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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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wünschte, Ryan wäre wieder oben in seinem Zimmer, wo er hingehörte. Es wird alles gut, redete sie sich zu. Es wird gut, weil es nicht anders sein kann.

    Sofia Capelli saß auf ihrem Bett, hatte sich alle ihre Kissen in den Rücken gestopft und lehnte an der Wand. Das aufgeschlagene Geschichtsbuch in ihrem Schoß war vergessen, obwohl sie eigentlich für den Test am nächsten Morgen lernen musste. Aber wie sollte sie sich konzentrieren können mit Schwester Mary David im Zimmer, die auf ihre Zimmergenossin einredete, als wäre im Umkreis von hundert Meilen kein anderer Mensch zugegen, geschweige denn nur drei Meter von ihr entfernt?
    Sofias Ansicht nach sinnierte Melody Hunt bereits mindestens einen Tag zu lange über Kip Adamsons Tod nach, und sie war überzeugt, dass auch Schwester Mary David fand, dass es allmählich an der Zeit war, darüber hinwegzukommen. Schließlich war Kip weder ihr Freund gewesen noch hatte er ihr irgendwie nahegestanden. Im Gegenteil, Melody hatte Kip nicht einmal gemocht. Warum konnte sie nicht einfach zu ihrem normalen Leben zurückkehren, so wie Sofia und all die anderen Mädchen auch? Aber Melody fragte immer wieder nach dem Warum .
    So als ob jemals jemand eine Antwort auf diese Frage finden würde, was Sofia stark bezweifelte.
    Dabei war Sofia anfangs genauso schockiert gewesen, als sie erfahren hatte, was mit Kip passiert war, und hatte sogar mit Schwester Mary David darüber gesprochen.
Aber dann hatte sie begriffen, dass sie nichts tun konnte, um das Geschehene ungeschehen zu machen. Und mehr noch als der Zuspruch von Schwester Mary David hatten die Worte ihrer Großmutter sie in dieser Ansicht bestärkt, an die sie sich wieder erinnerte: »Es ist sinnlos, um verschüttete Milch zu weinen«, hatte ihre Großmutter ihr eingeschärft, als sie gerade mal fünf Jahre alt gewesen war. Und obgleich das, was am Freitagabend Kip zugestoßen war, schlimmer war als verschüttete Milch - sehr viel schlimmer -, war der Punkt doch derselbe.
    Es gab nichts, was sie oder irgendjemand anderer dagegen tun konnte. Sie alle, Melody eingeschlossen, mussten sich einfach mit den Tatsachen abfinden.
    »Ich muss mich jetzt um die anderen Mädchen kümmern«, erklärte Schwester Mary David schließlich in einem Tonfall, gegen den selbst Melody Hunt nichts einwenden konnte. »Besprich das heute Abend mit Gott. Vielleicht hat Er ja eine Antwort auf deine Frage, die ich dir nicht geben kann.« Melody schniefte, putzte sich die Nase und nickte dabei unsicher. »Außerdem, schreibt ihr morgen früh nicht einen Geschichtstest?«, fügte Schwester Mary David bedeutungsvoll hinzu.
    Wieder nickte Melody, schniefte ein letztes Mal und steckte das Taschentuch wieder ein. Sofia hielt ostentativ ihr Geschichtsbuch hoch, um der Nonne zu zeigen, dass sie in der letzten Stunde vergeblich versucht hatte, sich auf den Test vorzubereiten.
    Genau in dem Augenblick vibrierte das Handy unter Sofias Oberschenkel, und sie dankte im Stillen dem Schutzpatron der Handys, wer immer das auch sein mochte, dass sie die Geistesgegenwart besessen hatte, den Klingelton abzuschalten.

    »Gut, dann überlasse ich euch beide jetzt euren Geschichtsbüchern«, meinte Schwester Mary David abschließend. »Gute Nacht und Gott schütze euch.«
    »Gute Nacht, Schwester«, antworteten die beiden wie aus einem Munde.
    Als die Nonne das Zimmer verlassen hatte, ging Melody ins Bad, um sich das Gesicht zu waschen, und gab Sofia so die Gelegenheit, rasch einen Blick auf ihr Handy zu werfen.
    Darren Bender fragte in einer SMS, ob er sie treffen könne. Sie hatte das Handy gerade wieder unter ihr Bein geschoben, als Melody aus dem Bad kam.
    »Ich gehe in die Bibliothek«, verkündete diese. »In einer Stunde bin ich wieder zurück.«
    Sofia war zwar ein bisschen neidisch auf Melodys gute Noten, hatte jedoch nicht die geringste Lust, die dafür notwendige Zeit zu opfern. Während Melody sich jeden Abend in die Bibliothek verkroch, um dort zusätzlich zu den Hausaufgaben, die sie bereits in ihrem Zimmer erledigt hatte, noch mindestens eine Stunde zu büffeln, gedachte Sofia diese Stunde sehr viel interessanter zu gestalten.
    Melody packte ihre Büchertasche und machte sich auf den Weg.
    Sofia wartete noch ein paar Minuten für den Fall, dass Melody etwas vergessen hatte, ehe sie ihr Handy hervorholte.
    Schmunzelnd tippte sie eine kurze Nachricht an Darren: Wir haben eine Stunde.

15
    Er wurde wach, als sich etwas um ihn herum veränderte. Er spürte es

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