Das Teufelsweib von Chicago
sicher, wie er mit den wachsenden Gefühlen umgehen sollte, die ihn zwangen, sich das Unmögliche mit ihr zu wünschen.
Am nächsten Nachmittag betrat Leah Jaces Autowerkstatt. Ihr Gang war beschwingt, und sie strahlte eine neue Selbstsicherheit aus, die ihr am Tag zuvor gefehlt hatte. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte sie sich komplett verwandelt. Aus der Frau, die nicht den Mut hatte, einen Mann zu verführen, war eine leidenschaftliche Frau geworden. Eine Frau, die sich das nahm, was sie wollte, ohne Schuldgefühle oder Bedauern.
In der letzten Nacht war sie so mutig, abenteuerlustig und experimentierfreudig gewesen, wie noch mit keinem anderen Mann zuvor. Jace hatte ihre schamlose Seite zum Vorschein gebracht. Leah lächelte. Es hatte sich unbeschreiblich gut angefühlt, so furchtlos und sinnlich zu sein und seine Aufmerksamkeit ebenso wie seinen Unterricht so offen zu genießen – und zu wissen, dass sie ihn vollkommen verwirren konnte.
Sie schlenderte durch den stillen, verlassenen Empfangsbereich und in die dahinter liegende Werkstatt. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie Jace durch den Stoff seiner Boxershorts hindurch gestreichelt hatte. Allein dadurch hatte er vollkommen die Selbstbeherrschung verloren. Dieses Kunststück hatte sie nachhaltig beeindruckt. Zuzusehen, wie er seine Zurückhaltung aufgab, und zu fühlen, wie sehr er sie brauchte, hatte auch sie auf den Gipfel der Lust geführt – zweimal nacheinander.
An diesem Abend wollte sie ihn in sich spüren. Sie wollte die Erfahrung machen, von ihm, seiner Hitze, seiner Kraft, seinem Duft erfüllt zu sein, ohne dass irgendetwas zwischen ihnen stand. Sie wollte die Vertrautheit. Sie brauchte die unvergessliche Erinnerung, bevor sie ihn wieder gehen lassen musste.
Da Jaces Autowerkstatt am Samstagnachmittag für gewöhnlich um eins schloss und es bereits halb eins war, waren nur noch wenige Mechaniker bei der Arbeit. Sie waren mit unkomplizierten Serviceleistungen wie Reifen- oder Ölwechsel beschäftigt.
“Hey, Gavin”, sagte Leah und trat zu dem Werkstattleiter, der gerade einige Muttern festzog. “Wissen Sie, wo ich Jace finden kann? Er ist nicht in seinem Büro.”
Gavin warf ihr über die Schulter hinweg einen kurzen Blick zu und erstarrte – offensichtlich erstaunt über Leahs Verwandlung. Im Gegensatz zu dem konservativen Sekretärinnen-Outfit vom Vortag trug sie nun eine enge Jeans, die vorn geschnürt war. Dazu hatte sie ein in der Taille gerafftes pfirsichfarbenes Top an, das ihr Dekolleté aufs Vorteilhafteste hervorhob. Abrupt hob Gavin seinen Blick zu ihrem Gesicht und wirkte mit einem Mal verlegen. “Es tut mir leid … Wie war noch mal die Frage?”
Leah unterdrückte ein Lächeln. Dieses Verhalten unterstützte ohne Zweifel Jaces Behauptung, dass Männer auf visuelle Reize reagierten. Und sie selbst entwickelte eine völlig neue Selbstsicherheit. Plötzlich traute sie sich zu, sich zu zeigen. Es befriedigte sie zutiefst, zu wissen, dass sie mehr als nur einen flüchtigen Blick vom anderen Geschlecht erhaschen konnte.
Sie hatte sich Jaces Ratschlag zu Herzen genommen und “den Haken mit einem Köder versehen”, wie er so schön gesagt hatte. Sie lernte schnell. Und genau das wollte sie ihm zeigen. In der vergangenen Nacht hatte sie bereits ein Kleid getragen, das im
rednofive
für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, also war sie an diesem Morgen einkaufen gegangen und hatte ein paar Outfits fürs Wochenende besorgt. Und ganz offensichtlich reagierten Männer nicht gleichgültig auf ihre Verwandlung. Leah war sich allerdings sicher, dass Brent nicht gerade erfreut wäre. Er bevorzugte … dezente Eleganz.
Eigentlich sollte sie sich schuldig fühlen. Doch an diesem Wochenende ging es nicht um Brent. An diesem Wochenende ging es nur um
sie
und um
ihre
Wünsche. Leah hatte vor, ihre neu entdeckte Sinnlichkeit voll und ganz auszuleben.
Von diesem Gedanken beflügelt, konnte sie es kaum noch erwarten, ihren umwerfenden Liebhaber zu sehen. “Wissen Sie, wo Jace steckt?”, wiederholte sie und hob die weiße Papiertüte mit dem Logo eines Feinkostladens darauf hoch. “Ich habe sein Mittagessen mitgebracht.”
Gavin räusperte sich, sammelte sich kurz und deutete mit dem Finger ans andere Ende des Gebäudes. “Äh, ja. Er ist in seiner Privatwerkstatt.”
“Danke.” Sie schlenderte an dem Mann vorbei. Und als sie seinen Blick auf sich spürte, ließ sie ihre Hüften noch ein wenig
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