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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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kehrtgemacht, die Flucht ergriffen und geschrien: »Bleib bloß weg von mir, Nigger.«
    Er hatte diesen unterschwelligen Rassismus satt. Es war immer das Gleiche. Würde es sich jemals ändern?
    Ja. Nein.
    Wer, zum Teufel, konnte das schon wissen?
    Jax bückte sich und rückte beiläufig die Pistole zurecht, die unangenehm gegen seinen Knöchel drückte. Dann ging er weiter die Straße entlang. Die Narbe ließ ihn hinken, und er kam nur langsam voran.
    »Yo, hast du mal etwas Kleingeld?«, ertönte eine Stimme.
    Er wandte den Kopf und sah drei Meter hinter sich einen großen, vornübergebeugten Mann mit sehr dunkler Haut.
    »Yo, hast du Kleingeld, Mann?«, wiederholte der Typ.
    Jax ignorierte den Bettler. Schon komisch, dachte er. Den ganzen Tag lang hatte er sich als Obdachloser ausgegeben, und nun wurde er von einem echten Penner bedrängt. Geschah ihm recht.
    »Yo, das Kleingeld!«
    »Nein, ich hab keins«, sagte er schroff.
    »Na los. Jeder hat Kleingeld. Und niemand kann es leiden. Alle wollen es loswerden. Die Münzen sind so schwer, und man kann sich nichts dafür kaufen. Ich tu dir also sogar einen Gefallen, Bruder. Komm schon.«
    »Verzieh dich.«
    »Ich hab seit zwei Tagen nichts mehr gegessen.«
    Jax schaute über die Schulter. »Natürlich nicht«, sagte er. »Deine ganze Kohle ist offenbar für die Klamotten draufgegangen.« Der Mann trug einen schmutzigen, aber ansonsten einwandfreien königsblauen Adidas-Trainingsanzug. »Besorg dir ’nen Job.« Jax ging weiter.
    »Na gut«, sagte der Schnorrer. »Wenn du mir schon kein Kleingeld geben willst, wie wär’s dann mit deinen beschissenen Händen?«
    »Meinen …?«
    Jax wurden unvermittelt die Beine unter dem Leib weggerissen. Er stürzte bäuchlings zu Boden. Noch bevor er sich umdrehen und die Automatik ziehen konnte, kniete auch schon jemand auf seinem Rücken und drückte ihm die Mündung einer großkalibrigen Pistole hinter das Ohr.
    »Scheiße, was soll das?«
    »Maul halten.« Hände tasteten ihn ab und fanden die versteckte Waffe. Handschellen rasteten ein, und Jax wurde in eine sitzende Position gebracht. Jemand hielt ihm einen Dienstausweis des FBI vor die Nase. Der Vorname darauf lautete Frederick. Der Nachname Dellray.
    »O Mann«, sagte Jax mit hohler Stimme. »Der Scheiß hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Tja, Sonny, weißt du was, es kommt noch jede Menge Kacke hinterher. Also gewöhn dich lieber dran.« Der Agent stand auf, nahm sein Mobiltelefon und wählte eine Nummer. »Hier Dellray. Ich bin ganz in der Nähe. Ich glaube, ich habe Boyds Kumpel erwischt. Er hat einem Teenager, der aus Lincolns Haus kam, etwas Geld zugesteckt. Ein schwarzer Junge, etwa dreizehn. Was wollte er bei euch? … Eine Tüte? Scheiße, das ist irgendeine Höllenmaschine! Vermutlich Gas. Boyd muss sie diesem Drecksack gegeben haben, damit er sie hineinschmuggelt. Verlasst das Haus und meldet einen Zehn-dreiunddreißig … Und jemand soll sofort zu Geneva laufen!«
     
    Der kräftige Mann saß in Handschellen und an einen Stuhl gefesselt in Rhymes Labor, umgeben von Dellray, Rhyme, Bell, Sachs und Sellitto. Man hatte ihm eine Pistole, eine Brieftasche, ein Messer, Schlüssel, ein Mobiltelefon, Zigaretten und Geld abgenommen.
    Eine halbe Stunde lang hatte in Lincoln Rhymes Haus das absolute Chaos geherrscht. Bell und Sachs hatten sich Geneva geschnappt, waren mit ihr zur Hintertür hinausgelaufen und hatten sie in den Polizeiwagen verfrachtet, der sofort davongerast war, um keinem Angreifer die Chance zu geben, sich dem Mädchen zu nähern. Alle anderen warteten draußen, bis das Räumkommando eintraf und in Schutzanzügen nach oben stapfte, um die Bücher zu röntgen und chemisch zu untersuchen. Es wurden weder Sprengstoffe noch Giftgas festgestellt. Die Bücher waren echt. Rhyme vermutete, dass man sie glauben machen wollte, die Tüte enthalte eine Bombe, damit der Komplize sich nach der Evakuierung durch die Hintertür einschleichen oder mit der Feuerwehr oder Polizei in das Haus eindringen konnte, um Geneva bei nächster Gelegenheit zu ermorden.
    Dies war also der Mann, von dem Dellray am Vortag gehört hatte, dem es fast gelungen war, sich Geneva auf dem Schulhof der Langston Hughes Highschool zu nähern, der ihre Adresse herausbekommen hatte und ihr dann zu Rhyme gefolgt war, um einen weiteren Anschlag auf sie zu verüben.
    Er war außerdem der Mann, der ihnen verraten konnte, wer Boyd angeheuert hatte, hoffte Rhyme.
    Der Kriminalist betrachtete ihn

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