Das Teufelslabyrinth
streitlustig zu verächtlich wechselte. »Wie alt sind Sie eigentlich, zum Teufel nochmal? Wie kommen Sie überhaupt auf die abstruse Idee, dass Ihre Methoden bei den Kids von heute noch funktionieren?«
Pater Laughlin presste die Lippen zusammen und schaute betreten auf seine Hände hinab.
Adamson, der die Schwäche des Priesters witterte wie ein Raubtier seine Beute, bohrte tiefer. »Ich bringe meinen Sohn hierher, damit er eine anständige Erziehung genießt und damit jemand auf ihn aufpasst. Und, was passiert?« Pater Laughlin wich unwillkürlich vor Gordys aggressivem Gebaren zurück, was diesen nur dazu animierte, sich noch ein Stück weiter zu dem alten Mann vorzubeugen. »Was genau ist da schiefgelaufen?«
Pater Laughlin schüttelte den Kopf und breitete resigniert die Hände aus.
»Richtig«, geiferte Adamson. »Jetzt kommen wir der Sache schon näher! Sie haben nicht die leiseste Ahnung! Okay, ich sage Ihnen, dass hier unter diesem Dach irgendetwas mit meinem Sohn passiert ist, und ich werde herausfinden, was das war. Es ging ihm blendend, als er hierherkam, und sechsunddreißig Monate später ist er nicht nur tot, sondern hat offenbar auch noch jemanden umgebracht! Was nur bedeuten kann, dass da irgendwas Gravierendes vorgefallen ist.« Er setzte sich wieder auf seinen Stuhl, ohne dabei den Priester aus den Augen zu lassen. »Hier ist irgendeine gottverfluchte Scheiße passiert!«
Pater Laughlin holte tief Luft, ordnete seine Gedanken und ergriff schließlich das Wort. »Sie haben Kip zu uns gebracht, weil er Schwierigkeiten machte«, sagte er ganz ruhig. »Er wurde von einer öffentlichen Schule …«
» So schwierig war er auch wieder nicht«, konterte Adamson und beugte sich wieder über den Tisch. »Er war kein gottverfluchter Mörder. Wir haben ihn hierhergebracht, weil wir dachten, dass ihm ein bisschen Religion
guttun würde.« Ein hämisches Schnauben brach aus seiner Kehle hervor. »Mann, haben wir uns geirrt. Ihr habt ihn umgebracht. Ihr habt meinen Sohn umgebracht! «
»Liebling«, versuchte es Anne Adamson erneut. »Das bringt uns doch auch nicht weiter. Lass uns nach Hause fahren.« Als sie aufstand, erhob sich Pater Laughlin ebenfalls.
»Bruder Francis hat Kips persönliche Dinge eingepackt …«, sagte er und deutete auf die Truhe, die neben der Tür auf dem Boden stand.
Aber Gordy Adamson war noch nicht fertig. »Ich werde euch vor Gericht bringen. Ich werde euch wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht anzeigen, wegen Förderung einer Straftat und was meinem Anwalt noch so alles einfällt. Sie fürchten, dass Ihr Laden bald in finanziellen Schwierigkeiten stecken wird? Ha! Warten Sie’s nur ab. Es wird auch noch eine polizeiliche Untersuchung geben, die sich gewaschen hat, darauf können Sie wetten.« Er kniff die Augen zusammen, ehe er Pater Laughlin den Rest gab. »Und beten Sie zu Gott, dass Ihre Mitbrüder die Finger von den Jungs gelassen haben!« Damit schien Gordys Wut verpufft zu sein, denn er sank sichtlich erschöpft auf seinen Stuhl. »Mein Sohn«, sagte er mehr zu sich selbst als an den Priester gerichtet. »Der Einzige, den ich hatte.«
Anne Adamson zog so lange an Gordys Arm, bis dieser sich schließlich schwer atmend auf die Beine hievte. »Es tut mir leid«, sagte sie zu Pater Laughlin, während Gordy sich mit dem Hemdsärmel über die feuchten Augen wischte.
»Ich wünschte, ich könnte die richtigen Worte finden«, erwiderte Pater Laughlin. »Aber es scheint keine Erklärung
für manche Dinge zu geben, die in der heutigen Welt passieren. Wir können nur auf Gottes Willen vertrauen und akzeptieren, was wir weder begreifen noch ändern können.«
Anne nickte und geleitete Gordy zur Tür. Vor der Truhe mit Kips Habseligkeiten blieb er stehen und starrte sie eine Weile schweigend an. Dann bückte er sich, hob sie hoch und verließ damit den Raum, wobei er sie so behutsam trug, als wäre es der Sarg seines Sohnes.
Im Vorzimmer bedachte Schwester Margaret das Ehepaar mit einem mitfühlenden Lächeln, das Anne, während sie Gordy die Tür aufhielt, zu erwidern versuchte, was ihr jedoch nicht gelang. Langsam gingen die beiden durch den langen Korridor zum Ausgang. Schüler, Lehrer und Mitarbeiter traten beiseite, um dem trauernden Elternpaar den Weg frei zu machen.
Teri McIntyre stieg die ausgetretenen Granitstufen zu der schweren Eichentür von St. Isaac’s hinauf. Sie schleppte Ryans schweren Seesack, während dieser neben ihr her hinkte und mühsam eine
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