Das Teufelslabyrinth
entfernten.
Wütend schleuderte er das Tablett durch den Raum und hämmerte dann mit den Fäusten gegen die Tür, spürte kaum den Schmerz, der durch seinen Arm jagte.
Wie lange würde es dauern, bis er eine neue Chance bekam?
Panik stieg in ihm hoch.
Er musste hier raus!
Während er die sengenden Schmerzen in seiner verwundeten Hand abschüttelte wie eine lästige Fliege, tastete er mit der anderen Hand die Steinmauern ab, erkundete jede Kontur seines Gefängnisses, die er erreichen konnte. Aber er kannte bereits jeden Stein, kannte die Beschaffenheit jedes einzelnen, kannte die Textur aller Mörtelfugen, die das Mauerwerk zusammenhielten. Er kannte die Flechten, die an den Mauerwänden wuchsen - kannte sie alle -, und trotzdem machte er sich aufs Neue daran, alles noch einmal abzutasten, alles zu erspüren, jeden Winkel auszuforschen, in dem kaum wahrnehmbaren Lichtschein, der durch das Schlüsselloch hereinfiel.
Alles, was er berührte, fühlte sich genauso an wie beim letzten Mal, und mit jeder Sekunde, die verstrich, wuchs seine Verzweiflung.
Als er schließlich wieder an der Stelle anlangte, wo er begonnen hatte, dämmerte ihm, dass dies alles vergeblich war …
Er würde nie entkommen.
Würde seinen Auftrag nie erfüllen.
Er hockte sich hin und fing an zu weinen.
16
Sofia Capelli spürte, dass ihr Körper nicht nur auf Darren Benders Küsse reagierte, sondern auch auf die Berührung seiner Hände, die sich an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen machten. Spätestens jetzt sollte sie Stopp sagen - das wusste sie -, aber es fühlte sich so gut an, wenn seine Finger ihre Brüste streiften, dass sie sich einfach nicht aus seiner Umarmung lösen wollte. Wider besseres Wissen begann sie, ihm das Hemd aus der Hose zu ziehen und mit den Händen über die weiche Haut seines Rückens zu streichen. Er hatte seine Hand in ihre Bluse geschoben und …
Die Tür zu ihrem Zimmer flog so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlug, und Schwester Mary David stand mit funkelnden Augen auf der Schwelle. Vor Wut und Empörung umklammerte sie die Türpfosten so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
Darren sprang auf, knallrot im Gesicht, das Haar zerzaust, und stopfte sich eilig das Hemd in die Hose.
»Raus!«, kommandierte Schwester Mary David. Sie sagte das ganz leise, aber mit einem so drohenden Unterton,
wie Sofia ihn noch nie bei ihr gehört hatte. »Mit dir wird sich Pater Sebastian beschäftigen.«
Ohne sich auch nur einmal umzusehen, rannte Darren aus dem Zimmer.
»Und du!«, fauchte Schwester Mary David und kam mit großen Schritten auf Sofia zu. »Bedecke deine Blöße!«
Sofia raffte ihre Bluse zusammen und wollte gerade anfangen, sie zuzuknöpfen, als die Nonne sie an der Hand packte und vom Bett zerrte.
»Du kannst deinem Herrgott danken, wenn wir dich nicht der Schule verweisen!«
Der Schule verweisen! Sofia, die mit einer Hand an den Blusenknöpfen hantierte, während sie von der wütenden Nonne durch den Flur gezerrt wurde, bekam es mit der Angst.
»Nein, Schwester, wirklich …«, begann Sofia und durchforstete ihr Hirn fieberhaft nach einer Entschuldigung - irgendeiner -, um sich zu verteidigen.
Aber die Nonne hörte ihr gar nicht zu. »Wir dulden diese Art von Betragen hier nicht, Sofia«, erklärte die Nonne mit eisiger Stimme. »Wenn du dich wie eine …«, sie hielt inne, suchte nach dem richtigen Wort und fand es, »wie eine Dirne benehmen willst, musst du dir eine andere Schule suchen.«
»Es … es tut mir leid«, stammelte Sofia. »Ich wollte ja nicht, dass er …«
»Zu spät«, schnappte Schwester Mary David. Ihre Stimme traf Sofia wie ein Peitschenhieb. »Du bist für deine Taten verantwortlich und wirst die Konsequenzen dafür tragen.« Die Nonne bugsierte sie eine Treppe hinab und durch einen weiteren Korridor. Sofia stolperte vor ihr her und hatte Mühe, mit der wütenden Schwester Schritt zu halten.
»Verdorben«, brummte die Nonne vor sich hin. »Du verdorbenes, schlechtes Kind!«
»Nein, Schwester«, widersprach Sofia mit erstickter Stimme. »Ich bin nicht verdorben. Ich bin …« Abermals suchte sie nach irgendeiner Erklärung, die Schwester Mary David besänftigen könnte. »Darren und ich lieben uns!«, platzte sie schließlich heraus.
Da blieb die Nonne abrupt stehen und riss Sofia an der Schulter herum, damit sie sie ansah. Ihre ohnehin schmalen Lippen waren nur mehr ein dünner Strich in ihrem Gesicht. »Die Liebe bricht nicht heimlich Regeln, Sofia.
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