Das Teufelsspiel
brachten. Das Treffen fand im freigegebenen Teil des Zimmers statt, in dem es Buntglasfenster und eine Rosenholzvertäfelung gab.
Neben Rhyme und Thom saßen Geneva Settle und der Anwalt Wesley Goades. Rhyme musste belustigt daran denken, dass er Goades einige Male verdächtigt hatte, in den Fall verwickelt zu sein weil der Anwalt plötzlich in Rhymes Haus aufgetaucht war, um sich nach Geneva zu erkundigen, und weil der Vierzehnte Zusatzartikel für jemanden wie ihn eine besondere Bedeutung besaß; als überzeugter Bürgerrechtler hätte Goades ein starkes Motiv dafür gehabt, diese juristische Waffe zu schützen. Der Kriminalist hatte sich außerdem gefragt, ob der Mann seinem früheren Arbeitgeber, der Versicherungsgesellschaft, noch immer loyal gegenüberstand und aus diesem Grund Geneva hintergehen würde.
Aber Rhyme hatte diesen Verdacht nie laut geäußert und musste sich daher auch nicht dafür entschuldigen. Nachdem er und Sachs herausgefunden hatten, dass der Fall eine unerwartete Wendung nahm, hatte Rhyme vorgeschlagen, Goades als Anwalt hinzuzuziehen. Geneva Settle war natürlich sofort damit einverstanden gewesen.
Auf der anderen Seite des marmornen Couchtisches saßen Gregory Hanson, der Direktor der Sanford Bank and Trust, seine Assistentin Stella Turner sowie der Seniorpartner der von Sanford beauftragten Anwaltskanzlei, ein adretter Mann Mitte vierzig namens Anthony Cole. Die drei strahlten ein gewisses Unbehagen aus. Rhyme nahm an, dass dies auf seinen Anruf vom Vortag zurückging, als er Hanson um ein Treffen »in Sachen Ashberry« ersucht hatte.
Hanson war dazu bereit gewesen, hatte jedoch eilends und zugleich matt hinzugefügt, er sei so schockiert wie jeder andere, dass Ashberry einige Tage zuvor bei einer Schießerei auf dem Gelände der Columbia University ums Leben gekommen sei. Er wisse nichts davon – und auch nichts von irgendeinem Juwelenraub oder Terroranschlag –, nur das, was in der Zeitung gestanden habe. Was genau wollten Rhyme und die Polizei von ihm?
Rhyme hatte die Standardantwort aller Cops gegeben: »Wir möchten Ihnen nur ein paar Routinefragen stellen.«
Nach den einleitenden Höflichkeiten kam Hanson nun sofort zur Sache. »Würden Sie uns verraten, was das hier soll?«, fragte er.
Rhyme ließ sich nicht lange bitten und erklärte, dass William Ashberry einen Auftragskiller namens Thompson Boyd engagiert hatte, um Geneva Settle ermorden zu lassen.
Die drei musterten bestürzt das zierliche Mädchen, das vor ihnen saß. Geneva hielt den Blicken ruhig stand.
Der Kriminalist fuhr fort: Ashberry hatte den Grund für den Mord unbedingt geheim halten wollen und daher mit Boyd mehrere falsche Motive ausgearbeitet. Anfangs sollte die Tat wie eine Vergewaltigung aussehen, doch Rhyme hatte den Versuch sogleich durchschaut. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen fanden er und das Team das vermeintlich echte Tatmotiv heraus: Geneva hatte einen Terroristen bei der Planung eines Anschlags gesehen.
»Aber auch das erwies sich als problematisch. Nach dem Tod des Terroristen hätte Geneva keine Gefahr mehr drohen dürfen. Doch Boyds Partnerin hat es erneut versucht. Was war da los? Wir hatten den Mann ausfindig gemacht, der Boyd die Bombe verkauft hatte, ein Brandstifter aus New Jersey. Das FBI nahm ihn fest. Wir konnten ein paar bei ihm gefundene Banknoten mit Boyds Versteck in Verbindung bringen. Das machte aus ihm einen Mordkomplizen, und er legte ein volles Geständnis ab. Er verriet uns, dass er für Ashberry den Kontakt zu Boyd hergestellt hatte und …«
»Aber diese Terroristensache«, warf der Anwalt der Bank skeptisch ein und lachte mürrisch auf. »Bill Ashberry und Terroristen? Das …«
»Dazu komme ich noch«, sagte Rhyme ebenso mürrisch. Vielleicht noch mürrischer. Dann setzte er seine Ausführungen fort: Die Aussage des Bombenbauers reichte nicht aus, um einen Haftbefehl gegen Ashberry zu erwirken. Also beschlossen Rhyme und Sellitto, ihm eine Falle zu stellen. In Genevas Highschool wurde ein Polizeibeamter platziert, der am Telefon den Konrektor spielte. Jeder Anrufer, der sich nach Geneva erkundigte, wurde an ihn durchgestellt und erhielt die Auskunft, das Mädchen habe einen Juraprofessor der Columbia University aufgesucht. Der echte Professor stellte ihnen nicht nur seinen Namen, sondern auch sein Büro zur Verfügung. Fred Dellray und Jonette Monroe, die verdeckte Ermittlerin von Genevas Schule, übernahmen bereitwillig die Rollen des Dozenten und der
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