Das Teufelsspiel
größten amerikanischen Komponisten aller Zeiten, wurde an der Tür abgewiesen, während drinnen seine eigene Musik gespielt wurde.
Na und? Der Cotton Club war längst Geschichte. Harlem nicht. Und würde es nie sein. Die Harlem-Renaissance war vorbei, und der Hip-Hop hatte sich verändert. Aber dafür war hier längst wieder eine brandneue Bewegung im Gange. Jax fragte sich, wie genau sie wohl aussehen mochte. Und ob es ihm gelingen würde, sie mitzuerleben denn falls er diese Geneva-Settle-Sache versaute, würde er entweder tot oder binnen vierundzwanzig Stunden wieder hinter Gittern sein.
Lasst euch das Soulfood schmecken, wünschte er den Touristen, als der Bus wieder anfuhr.
Er folgte der Straße noch ein Stück weiter und sah schließlich Ralph, der – welch Wunder – an einem mit Brettern vernagelten Gebäude lehnte.
»Hallo«, sagte Jax.
»Na, alles klar?«
Jax ging weiter.
»Wohin willst du?«, fragte Ralph und bemühte sich, mit dem größeren Mann Schritt zu halten.
»Schöner Tag für einen Spaziergang.«
»Bisschen kalt.«
»Beim Gehen wird dir warm.«
Sie schlenderten weiter, und Jax ignorierte vorerst Ralphs Gequengel. Bei einem Papaya King kaufte er vier Hotdogs und zwei Fruchtsäfte, ohne vorher zu fragen, ob Ralph überhaupt Hunger hatte. Oder ob er Vegetarier war oder kotzen musste, wenn er Mangosaft trank. Er zahlte, ging wieder nach draußen und reichte dem hageren Kerl seinen Lunch. »Lass uns nicht hier essen. Komm weiter.« Jax schaute sich um. Niemand zu sehen. Er ging wieder los, diesmal schneller.
Ralph folgte ihm. »Gehen wir, weil du mir nicht traust?«
»Ja.«
»Wieso denn auf einmal?«
»Weil du seit unserem letzten Treffen genug Zeit gehabt hättest, mich zu verpfeifen. Was ist daran so schwer zu verstehen?«
»Schöner Tag für einen Spaziergang«, lautete Ralphs Antwort. Er biss von seinem Hotdog ab.
Nach einem halben Block trafen sie auf eine menschenleere Querstraße und bogen nach Süden ab. Jax blieb stehen. Ralph lehnte sich an den schmiedeeisernen Zaun eines Sandsteinhauses. Jax aß seine Hotdogs und nippte an dem Mangosaft. Ralph schlang ebenfalls sein Essen hinunter.
Sie aßen und tranken und wirkten wie zwei Bauarbeiter oder Fensterputzer, die Mittagspause machten. Völlig unverdächtig.
»Mann, die machen in diesem Laden echt gute Hotdogs«, sagte Ralph.
Jax aß auf, wischte sich die Hände an seiner Jacke ab und klopfte Ralphs T-Shirt und Jeans ab. Keine Verkabelung. »Lass uns zur Sache kommen. Was hast du herausgefunden?«
»Diese Settle, ja? Sie geht auf die Langston Hughes. Kennst du sie? Die Highschool?«
»Klar kenn ich die. Ist die Kleine gerade da?«
»Keine Ahnung. Du hast nach der Schule gefragt, sonst nichts. Aber ich hab von meinen Jungs aus der Hood noch was anderes gehört.«
Die Hood …
»Es ist jemand bei ihr. Die ganze Zeit.«
»Wer?«, fragte Jax. »Die Cops?« Wer denn sonst?, dachte er. Die Frage war eigentlich überflüssig.
»Offenbar ja.«
Jax trank seinen Saft aus. »Und die andere Sache?«
Ralph runzelte die Stirn.
»Um die ich dich gebeten habe.«
»Oh.« Der Pharao sah sich um. Dann zog er eine Papiertüte aus der Tasche und reichte sie unauffällig weiter, Jax konnte fühlen, dass es sich um eine kleine Automatikpistole handelte. Gut. Genau wie bestellt. Unten in der Tüte lagen lose Patronen.
»So«, sagte Ralph zögernd.
»So.« Jax zog ein paar Scheine aus der Tasche und gab sie Ralph. Dann beugte er sich dicht neben das Ohr des Mannes. Er roch Malz, Zwiebeln und Mango. »Jetzt hör gut zu. Unser Geschäft ist hiermit abgeschlossen. Falls ich erfahre, dass du jemandem hiervon erzählst oder auch nur meinen Namen erwähnst, werde ich dich aufspüren und dir den verdammten Arsch aufreißen. Frag DeLisle. Er wird dir bestätigen, dass man mir lieber nicht in die Quere kommen sollte. Verstanden?«
»Ja, Sir«, flüsterte Ralph in seinen Mangosaft.
»Und jetzt hau ab. Nein, da entlang. Und dreh dich nicht um.«
Jax ging in die entgegengesetzte Richtung, zurück zur Hundertsechzehnten Straße, wo er sich unter die Passanten mischte. Er ging mit gesenktem Kopf und möglichst schnell, trotz des Hinkens, aber nicht so schnell, dass es Aufmerksamkeit erregte.
In einiger Entfernung kam ein weiterer Touristenbus mit quietschenden Bremsen vor dem ehemaligen Harlem World zum Stehen. Aus dem Innern des auffällig lackierten Fahrzeugs drang leise irgendein Rap nach draußen. Doch den Blutgraffitikönig interessierten
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