Das Teufelsspiel
einem stumpfen Gegenstand mehrmals auf den Hinterkopf geschlagen und dadurch außer Gefecht gesetzt.
• Die Schuhabdrücke des Täters stammten von Halbschuhen der Marke Bass, mit einem nach außen weisenden rechten Fuß.
• Der Tod trat durch drei Schüsse ins Herz ein. Das kleine Kaliber, vermutlich 22 oder 25, entspricht dem aktuellen Fall.
• Es wurden keine verwertbaren Fingerabdrücke gefunden; der Täter hat Latexhandschuhe getragen.
• Dem Opfer wurde die Hose heruntergezogen und eine Flasche in das Rektum eingeführt, offenbar um eine homosexuelle Vergewaltigung vorzutäuschen. Der Profiler der Staatspolizei Ohio kam zu dem Schluss, der Tatort sei fingiert. Das Opfer war als Zeuge zu einem bevorstehenden Prozess gegen das organisierte Verbrechen vorgeladen worden. Eine Woche vor dem Mord wurden von einem Konto des Angeklagten fünfzigtausend Dollar in bar abgehoben; das Geld ließ sich nicht weiterverfolgen. Die Ermittler nehmen an, dass mit dieser Summe ein Auftragsmörder bezahlt wurde, der Tallis aus dem Weg räumen sollte.
Status: Offen, aber derzeit nicht in Bearbeitung, weil Beweismittel verschwunden sind.
Verschwundene Beweise, dachte Rhyme … Um Gottes willen. Er überflog den Text ein weiteres Mal. »Fingierte Spuren, um ein falsches Motiv vorzutäuschen – und ein weiterer vermeintlicher Ritualmord.« Er nickte in Richtung der Tarotkarte. »Die Schläge mit dem Knüppel, gefolgt von einer Strangulation oder Erschießung, die Latexhandschuhe, die Bass-Schuhe, der rechte Fuß … Sicher, das könnte unser Mann sein. Und wie es aussieht, ist er ein Mietkiller. Falls das zutrifft, haben wir vermutlich zwei Täter: Nummer 109 und seinen Auftraggeber. Also gut, ich möchte alles haben, was in Texas und Ohio zu diesen beiden Fällen vorliegt.«
Cooper tätigte einige Anrufe. Die Behörden in Texas teilten ihm mit, sie würden die Akte überprüfen und sich so bald wie möglich bei ihm melden. In Ohio hingegen bestätigte ein Detective ihm, dass die Akte vor zwei Jahren im Verlauf eines Umzugs verschwunden sei, und zwar zusammen mit den Unterlagen einer Vielzahl anderer als vorläufig ungeklärt eingestufter Fälle. Er würde sich gern noch mal danach umsehen. »Aber machen Sie sich keine zu großen Hoffnungen«, fügte der Mann hinzu. Als Rhyme davon erfuhr, verzog er das Gesicht und wies Cooper an, nachdrücklich darauf zu dringen, dass man die Akte, falls irgend möglich, wiederfand.
Wenig später klingelte Coopers Mobiltelefon. Er nahm den Anruf entgegen. »Hallo? … Schießen Sie los.« Er machte sich einige Notizen, dankte dem Anrufer und unterbrach die Verbindung. »Das war die Verkehrspolizei. Sie haben endlich festgestellt, welche genehmigten Jahrmärkte oder Umzüge während der letzten paar Tage stattgefunden haben, jeweils groß genug, dass damit Straßensperrungen verbunden waren. Zwei in Queens – eine Nachbarschaftsvereinigung und ein griechischer Interessenverband. Ein Columbus-Day-Fest in Brooklyn und ein weiteres in Little Italy. Das war das größte von allen. Auf der Mulberry Street.«
»Wir müssen Teams an alle vier Schauplätze schicken«, sagte Rhyme. »Sie sollen in sämtlichen Discountläden und Drogerien überprüfen, ob dort Smiley-Tüten verwendet werden, ob sowohl Kondome als auch Isolierband und Teppichmesser erhältlich sind und ob eine schlichte Registrierkasse oder Rechenmaschine benutzt wird. Gebt unseren Leuten eine Beschreibung des Täters. Mal sehen, ob jemand vom Verkaufspersonal sich an ihn erinnern kann.«
Rhyme verfolgte, wie Sellitto einen kleinen dunklen Punkt auf seinem Jackettärmel anstarrte, vermutlich einen weiteren Blutspritzer von dem morgendlichen Attentat. Der stämmige Detective rührte sich nicht. Da er hier den höchsten Dienstgrad bekleidete, war es seine Aufgabe, das Sondereinsatzkommando und die Streifenpolizei zu benachrichtigen und die Ermittlungen in die Wege zu leiten. Er schien dem Kriminalisten jedoch gar nicht zugehört zu haben.
Rhyme schaute zu Sachs, die daraufhin nickte und in der Zentrale anrief, um für die Einteilung der Suchteams zu sorgen. Als sie auflegte, bemerkte sie, dass Rhyme die Tafel betrachtete. »Ist was?«
Er antwortete nicht sofort und sann eine Weile darüber nach, was genau ihn störte. Dann wurde es ihm klar. Es ging ihnen wie Fischen auf dem Trockenen …
»Ich glaube, wir brauchen zusätzliche Hilfe.«
Eines der schwierigsten Probleme, die ein Kriminalist zu bewältigen hatte, war die
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