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Das Teufelslabyrinth

Das Teufelslabyrinth

Titel: Das Teufelslabyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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gab
seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. »Ich ruf dich an wegen des Wochenendes.«
    »In Ordnung, mein Schatz. Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch, Mom.« Nachdem er es über sich gebracht hatte, Tom wenigstens kurz zuzunicken, eilte er hinter Melody her, in der Hoffnung, dass sie an der Ecke des Verwaltungsgebäudes auf ihn wartete.
    Was war das nur mit Tom Kelly, warum konnte er ihn einfach nicht ausstehen? Eigentlich schien er doch ein ganz netter Kerl zu sein und machte seine Mutter anscheinend recht glücklich.
    Wo lag also das Problem?
    Das wusste er freilich: Tom Kelly war nicht sein Vater und würde es auch nie sein.
    Ryan bog um die Ecke, und da stand Melody und wartete auf ihn. Und mit einem Mal gab es nichts Nebensächlicheres als Tom Kelly und seine Abneigung gegen diesen Kerl.

31
    Melody klappte ihr Lehrbuch zu und schob es an den Rand ihres Schreibtischs. Es war absolut sinnlos, sich weiterhin mit diesen Texten abzuplagen, zumal sie den gleichen Absatz bereits dreimal gelesen hatte und noch immer nicht wusste, was da stand.
    Obwohl sie sich wirklich Mühe gegeben hatte, konnte sie im Augenblick nur an Sofia denken, die bewegungslos auf ihrem Bett lag und Löcher in die Luft starrte.

    Und das seit geschlagenen zwei Stunden.
    Dabei hasste die Sofia, die Melody kannte, nichts mehr, als abends tatenlos im Zimmer herumzuhocken. Bisher war immer sie diejenige gewesen, die abends hastig ihre Hausaufgaben hinkritzelte, um noch genügend Freizeit und Spaß zu haben, wobei ihre Vorstellung von Spaß anscheinend stets mit Jungs und der großzügigen Auslegung - wenn nicht dem Brechen - der Hausordnung einherging.
    Bisher war Melody die ruhige, fleißige und gesittete von ihnen beiden gewesen.
    Aber jetzt war da eine ganz andere Sofia, die einfach nur dalag, nicht lernte und nicht einmal sprach. Melody drehte ihren Stuhl um, damit sie Sofia direkt anschauen konnte. »Ich hab eine Idee«, sagte sie, beugte sich vor und senkte ihre Stimme zu einem aufgeregten Flüstern, wie es Sofia immer getan hatte, bevor sie sich zu einem neuen Abenteuer aus dem Zimmer geschlichen hatte. »Warum rufen wir nicht Ryan und Darren an und fragen sie, ob sie Lust haben, mit uns auf eine Cola in die Stadt zu zischen?«
    Anstatt sofort mit ins Boot zu springen, wie sie es sonst getan hätte, schüttelte Sofia nur müde den Kopf. »Nein, danke.«
    Melody ließ das aufgesetzte Lächeln in die besorgte Miene übergehen, die ihre wahren Gefühle widerspiegelte. »Sag mal, was ist denn mit dir?«
    »Nichts. Mir geht es gut«, erklärte Sofia, jedoch mit einer merkwürdig tonlosen Stimme, die ihre Worte Lügen strafte.
    Melody setzte sich ans Fußende von Sofias Bett, doch ihre Freundin würdigte sie keines Blickes, sondern stierte weiterhin an die Zimmerdecke. Melody versuchte es noch
einmal und wählte diesmal ihre Worte sehr sorgfältig. »Wenn letzte Nacht etwas mit dir passiert ist - ich meine etwas, von dem deine Eltern oder … oder die Polizei wissen sollten …«
    Jetzt senkte Sofia auf einmal den Blick und heftete ihn auf Melody, und im Schein der Neonröhre an der Decke schimmerten ihre Augen beinahe so kalt wie die einer Schlange. »Ich sagte doch, dass es mir gutgeht!«, fauchte sie derartig, dass Melody erschrocken zurückwich.
    Aber so leicht gab Melody nicht auf. »Wenn es dir so gutgeht, dann sag mir doch, was mit dir los ist!«, verlangte sie. »Zuerst setzt du dich beim Mittagessen nicht zu uns an den Tisch, was angesichts dessen, was du mit deinem Essen veranstaltet hast, eine gute Idee war. Aber dann hast du dich auch in der Kirche nicht zu uns gesetzt, sondern in die hinterste Reihe, als hättest du Angst gehabt. Und nach dem Gottesdienst gehst du nach vorn, beugst dich über den toten Kip und machst so komische Sachen.«
    Jetzt schaute Sofia Melody zum ersten Mal richtig an. »Was denn für komische Sachen?«
    »Na ja, mit … mit dem Toten … reden«, stammelte Melody. Sofias Blick war so hart, dass er sich förmlich in Melodys Augen bohrte, doch die ließ sich davon nicht einschüchtern. »Und du hast nicht nur mit ihm gesprochen, du hast ihn auch angefasst. Seine Leiche angefasst! Mann, das hat mich vielleicht gegruselt - und nicht nur mich!«
    Sofia starrte Melody unverwandt an, und ihre Augen leuchteten dabei von innen heraus, wie bei einem Raubtier, das im Dunkeln seine Beute verfolgt.
    Jetzt wurde Melody doch ein wenig mulmig. »Tut mir leid«, wisperte sie. »Ich wollte dich nicht anblaffen. Du bist nur so

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