Das Teufelslabyrinth
im gleichen Moment, dass er wieder einen groben Fehler gemacht hatte.
Pater Sebastian setzte sich auf die Ottomane vor der Couch, auf der Darren lümmelte, und fixierte den Jungen mit stechendem Blick.
»Das mag sein, obliegt jedoch nicht deiner Entscheidung. Bei deinem Schulantritt hier hast du dich damit einverstanden erklärt, unsere Regeln zu befolgen, ob du sie nun für richtig hältst oder nicht. Und diese spezielle Regel zu brechen ist Grund genug für einen Schulverweis, was dir sicherlich bewusst ist.«
Darren hörte jemanden leise aufstöhnen und spürte, wie ihm die Schamröte ins Gesicht stieg. »Wir - Sofia und ich - wir wollten einfach nur zusammen sein.«
»Ihr könnt euch hier überall auf dem Campus sehen, aber die Mädchenzimmer sind absolut tabu. Und ich wiederhole: Das wusstet ihr. « Darren sackte noch weiter in sich zusammen. Es passierte wirklich - er wurde tatsächlich von der Schule geworfen. »Ich möchte, dass du über deine Fehler nachdenkst«, fuhr der Priester fort. »Nicht nur in den Augen der Schule, sondern auch in den Augen Gottes.« Er machte eine kleine Pause, und als er weitersprach, tat er das mit leiserer Stimme. »Du bist sechzehn, Darren. Wenn ein Junge deines Alters sich einem unschuldigen Mädchen gegenüber standhaft verhält, so gefällt das Gott. Wenn er jedoch seinen niedersten Trieben nachgibt, missfällt das Gott sehr. Es bringt
dich und Sofia in Schwierigkeiten, und meine Aufgabe ist es, dich - oder andere - daran zu hindern, dass ihr euch selbst schadet, bis ihr alt genug seid, euch in Selbstdisziplin zu üben.«
Darren schöpfte ein wenig Hoffnung. Wurde er vielleicht doch nicht von der Schule verwiesen? War es möglich, dass Pater Sebastian wirklich versuchte, ihm zu helfen und ihn nicht nur bestrafen wollte? Dann erhob sich der Priester, und Darren erhob sich ebenfalls, so als ob eine unsichtbare Kraft ihn hochgezogen hätte.
»Ich werde mir deine Buße sehr sorgfältig überlegen«, erklärte Pater Sebastian und schaute sich anschließend in dem Raum um. »Muss hier eigentlich keiner lernen? Seid ihr alle Vorzugsschüler? Da bin ich aber beeindruckt!«
Alle außer Darren beeilten sich, den Raum zu verlassen, und als er allein mit dem Priester war, sagte er mit zitternder Stimme: »Es tut mir leid, Pater.«
»Das glaube ich dir.« Pater Sebastian legte Darren eine Hand auf die Schulter und begann ihn Richtung Tür zu dirigieren. »Ich möchte, dass du morgen früh vor dem Frühstück zur Beichte gehst und nach Unterrichtsschluss zu mir ins Büro kommst.«
Der Hoffnungsschimmer in Darren erwachte jetzt richtig zum Leben. »Das werde ich«, versprach er. »So etwas wird nie wieder vorkommen.«
Pater Sebastians Augenbrauen hoben sich leicht. »Davon bin ich überzeugt.«
Als Pater Sebastian sich anschickte, den Jungentrakt zu verlassen, rannte Darren in sein Zimmer. In sein Zimmer und an sein Handy, um herauszufinden, was mit Sofia geschehen war.
Sein Zimmergenosse, Tim Kennedy, erwartete ihn schon und grinste frech, nachdem Pater Sebastian außer Sichtweite war. »Dann bist du also so richtig scharf rangegangen, wie?«
»Das ist nicht witzig«, schoss Darren zurück. Er kramte sein Handy aus dem Rucksack und tippte schnell eine SMS an Sofia: Alles klar bei dir?
Er wartete eine Minute, und noch eine.
Und noch weitere fünf.
Keine Antwort. Nachdem er Tim Kennedys Frage, was genau in Sofias Zimmer passiert war, abgewimmelt hatte, verschanzte Darren sich hinter seinem Geschichtsbuch, konnte sich aber nicht richtig konzentrieren.
Sofia wurde bestraft, nur weil sie mit ihm zusammen war.
Es klopfte leise an der Tür, und im nächsten Moment streckten Clay Matthews und sein neuer Zimmergenosse die Köpfe herein, wobei Clay noch fieser grinste als Tim Kennedy ein paar Minuten zuvor. »He, jetzt erzähl doch mal genau«, forderte Clay.
Darren schüttelte den Kopf. »Zieht einfach Leine, okay?«, blaffte er und drehte sich um.
Die beiden verzogen sich tatsächlich.
Eine Stunde später ging Tim Kennedy ins Bett.
Darren jedoch blieb noch auf und blätterte weiter in seinem Geschichtsbuch, ohne sich ein einziges Wort zu merken. Alle paar Minuten überprüfte er sein Handy, aber es funktionierte einwandfrei. Der Akku war fast voll, und der Empfang war bestens.
Aber es kam keine Nachricht für ihn.
Irgendwann gab Darren auf, kroch ebenfalls in sein Bett und knipste das Licht aus. Dabei wusste er genau, dass er kein Auge zumachen würde.
Was war da
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