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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Kahn
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Teil
Peking
    Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik. Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elends
     und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer
     herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.
     
    Karl Marx

|117| 10
    Um Punkt 10:00   Uhr klopfte es an der Tür. Decker öffnete und ein paar Männer, die wie Köche gekleidet waren, kamen herein, nahmen sein Gepäck
     und verschwanden wieder, ohne ein Wort zu sagen. Ein anderer kam auf ihn zu und sagte: »Benötigen Sie noch etwas?«
    »Ein paar Bücher.«
    »Welche?«
    Decker deutete auf sein Regal. »Die untere Reihe.«
    Der Chinese blickte einen Moment auf das Regal, ging dann kurz zur Tür und kam wieder zurück. »Wir erledigen das«, sagte er.
     »Der Wagen erwartet Sie unten.«
    Decker wollte etwas erwidern, als die Männer mit einer Aluminiumkiste erschienen und anfingen, die Bücher einzupacken. »Kommen
     Sie bitte«, sagte der Chinese. »Haben Sie Ihren Pass?«
    Decker sah sich beim Gehen noch einmal um. Er verließ seine Suite nur ungern, solange noch Fremde darin waren. Der Chinese
     bemerkte sein Zögern. »Sie können uns vertrauen.«
    Konnte er das? Decker schnappte seine alte Armeejacke und ging zur Tür. Für wie lange würde er seine gewohnte Umgebung nicht
     wiedersehen? Es war eine Reise ins Ungewisse.
     
    |118| Am Rhein-Main-Flughafen stieg er aus. »Gehen Sie zum Air-China-Schalter!«, sagte der Fahrer.
    Decker stellte sich in die Schlange der aufgeregten Touristen und Auslands-Chinesen, die auf dem Weg in die Volksrepublik
     waren. Sofort kam eine freundliche uniformierte Chinesin und geleitete ihn zu einem anderen Schalter, der eben erst geöffnet
     wurde. Er wurde mit Namen begrüßt und erhielt seine Bordkarte. Er musste kein Wort sagen. Am ersten Sicherheitscheck vor dem
     Abflugbereich wollte er seinen Pass aus der Brusttasche holen und das Handgepäck auf das Röntgengerät legen, als die freundliche
     Chinesin ihn am Ärmel zupfte.
    »Gehen Sie dort drüben hin«, sagte sie und führte ihn zum Diplomaten-Check-in, wo er einfach nur durchgewinkt wurde. Decker
     passierte und schlenderte durch den Duty Free Bereich, bis sein Flug aufgerufen wurde.
    Er ging mit den anderen Passagieren an Bord. Einige saßen schon, andere suchten ihre Plätze. Es herrschte das übliche Gewurschtel
     und Gedränge. Eine Stewardess kam auf ihn zu und bat ihn, mit ihr zu kommen. Er folgte der Frau in die Küche. Hinter ihm verschloss
     sie den Vorhang.
    »Ziehen Sie bitte das hier an«, sagte sie.
    Decker schaute verblüfft. Es war einer dieser typischen Overalls, den die Leute auf dem Vorfeld trugen.
    »Da soll ich rein?« Der Snob in Decker sträubte sich gegen den schlichten Overall.
    »Sie werden gleich sehen, warum.«
    Zum Glück war der Overall groß genug, um über alle Sachen zu passen. Decker kam sich vor wie ein Raumfahrer. Dann klappte
     die Versorgungstür der Küche nach außen, und Decker starrte in den leeren Container, in den Hunderte von Mahlzeiten für die
     Passagiere gebracht worden waren.
    |119| »Treten Sie ruhig ein!«, sagte die Stewardess. »Es ist völlig sicher.«
    Im Inneren des Containers war es vollkommen dunkel. Decker trat ein, die Tür klappte zu und die Hydraulik heulte, als sich
     die Ladebühne zur Erde herabsenkte. Mit einem Klack rastete sie auf dem Lastwagen ein, und der Wagen fuhr los. Decker konnte
     nichts sehen außer dem Lichtkegel der Taschenlampe in den Händen der Stewardess, die ihn begleitete. Die Fahrt schien ihm
     endlos.
     
    Der Wagen hielt und die Tür wurde von außen geöffnet. »Kommen Sie bitte, Dr.   Decker«, sagte ein Mann in dunklem Anzug. Decker kletterte zögernd hinaus und befand sich direkt auf dem Vorfeld, irgendwo
     außer Sichtweite des Terminals.
    »Bitte, hier entlang.« Er wurde um das Auto herum geführt und stand plötzlich vor einem anderen Flugzeug, einem großen Privatjet,
     ganz in rot bis auf die internationale Kennung am Seitenleitwerk. Der Mann im dunklen Anzug deutete ihm an, die Gangway hinaufzugehen.
     Die Kabinentür stand offen und oben wartete der chinesische Pilot auf ihn. Decker stieg die leichte Aluminiumtreppe hinauf.
     »Willkommen an Bord, Dr.   Decker«, sagte der Pilot auf Englisch und gab ihm die Hand. Beim Betreten der Maschine sah er durch die offene Cockpittür
     den Copiloten bei den

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