem Beutel eine Handvoll Kerzen entnommen hatte, stellte er diese in einem großen Kreis um den Sarkophag auf und zündete sie eine nach der anderen an, wobei er uralte Beschwörungsformeln intonierte, ehe er die Dochte anzündete. Erst als alle Kerzen brannten, schaltete er seine Taschenlampe aus und steckte sie zurück in den Beutel. Anschließend holte er die kostbare Schriftrolle hervor,
die er vorher in ein großes, smaragdfarbenes Seidentuch eingehüllt hatte.
    Als Nächstes entnahm er dem Beutel ein Stück Kreide.
    Im flackernden Schein der Kerzen betrachtete er prüfend den unebenen Steinfußboden und überlegte, wie er den Grundriss des Labyrinths, den die uralte Schriftrolle enthielt, am besten auf den Steinboden um den Sarkophag übertragen könnte. Und noch während er den Boden um den steinernen Sarg betrachtete, wusste er, dass »am besten« nicht ausreichte. Nein, »am besten« war nicht genug.
    Das Labyrinth musste perfekt sein.
    Dennoch, von einer Ecke aus schien der Raum nicht groß genug zu sein, um die Komplexität des Planes zu erfassen, wohingegen aus einem anderen Blickwinkel der Raum viel zu groß erschien.
    Ungeachtet dessen musste es gemacht werden, und zwar perfekt.
    Das Labyrinth verfügte über drei Eingänge und drei Pfade, und obwohl alle drei Pfade zum gleichen Ziel führten, verliefen alle drei in unterschiedliche Richtungen, es gab jede Menge Abzweigungen und Biegungen auf dem Weg dorthin, doch die Pfade kreuzten sich niemals.
    Wo also beginnen?
    Vertrau auf Allah, ermahnte er sich. Lass dich von der Hand Allahs führen.
    Das Stück Kreide begann in seiner Hand zu vibrieren, und gleich darauf war er auf Händen und Knien. Wie aus eigenem Antrieb begann die Kreide Markierungen auf dem Steinboden zu hinterlassen. Die Linien, die Jeffrey Holmes’ Sarg umkreisten, waren gleichmäßig gebogen - diejenigen, die von seinem Sarg wegführten, kerzengerade. Der Mann im Priestergewand arbeitete wie in Trance, bewegte sich erst in der einen Richtung um den
Sarkophag, dann in der entgegengesetzten und erweiterte langsam, aber stetig den Radius. Zunächst sah er nur einen Wirrwarr von Linien, doch allmählich wurde daraus etwas Geordnetes.
    Er arbeitete schneller, spürte weder die Kälte noch die Härte des Steinbodens unter seinen Händen und Knien und verlor jegliches Zeitgefühl.
    Während das Labyrinth Formen annahm, wurde es immer dunkler in dem Raum, so als ob sich dort ein Schatten ausbreitete, der jedoch keine sichtbare Ursache hatte. Die Kerzen brannten gleichmäßig herunter, doch es schien, als würde ihr Licht von etwas verschluckt. Die höhlenartige Kammer mit der hohen Decke verkleinerte sich, die Luft wurde dünn, das Atmen fiel ihm schwer.
    Dessen ungeachtet raste Sebastians Arm über den Steinboden, arbeitete den Weg heraus, den die Ministranten gehen würden, um das Ritual zu vollenden, das er mit jedem von ihnen in den vorangegangenen Tagen begonnen hatte. Immer schneller bewegte sich sein Arm, schnellte in die eine und die andere Richtung, wie von einer

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