Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
er.
    Der Streifenwagen, der sie begleitet hatte, hielt auf Anweisung Bells vor dem Ford. Der Officer am Steuer würde Rhyme die gewünschten Briefe bringen. Kurz darauf traf ein weiteres Fahrzeug ein, ein unauffälliger Chevy. Darin saßen zwei von Bells Zeugenschutzengeln, die in und vor dem Haus Position beziehen sollten. Nachdem Bell erfahren hatte, dass der Täter zur Ablenkung auch auf unbeteiligte Dritte schoss, hatte er Verstärkung angefordert. Die beiden Beamten waren Luis Martinez, ein ruhiger, zuverlässiger Detective, und Barbe Lynch, eine umsichtige junge Kollegin, die noch nicht lange beim Personenschutz arbeitete, aber einen sechsten Sinn für Gefahren besaß.
    Bell stieg aus, sah sich um und knöpfte gleichzeitig sein Sakko zu, um die beiden Pistolen zu verbergen, die er am Gürtel trug. Schon damals in der Kleinstadt war er ein guter Cop gewesen, und auch als New Yorker Ermittler leistete er vortreffliche Arbeit, doch beim Zeugenschutz lief er zur Höchstform auf. Es war eine Begabung, so wie er als Jugendlicher ein untrügliches Gespür dafür besessen hatte, wo sich bei seinen Jagdausflügen das beste Wild finden ließ. Instinkt. Was er wahrnahm, war mehr als das Offensichtliche – wie beispielsweise die Reflexion eines Zielfernrohrs, das Klicken eines Revolverhahns oder die Gestalt, die das Spiegelbild seiner Schutzperson in einem Schaufenster beobachtete. Er konnte sehen, wenn jemand auf ein Ziel zusteuerte, obwohl es keinen logischen Anhaltspunkt dafür gab. Oder wenn ein vermeintlich nur schlecht geparktes Auto einem Killer ermöglichen würde, ohne Rangiermanöver die Flucht zu ergreifen. Er sah ein Haus, eine Straße und ein Fenster und dachte: Genau dort würde sich ein Scharfschütze verstecken.
    Im Augenblick jedoch registrierte Bell keine Bedrohung, also ließ er Geneva Settle aussteigen und begleitete sie ins Haus; Martinez und Lynch folgten auf seinen Wink hin. Er machte sie mit Geneva bekannt, und dann gingen die beiden Detectives wieder nach draußen und überprüften die Umgebung. Das Mädchen schloss die innere Sicherheitstür auf und führte Bell und den Streifenbeamten in den ersten Stock.
    »Onkel Bill«, rief sie und klopfte an die Wohnungstür. »Ich bin’s.«
    Ein stämmiger Mann Mitte fünfzig öffnete ihnen. Seine Wange war mit vielen kleinen Muttermalen übersät. Er lächelte und nickte Bell zu. »Guten Tag. Ich heiße William.«
    Der Detective nannte seinen Namen, und sie gaben sich die Hände.
    »Schatz, wie geht es dir? Was dir heute passiert ist, ist ja schrecklich.«
    »Mir geht’s gut. Aber die Polizei wird eine Weile hier sein. Man befürchtet, der Kerl, der mich überfallen hat, könnte es noch mal versuchen.«
    Das runde Gesicht des Mannes legte sich in Sorgenfalten. »Um Gottes willen.« Dann deutete er auf den Fernseher. »Du bist in den Nachrichten, Kleines.«
    »Hat man etwa ihren Namen genannt?«, fragte Bell und runzelte ungehalten die Stirn.
    »Nein. Wegen ihres Alters. Und Bilder von ihr hat man auch nicht gezeigt.«
    »Na, immerhin …« Die Pressefreiheit war ja ganz gut und schön, aber es gab Fälle, in denen Roland Bell nichts gegen ein gewisses Maß an Zensur gehabt hätte – wenn es nämlich um die Identität und die Adressen von Zeugen ging. »Bitte bleiben Sie beide hier vorn. Ich möchte mich kurz umschauen.«
    »Ja, Sir.«
    Bell unterzog die Wohnung einer schnellen Inspektion. Die Eingangstür wurde durch zwei Riegel und ein Zylinderschloss mit Stahlbeschlägen gesichert. Die vorderen Fenster wiesen zur Straße und den gegenüberliegenden Wohnhäusern. Er zog die Rollos herunter. Unterhalb der seitlichen Fenster verlief eine Gasse. Die massive Ziegelwand des Nachbarhauses verfügte jedoch über keine Fenster und somit über kein Versteck für einen Heckenschützen. Bell schloss dennoch sowohl die Fenster als auch die Vorhänge.
    Die Wohnung war groß – es gab zwei Türen zum Treppenhaus, eine vorn beim Wohnzimmer, die andere hinten in einer Wäschekammer. Bell vergewisserte sich, dass die Schlösser verriegelt waren, und kehrte in den Flur zurück. »Okay«, rief er. Geneva und ihr Onkel kamen zu ihm. »Das sieht ganz gut aus. Halten Sie bitte Türen, Fenster und Vorhänge geschlossen.«
    »Ja, Sir«, sagte der Mann. »Ich werde darauf achten.«
    »Ich hole die Briefe«, sagte Geneva und verschwand in Richtung der Schlafzimmer.
    Nachdem Bell die Sicherheitsaspekte überprüft hatte, nahm er nun die Einrichtung genauer in Augenschein. Das

Weitere Kostenlose Bücher