Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
ihrer Meinung nach immer noch der ursprüngliche Keller des alten Anwesens; die niedrige Decke und die zahlreichen steinernen Pfeiler und Wände trugen nur noch mehr zu der bedrückenden Atmosphäre bei.
    Das alles war schon schlimm genug, aber am quälendsten war das Sitzen. Amelia Sachs hasste es, an einem Fleck verharren zu müssen.
    Wenn du in Schwung bist, kriegt dich keiner …
    Keine unbedeutenden Tatorte, Rhyme? Junge, wenn du wüsstest …
    Sie wollte gehen.
    Aber an der Tür blieb sie stehen, schaute zurück und dachte: Ein paar Sätze in einem dieser verstaubten Bücher oder vergilbten Zeitungsartikel konnten für Geneva Settle den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten – und für die anderen Unschuldigen, die Täter 109 eines Tages vielleicht noch umbringen würde.
    Ihr fiel wieder ein, was Rhyme einmal zu ihr gesagt hatte. Wenn du an einem Tatort das Gitternetz abschreitest, belässt du es nicht bei einem Durchgang, sondern nimmst es dir gleich ein zweites Mal vor . Und wenn du damit fertig bist, ein drittes Mal. Und dann ein weiteres Mal. Und …
    Sie musterte das letzte Buch – vor dem sie kapituliert hatte. Dann seufzte sie, setzte sich wieder, nahm den Band, sichtete sorgfältig den Inhalt und blätterte schließlich den Fototeil in der Mitte durch.
    Was sich als gute Idee erwies.
    Bei einem Bild der Achtzigsten Straße West, aufgenommen im Jahre 1867, hielt Amelia schlagartig inne. Sie starrte es an, lachte auf und las die Bildunterschrift sowie den Text auf der gegenüberliegenden Seite. Dann nahm sie ihr Mobiltelefon vom Gürtel und drückte die Kurzwahltaste eins.
    »Ich habe Potters’ Field gefunden, Rhyme.«
    »Wir wissen, wo das ist«, rief er barsch in das Mikrofon neben seinem Mund. »Auf einer Insel im …«
    »Es gibt noch eins.«
    »Einen zweiten Friedhof?«
    »Keinen Friedhof. Es war ein Gasthaus. In Gallows Heights.«
    »Ein Gasthaus?« Das ist interessant, dachte er.
    »Ich habe gerade ein Foto davon vor mir – oder eine Daguerreotypie, was auch immer. Eine Bar namens Potters’ Field. Sie lag an der Achtzigsten Straße West.«
    Demnach hatten sie sich womöglich geirrt, dachte Rhyme. Charles Singletons verhängnisvolles Treffen hatte vielleicht gar nicht auf Hart’s Island stattgefunden.
    »Und es wird noch besser – der Laden ist abgebrannt. Vermutlich durch Brandstiftung. Täter und Motiv blieben unbekannt.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass es an dem Tag passiert ist, an dem Charles Singleton – wie hat er es genannt? – Gerechtigkeit erlangen wollte?«
    »Genau. Am 15. Juli.«
    Auf ewig unter Lehm und Erde begraben …
    »Gibt es sonst noch etwas über ihn? Oder die Kneipe?«
    »Noch nicht.«
    »Such weiter.«
    »Verlass dich drauf, Rhyme.«
    Sie unterbrach die Verbindung.
    Das Gespräch war über den Lautsprecher gelaufen; Geneva hatte alles mitgehört. »Glauben Sie etwa, dass Charles das Feuer gelegt hat?«, fragte sie wütend.
    »Nicht unbedingt. Aber einer der Hauptgründe für Brandstiftung ist die Vernichtung von Beweismaterial. Eventuell wollte Charles dort etwas über den Diebstahl herausfinden.«
    »Sehen Sie sich seinen Brief an … er schreibt, das alles wurde inszeniert, um ihn in Misskredit zu bringen«, sagte Geneva. »Halten Sie ihn denn immer noch nicht für unschuldig?« Die Stimme des Mädchens war leise und entschlossen, ihr Blick bohrte sich in Rhymes Augen.
    Der Kriminalist hielt ihm stand. »Doch, das tue ich.«
    Sie nickte und lächelte sogar ein wenig. Dann sah sie auf ihre abgenutzte Swatch. »Ich sollte nach Hause fahren.«
    Bell fürchtete, der Täter könne Genevas Adresse in Erfahrung gebracht haben. Der Detective hatte ein sicheres Versteck für sie beantragt, das jedoch erst am Abend zur Verfügung stehen würde. Bis dahin mussten er und sein Team eben besonders wachsam bleiben.
    Geneva sammelte Charles’ Briefe ein.
    »Die müssen wir vorläufig hier behalten«, sagte Rhyme.
    »Behalten? Als Beweisstücke?«
    »Nur so lange, bis wir wissen, was hier vor sich geht.«
    Geneva zögerte. Ihr Blick wirkte sehnsüchtig.
    »Wir passen gut auf sie auf.«
    »Okay.« Sie gab sie Mel Cooper.
    Er bemerkte ihre sorgenvolle Miene. »Möchtest du vielleicht Kopien mitnehmen?«
    Es schien ihr peinlich zu sein. »Ja, gern. Wissen Sie … die Briefe sind ein Teil meiner Familiengeschichte. Das macht sie irgendwie wichtig.«
    »Überhaupt kein Problem.« Er fertigte die Fotokopien an und gab sie ihr. Geneva faltete die Blätter sorgfältig

Weitere Kostenlose Bücher