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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ganz deutlich, vermeinte es beinahe in der Luft zu riechen.
    Da kam jemand.
    Er setzte sich in der Ecke auf und rieb sich die Augen, ohne sich um den Sand an seinen Händen und den klebrigen Schleim der aufgeplatzten Pusteln in seinem Gesicht zu kümmern. Das Wichtigste war jetzt, die Nachwirkungen dieses trägen Schlafs loszuwerden, der ihm so viele Stunden seiner Zeit gestohlen hatte.
    Zeit, die er viel besser hätte nutzen können, als seinem unbrauchbaren Körper Ruhe zu verschaffen.
    Er spähte in die Dunkelheit, sah von seinem Gefängnis jedoch nicht mehr als das helle Schlüsselloch der Tür.
    Sie glaubten, diese Dunkelheit würde ihm Angst einjagen, aber da täuschten sie sich. Die Finsternis war sein Freund.
    Sie bot ihm Schutz.
    Und sie machte ihn unsichtbar.
    Er wusste viel mehr, als sie dachten; sah trotz der Dunkelheit alles. Er brauchte keine Augen, keine Ohren, war auf keinen seiner Sinne angewiesen. Allein indem er sich ganz still verhielt und dem Ansteigen und Absinken der Energie um ihn herum nachspürte, konnte er sich in seiner Umgebung orientieren.
    Und jetzt erschauderte er unter der ansteigenden Energie, so wie jeden Tag.
    Oder war es Nacht?

    Unwichtig.
    Was zählte, war, dass jemand kam.
    Es kam jemand, und das bedeutete für ihn eine Gelegenheit zur Flucht. Wenn er schlau war. Wenn er das Richtige tat.
    Doch bisher hatte er immer versagt.
    Sein erster Fehler hatte ihn überrascht. Dabei wäre es so einfach gewesen; er hätte nur seine eigene Energie steuern und sie auf das erleuchtete Schlüsselloch konzentrieren müssen, das in die Freiheit führte. Doch als er den Versuch unternahm, ähnlich wie eine Rauchschwade durch das winzige Loch zu entweichen, hatte er versagt.
    Versagt!
    Der menschliche Körper war offenbar ein sehr viel sichereres Gefängnis als das Verlies, in dem er darbte.
    Die Lösung des Problems war simpel: Er musste den menschlichen Körper einfach mitnehmen.
    Aber es war ihm ebenso wenig gelungen, den Mechanismus des Türschlosses zu manipulieren, wie seinem menschlichen Körper zu entfliehen.
    Daher musste er die Person in seinem Sinne manipulieren, die zu ihm kam.
    Wieder spürte er das Ansteigen von Energie, hörte die näher kommenden Schritte durch die Ohren des Körpers, den er bewohnte.
    Mit einem metallischen Quietschen vergrößerte sich der winzige Lichtfleck zu einem blendenden Rechteck. Das gleißende Licht schoss durch die Augen des Körpers direkt in dessen Gehirn. Instinktiv wich er zurück, prallte gegen die Wand.
    »Zeit fürs Abendessen«, sagte eine leise Stimme - eine weibliche Stimme.

    Mühsam versuchte er sich von dem Schock zu erholen - warum hatte er sich nicht vor dem Licht geschützt?
    Verhalte dich menschlich, ermahnte er sich. Sei so, wie sie es von dir erwartet. Langsam kroch er auf die Öffnung in der Tür zu, durch die die Frau auf der anderen Seite ihm das Essen brachte. »Hallo?«, sagte er, kaum imstande, die Stimme zu benutzen, die vom langen Schweigen so eingerostet war, dass sie nur als raues Krächzen zu hören war.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann sprach der menschliche Körper hinter dem blendenden Rechteck: »So, du hast dich also doch zum Reden entschlossen.«
    Ein Anfang!
    »Bitte«, begann er, suchte nach Worten - den menschlichen Worten -, die sie dazu bringen sollten, die Tür zu öffnen.
    »Hier ist dein Abendessen«, sagte die Frau und schob ein Tablett durch die rechteckige Öffnung.
    »Ich … ich brauche etwas«, sagte er leise, ruhig, freundlich, und nahm das Tablett entgegen. Was würde diesen Menschen dazu bewegen, den Schlüssel zu benutzen, der sein Gefängnis aufschloss?
    »Aha? Und was brauchst du?«
    »Einen Arzt«, antwortete er.
    Wieder setzte Schweigen ein. Aber er spürte ihre Unschlüssigkeit. Abermals versuchte er seine Energie zu fokussieren, versuchte in ihr Bewusstsein einzudringen, ihr seinen Willen aufzuzwingen, doch wieder einmal hielt ihn der Körper, in den er eingebettet war, zurück. Noch bevor er weitersprach, wusste er, was sie sagen würde.

    »Das glaube ich nicht«, seufzte sie mit gerade so viel Unsicherheit, die ihn hoffen ließ.
    »Nein, bitte, warten Sie«, flehte er, während sie sich daranmachte, die Klappe zu verriegeln.
    Sie hielt inne.
    »Ich brauche etwas.«
    »Was brauchst du denn?«, fragte sie.
    »Sie«, wisperte er. »Ich muss Sie berühren. Sie spüren. Meine Hände in Ihr …«
    Sie knallte die Klappe zu, und er hörte, wie ihre Schritte sich eilig

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