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Das Tibetprojekt

Titel: Das Tibetprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Kahn
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Ich bereite alles vor. In fünfzehn Minuten geht’s
     los«
    |280| »Moment. Du willst mitten in der Nacht die Maschine verlassen? Und was ist mit der Sicherheit da draußen? Wir sollten besser
     nicht über einsame Gebirgspässe fahren.«
    »Machen wir auch nicht.« Mit diesen Worten verschwand sie in ihrer Kabine.
     
    Als sie schließlich das Flugzeug verließen, staunte Decker nicht schlecht. Direkt vor ihnen stand ein Helikopter. Und das
     Flugfeld wurde von Panzerwagen und Soldaten bewacht. Decker war flau im Magen. Sollten sie wirklich einfach so nachts in einem
     Klosterhof landen? Noch dazu mitten in Nepal mit einer chinesischen Fahne am Heck? Wenn das mal keinen internationalen Zwischenfall
     hervorruft.
    »Willst du einen Krieg anfangen?«, fragte er.
    »Ich regle das später. Steig endlich ein!« Li Mai schwang sich ins Cockpit und setzte sich hinter den Steuerknüppel.
    »Du fliegst?«
    »Wenn’s recht ist. Jetzt komm schon, du Dandy!«
    Seufzend nahm Decker auf dem Co-Pilotensitz Platz und starrte sie an. »Du hast dich umgezogen?«, stellte er anklagend fest.
     Li Mai hatte einen schwarzen Overall an, und ihre Haare waren zusammengebunden. »Was dagegen? So bin ich beweglicher.«
    »Wofür?«
    »Man kann ja nie wissen, was einen erwartet«, sagte sie und setzte den Pilotenhelm auf.
    Als sich Decker zum Angurten umdrehte, bemerkte er, dass sie nicht allein waren. »Wer sind die denn?«, flüsterte er und deutete
     auf die vier Männer in der Kabine. Sie trugen schwarze Kampfanzüge, Sturmmasken und High-Tech-Gewehre.
    |281| »Falls wir nicht willkommen sind. Und nach allem, was ich jetzt von diesem Bön weiß, bin ich lieber vorbereitet im Kampf gegen
     die Dämonen«, sagte Li Mai, während sie mit den Startvorbereitungen begann.
    »Die werden wir nicht brauchen. Wir besuchen einen Ort der Stille«, wandte Decker ein.
    »Du machst deinen Job. Und ich meinen.« Mit diesen Worten startete Li Mai die Turbine.
    Decker schwieg eine Weile und bewunderte die Technik um ihn herum. »Sagenhafte Maschine. Das ist eine Dauphin.«
    »Stimmt«, sagte Li Mai.
    »Das ist einer der besten Hubschrauber der Welt. Den hat die deutsche Bundespolizei und die amerikanische Küstenwache auch.«
    »Für diesen Einsatz genau richtig.«
    »Wo habt ihr den her? Der fällt doch sicher unter die Exportbeschränkungen.«
    »Wirklich? Da muss jemand was übersehen haben. Zum Glück merkt’s hier keiner. Oder wollen wir lieber laufen?« Li Mai grinste
     unter dem Helm.
    Decker musste lachen.
    »Genau«, sagte Li Mai. Damit erhob sich der mächtige Hubschrauber und begann seinen geheimen Flug durch die Nacht.
     
    Patrick war verwirrt. Gedanken und Gefühle quälten ihn. Er musste unbedingt mit seinem Lama sprechen. Er brauchte seine Hilfe.
     Das Kloster wirkte wie verlassen. Alle schliefen. Aber der Rimpoche, sein Meister, war nicht in seinem Zimmer gewesen. Patrick
     irrte durch die Gänge und schaute in alle Räume. So entdeckte er die versteckte Tür und wunderte sich. Sie war nicht verschlossen |282| . Patrick zog sie vorsichtig auf und blickte erstaunt die dunkle Treppe hinab. Er wusste gar nicht, dass das Kloster auch
     einen Keller hatte. Leise stieg er die Stufen hinunter und hielt plötzlich inne. Er hörte seltsame Geräusche.
     
    Die Dauphin fand ihren Weg mit Satellitennavigation und Spezialgeräten. Li Mai ähnelte einem Androiden aus einem Science-Fiction-Film.
     Ihr Kopf steckte in einem schwarzen Helm voller blinkender Elektronik. Ihre Augen waren verdeckt hinter einer Nachtsichteinrichtung,
     die Decker nur zu gut kannte. So holte ihn die Welt seines Vaters noch einmal ein, von der er sich eigentlich verabschiedet
     hatte. Sie blickte nicht aus dem Fenster, sondern verließ sich ganz auf die Bilder, die ihr wie in einem Computerspiel in
     ihrem Helm eingespielt wurden. Decker wusste nur zu gut, dass man sich auf dieses System verlassen konnte, aber ganz wohl
     war ihm dennoch nicht dabei. Und das, obwohl er auch selbst schon seit Jahren Hubschrauber flog.
    Aber eben nicht so.
    Er sah hinaus in die Finsternis und auf den Mondschein und dann beobachtete er wieder die Abläufe im Cockpit. Die Avionik
     war vom Feinsten, und er machte sich innerlich mit der Maschine vertraut.
     
    Der Lama betrat die Kammer. Im Schein der Kerzen sah er sich um. Es war alles für ihn vorbereitet worden. Es war der Raum
     der heiligen Vereinigung. Teppiche lagen auf dem Boden und die Wände waren mit Tankas und Bildern bedeckt. Sie

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